JAHRESÜBERBLICK

Das war wichtig in 2017

Wir geben einen Überblick über die – aus unserer Sicht – wichtigsten Ereignisse und Berichte aus dem Jahr 2017. IslamiQ wünscht einen guten Start ins neue Jahr und freut sich auf die kommende Zeit.

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Einige unserer Autoren im Jahr 2017. © diverse
Einige unserer Autoren im Jahr 2017. © bearbeitet by IslamiQ

Islamfeindlichkeit, Burka-Verbote, Kopftuchdebatten etc. bestimmten auch 2017 die Medien und die Politik. Muslimische Frauen werden immer zu den „Anderen“ gemacht, um so gesamtgesellschaftliche Probleme abzuwälzen. Nabila Bushra zufolge steht die deutsche Mehrheitsgesellschaft vor einer großen Herausforderung. „Wenn die Mehrheitsgesellschaft und vor allem die Politik vor und nach der Bundestagswahl immer noch das brennende Thema „Islam und muslimische Frauen“ thematisieren, dann müssen wir uns nicht wundern wenn gesellschaftliche Probleme wie Armut und Bildung zu kurz kommen“, so Bushra.

Zudem markiert 2017 den Beginn der separaten Erfassung islamfeindlicher Straftaten. Doch wie sieht Islamfeindlichkeit im Alltag aus? Journalist Fabian Köhler traf die 17-Jährige Muslimin Elena, die den Hass hautnah zu spüren bekam.

EuGH-Urteil zum Kopftuch am Arbeitsplatz

Im März entschied der Europäische Gerichtshof (EuGH), dass das Tragen eines Kopftuchs unter Umständen verboten werden könnte. Die Auswirkungen dieses Urteils und die Widersprüchlichkeit dieses Verbot haben wir versucht auf Papier zu bringen. Die österreichische Philosophin Amani Abu Zahra definiert das Urteil als einen Schlag gegen die Selbstbestimmung von Musliminnen und ihr Recht auf Selbstverwirklichung am Arbeitsmarkt. „Europas Musliminnen sind gebildet, reflektiert, nehmen ihre Rechte in Anspruch und suchen gemäß ihrer Ausbildung einen Platz am Arbeitsmarkt, der ihnen zusteht“, betont Abuzahra.

#meinmoscheereport

Im April starteten wir die Hashtagaktion #meinmoscheereport. Die Aktion lief zeitgleich mit der Ausstrahlung der zweiten Folge des „moscheereports“. Zuvor hatte der Journalist Constantin Schreiber für seinen „Moscheereport“ dreizehn Moscheen besucht und unter anderem Fragmente aus den Freitagspredigten gezeigt, die simultan übersetzt wurden. Als Folge seiner Recherche in den Moscheen gab Schreiber an, dass er über das, was er gehört hatte, „entsetzt sei“ und keine Predigt gehört habe, die „wenigstens okay“ sei. Viele Muslime, aber auch Nichtmuslime kritisierten Schreibers Vorgehensweise und Schlussfolgerungen.

Schreibers Buch „Inside Islam“ und die dazugehörige Sendereihe „Moscheereport“ ist bei Muslimen und Nichtmuslimen auf große Kritik gestoßen. Als Reaktion auf die einseitige Berichterstattung von Schreiber sollten Muslime bundesweit einen Beitrag auf den sozialen Kanälen mit Hashtag #meinmoscheereport posten. Tausende, egal ob jung oder alt, teilten ihre emotionalsten, witzigsten oder prägendsten Anekdoten aus ihrer Moschee. Bisher gab es 9400 Tweets zu dem Hashtag.

Islamische Seelsorge in Deutschland und Österreich

Alle Menschen erleben hin und wieder Schicksalsschläge und Lebenskrisen, die zu Zäsuren im Leben der betroffenen Personen werden. Zur Bewältigung dieser Krisen hilft eine vom Glauben heraus inspirierte und sich an der Religion orientierende „Seelsorge“. Islamische Religionsgemeinschaften möchten die islamische Seelsorge in Deutschland ausbauen. Für den Theologen Dr. Esnaf Begić. ist eine flächendeckende Etablierung der „islamischen Seelsorge“ in Deutschland, in der Ausbildung der muslimischen „Seelsorgerinnen“ und „Seelsorger“, in ihrer strukturellen Institutionalisierung und praktischen Durchführung für die Muslime eine Zukunftsaufgabe, die keine Alternative hat. Am Beispiel der „islamischen Krankenhausseelsorge“ erklärt der Theologe und IslamiQ-Redakteur Muhammed Suiçmez warum eine Etablierung wichtig ist und ehrenamtliche Modellprojekte wegweisend, aber nicht ausreichend sind.

