Muslime und Christen

Papst unterstützt Religionsfreiheit der Muslime

Der Papst hat sich gegen ein Kopftuchverbot und für mehr Achtung der Religionsfreiheit der Muslime ausgesprochen. Im Zuge dessen warnte er vor der „übertriebenen Laizität“ in Frankreich.

18
05
2016
Papst Franziskus © Norbert Staudt auf flickr, bearbeitet by IslamiQ.

Papst Franziskus hat sich gegen ein Kopftuchverbot ausgesprochen. „Wenn eine muslimische Frau ein Kopftuch tragen will, muss sie das tun können, ebenso wie ein Katholik, der ein Kreuz tragen will“, sagte er in einem Interview der französischen Tageszeitung „La Croix“ (Montag). Jeder müsse die Freiheit haben, seinen Glauben zum Ausdruck bringen zu können, so der Papst mit Blick auf das Kopftuchverbot in Frankreich. Dies müsse auch im kulturellen Zentrum erlaubt sein und nicht nur am Rande der Gesellschaft.

Zugleich kritisierte der Papst eine „übertriebene Laizität“ in Frankreich. Religionen würden wie „eine Subkultur“ betrachtet und nicht wie eine „echte und eigene Kultur“, so Franziskus. Dies sei seine „kleine Kritik“ an Frankreich, das er sonst sehr schätze. Das Land müsse auf diesem Gebiet einen „Schritt nach vorne“ machen.

Zugleich betonte der Papst, dass Europa nicht nur eine christliche Wurzel habe. Es gebe viele Wurzeln. Wenn die Rede vom christlichen Europa sei, fürchte er, dass der Ton, „triumphalistisch oder rachsüchtig“ sein könne. Europa habe zweifellos christliche Wurzeln, und das Christentum habe die Pflicht, sie zu bewässern. Dies dürfe jedoch nicht in kolonialistischer Manier erfolgen. Nötig sei ein Geist des Dienens, wie er in einer Fußwaschung zum Ausdruck komme. „Die Pflicht des Christentums gegenüber Europa ist der Dienst“.

Der Papst bekräftigte, dass ein friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen grundsätzlich möglich sei. In seinem Heimatland Argentinien etwa hätten die Angehörigen beider Religionen ein „gutes familiäres“ Verhältnis untereinander. Als weitere Beispiele nannte er die Zentralafrikanische Republik und den Libanon. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
In Frankreich gibt es keinen "übertriebenen Säkularismus", vielmehr gibt es in anderen Ländern wie Deutschland weiterhin unfaire Religionsprivillegien (staatliche Einhebung der Kirchensteuer; vom Staat bezahlter konfessioneller Religionsunterricht; theologische Fakultäten an staatlichen Universitäten). Alle Religionen und nicht religiöse Weltanschauungen sind völlig gleich zu behandeln, diesem gerechten Zustand ist Frankreich näher gekommen. Privat kann jeder ein Kopftuch, eine Kreuzkette oder Parteiabzeichen tragen. Im Berufsleben halte ich das optische Neutraliätsprinzip für angebracht. Trotz Weltanschauungsfreiheit ist es am Arbeitsplatz ja auch unpassend Abzeichen von Parteiabzeichen zu tragen. Nach dem Motto "Die eine Hand wäscht die andere" solidarisiert sich der Papst nun offenbar mit religiösen Sonderwünsche einiger (nicht aller) Moslems, offenbar in der Hoffnung damit die eigenen Vorrechte besser verteidigen zu können
19.05.16
8:47
Andreas sagt:
@Ute Fabel: Zu den Errungenschaften der Moderne gehört u.a. die Religionsfreiheit. Das bedeutet, dass jeder die Religion praktizieren darf, die ihm zusagt. Es gestattet sogar den Verzicht auf Religionsausübung. Das ist jedem unbenommen. Zum Glück! Es darf dann aber auch nicht sein, dass ständig versucht wird, Menschen, die einer Religion angehören, in der Ausübung ihrer Religion zu behindern. Ein Mensch wird nicht dadurch neutral, dass er nach außen seine religiöse Zugehörigkeit verbergen muss. Seiner inneren Ansichten ändern sich durch ein solches Verbot nicht. Ein Zustand ist nicht dadurch gerecht, dass er scheinbar alle gleich behandelt. Verbote, die z.B. hauptsächlich eine Religion betreffen, können nicht wirklich gerecht sein.
19.05.16
13:41
Manuel sagt:
@Andreas: Genau, jeder der sich für einen konsequenten Laizismus einsetzt ist ein Islamfeind, vielleicht ist es auch der Islam der ständig ein Problem mit dem Laizismus bzw. Säkularismus hat, auf die Idee sind Sie noch nicht gekommen. In Frankreich herrscht über alle Parteigrenzen hinweg Konsens bezüglich des Laizismus, wieso soll das jetzt geändert werden, nur weil es einer bestimmten Religion nicht passt?
19.05.16
20:09
Andreas sagt:
@Manuel: Genaugenommen ist jemand, der die Religion aus der Öffentlichkeit verdrängen will, ein Religionsfeind. Auch Christen haben Probleme damit, wenn die Religion aus dem öffentlichen Raum verdrängt wird. Nichts anderes wollte wohl der Papst sagen. Und nichts anderes sagen Kirchenvertreter in Deutschland. Es ist also Unsinn, immer wieder zu behaupten, nur der Islam hätte ein Problem damit. Man kann Menschen nicht sagen, dass sie zwar eine Religion haben dürfen, diese aber in ihren eigenen vier Wänden versteckt halten müssen. Zum Glück verbannt das deutsche Grundgesetz auch gar nicht die Religionen aus der Öffentlichkeit.
20.05.16
11:55
Manuel sagt:
@Andreas: Ja leider hat sich in Europa noch nicht ein konsequenter Laizismus durchgesetzt. Weiters habe ich noch keine Klagen von Christen in Frankreich gehört?
21.05.16
10:55