Im Gegensatz zu Deutschland kann Österreich auf 20 Jahre islamische Seelsorge zurückblicken. Ramazan Demir schrieb einen Hintergrundbericht über die Strukturen und Bedeutung der islamischen Seelsorge in österreichischen Gefängnissen.

Muslime zu den Bundestagswahlen

Kurz vor den Bundestagswahlen entfachte erneut die Debatte über die Loyalität der Türkischstämmigen Muslime. Viele Politiker nutzen die angespannte Situation, um auf Wahlfang zu gehen. IslamiQ befragt Prof. Dr. Hacı Halil Uslucan zu den Auswirkungen dieser Debatte. Angesichts dieser Tatsache und den rechtspopulistischen Wahlkampfkampagnen wussten Muslime nicht, wen sie wählen sollen. In unserem iQ-Wahlprüfstein haben wir die Parteien (CDU, SPD, FDP, Die Grünen und Die Linke). Außerdem haben wir in unserer Reihe „Muslime zu den Bundestagswahlen“ um die Einschätzungen einiger muslimischer Aktivisten gebeten.

AfD im Bundestag

Seit den Bundestagswahlen am 24. September 2017 sitzt mit der AfD eine islamfeindliche Partei im Bundestag. Die AfD ist angekommen. Nicht nur in der Mitte der Gesellschaft, sondern auch in der Position der drittstärksten Kraft in Deutschland. In einem Hintergrundbericht versuchte Sara Larbi-Niazy durch einen kleinen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte das „Symptom AfD“ darzustellen. Mit unserer Interview-Reihe „AfD im Bundestag“ haben wir mit renommierten Wissenschaftlern und Experten wie Prof. Dr. Wolfgang Benz, Prof. Dr. Werner Schiffauer und Dr. Christian Röther besprochen, wie es zu dem Erfolg der AfD gekommen ist, warum der Einzug der AfD ein Demokratieverlust und der Islam zur Zielscheibe der Rechten geworden ist.

Trumps Entscheidung und die Antisemitismusdebatte

Mit einem historischen Alleingang hat Trump Jerusalem als Israels Hauptstadt anerkannt. Die Reaktionen fielen unterschiedlich aus. Die Verurteilung dieser Entscheidung entfachte die Antisemitismusdebatte. In ihrer Selbstkritik hat die leitende Redakteurin von IslamiQ, Esra Ayari, versucht darzustellen, dass Antisemitismus kein muslimisches sondern ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Rechtspopulisten behaupteten, dass der Antisemitismus im Islam bzw. im Koran verankert sei. Was aber im Koran tatsächlich über Juden steht und wie diese zu verstehen sind, erklärte Ali Mete in einem Meinungsbeitrag. „Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die koranischen und prophetischen Berichte über Juden, Christen und andere Völker, zu denen Gott Propheten sandte, keineswegs diese Gemeinschaften „verdammen“. Vielmehr sind sie als Warnung zu verstehen.“

IslamiQ ist 2017 außerdem Youtube beigetreten, neben Facebook, Twitter und Instagram können unsere Leser jetzt auch auf diesem sozialen Netzwerk uns abonnieren und sich unsere Videos, die wir im Rahmen von #IslamiQfragt veröffentlichen. Dieses Jahr hat sich zu iQuote und Quotebox auch die neuen Formate HistoriQ und InfographiQ dazu gesellt. Außerdem haben wie die neue Serie „Muslimische Vorbilder„, in der wir unsere Leser zu Autoren machen und „Deutschland, deine Umma„, in der wir die vielfältige Community Deutschland wiedergeben, gestartet.

Für das nächste Jahr haben wir noch einiges vor und freuen uns drauf es euch vorzustellen. An dieser Stelle möchten wir auch einen großen Dank an unsere Autorenschaft und an unsere Leserinnen und Lesern aussprechen und wünschen allen einen guten Start ins neue Jahr. Eure IslamiQ-Redaktion.