Vier Jahre nach Christchurch

Muslime fordern mehr Einsatz im Kampf gegen Islamfeindlichkeit

Nach den Anschlägen auf zwei Moscheen in Christchurch erklärten die Vereinten Nationen den 15. März zum internationalen Tag zur Bekämpfung von Islamfeindlichkeit. Heute jährt sich der Anschlag zum vierten Mal.

15
03
2023
Sicherheit Moscheen
Nach dem Terroranschlag auf die Al Noor Moschee in Christchurch© Shutterstock, bearbeitet by iQ

Der Anschlag auf zwei Moscheen in Christchurch jährt sich heute zum vierten Mal. Die UN-Generalversammlung hatte letztes Jahr bei einer einstimmigen Resolution den 15. März zum internationalen Tag zur Bekämpfung von Islamfeindlichkeit erklärt. Den Antrag für die Resolution wurde von Pakistan im Namen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) eingebracht. Das Datum markiert den Tag, an dem ein Mann bei einem Terroranschlag in zwei Moscheen in Christchurch 51 Gläubige tötete und 40 weitere verletzte.

Der zu lebenslanger Haft verurteilte Rechtsextremist Brenton Tarrant will das Urteil anfechten. Er habe sich nur unter Folter schuldig bekannt. Bei dem bislang folgenschwersten Anschlag in der jüngeren Geschichte des Pazifikstaats hatte Tarrant im März 2019 zwei Moscheen in der Stadt Christchurch angegriffen und 51 Menschen erschossen. Dutzende weitere wurden teils lebensgefährlich verletzt. Viele Überlebende leiden bis heute unter den Folgen, sind arbeitsunfähig oder müssen mit starken Schmerzen leben. Das minutiös geplante Massaker übertrug der Täter damals per Helmkamera live ins Internet.

Hass und Diskriminierungen gegen Muslime sind zu einer „Realität“ geworden, die in vielen Teilen der Welt zunimmt. Im Jahr 2022 hat es in Deutschland täglich fast zwei Angriffe auf Muslime und Moscheen gegeben. Insgesamt wurden 569 islamfeindliche Straftaten erfasst.

ZMD: „Aus Worten können Taten werden“

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime Aiman Mazyek äußerte sich mit den Worten: „Wir sind leider jeden Tag und weltweit Zeugen dieser menschenverachtenden Haltung, wo Hass und Vorurteile gegenüber Muslimen ausgegossen werden. Dieser Tag erinnert uns eindringlich daran, dass alle Menschen eine Würde haben, wir die Vielfalt der Religionen und Weltanschauungen achten, die die Basis jedes friedvollen Zusammenlebens ist“.

Die schrecklichen Anschläge in Christchurch würden uns schmerzhaft vor Augen halten, dass Hass und Verachtung gegenüber Muslimen nicht bei Worten Halt machen. Sie gingen zu Taten über. Es mache deutlich, dass wir uns viel entschiedener gegen Muslimfeindlichkeit auch in unserer Gesellschaft zur Wehr setzen müssten, auch wenn sie manchmal scheinheilig als Islamkritik daherkommt.

„Deutschland braucht Beauftragten gegen Islamfeindlichkeit“

Muslimisch gelesene Menschen sind täglich verbaler, nonverbaler und körperlicher Gewalt ausgesetzt. Auch Anschläge auf muslimische Einrichtungen seien keine Seltenheit. Angesichts dieser Bedrohungslage sei es unverständlich, dass Deutschland keinen Beauftragten gegen Muslimfeindlichkeit hat, so Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG).

„Der 15. März ist eine Mahnung, im Kampf gegen Islamophobie nicht nachzulassen. Der menschenverachtende Anschlag in Christchurch hat gezeigt, wozu Hass und Hetze führen können, wenn sie nicht konsequent bekämpft werden., so Meta weiter. Auch wenn es in der öffentlichen Wahrnehmung nicht deutlich geworden sei: Auch Hanau sei in erster Linie ein islamfeindlich motivierter Anschlag und damit ein Anschlag auf das muslimische Leben in Deutschland. Der Täter von Halle habe ebenfalls zunächst eine Moschee im Visier gehabt. (iQ)

Leserkommentare

Marco Polo sagt:
Der hier genannte IGMG-Generalsekretär könnte sich gleichzeitig auch für einen geeigneten und würdigen Beauftragten gegen Islamextremismus einsetzen. Dadurch würde er sehr viel mehr an Glaubwürdigkeit erlangen. Denn auch im Kampf gegen radikal-islamisch motivierte Anschläge und Polit-Aktivitäten darf keinesfalls nachgelassen werden. Solches darf nicht ausgeblendet oder marginalisiert werden. Im Visier haben Extremisten immer etwas destruktives oder gefährliches. Wenig bekannt ist z.B., dass am 4. Februar nach Polizeiangaben rund 3500 Islamisten in der Hamburger Innenstadt demonstrierten. Ihr Motto: "Der Koran ist die Zukunft. Kundgebung gegen Koranverbrennung." Der Verfassungsschutz warnt vor dem Veranstalter "Muslim Interaktiv". Die Gruppe wird ideologisch dem Umfeld der Hizb ut-Tahrir (HuT) zugeordnet. Das ist eine trans- nationale islamistische Bewegung, die für die Errichtung eines Kalifats kämpft. Bei einer ziemlich aufgeheizten Demo-Stimmung - mit klarer Trennung von Männern und Frauen - waren die Teilnehmer größtenteils nach einem Moschee-Gebet erschienen. So berichteten Reporter vor Ort. Bei YouTube kann man eine klare Video-Kampfansage einer jugendlichen Muslima mit Kopftuch aus Heppenheim (Hessen) sehen. Ihr Aufruf: "Homosexuelle Kinder lebendig begraben, erschießen & aus dem Fenster werfen!" >> Fundstelle: "weibliche Paschas zeigen Integrationsprobleme" Derartige Statements haben es wirklich in sich. Der bekannte Buchautor und Iskamkritiker Ahmad Mansour weist bei Twitter auch auf eine immer mehr zunehmende "TikTok-Radikalisierung der Next Generation an Islamisten" hin: "Muslim Interaktiv ist ein Paradebeispiel für TikTok-Radikalisierung." Das Netzwerk TikTok gilt als neues Propaganda-Organ für Islamisten & Followers. - Schöne, neue Welt? Da ist größte Wachsamkeit wohl viel mehr angebracht und sinnvoll.
16.03.23
3:34
Dilaver_Ç. sagt:
Der Kommentar von Marco Polo ist ein klassisches Beispiel von Whataboutism. Bitte sperren. Danke.
16.03.23
19:16
grege sagt:
Fordern geht immer. Interessanter wird es, ob man das leisten kann, was man selber fordert.
22.03.23
18:55
Marco Polo sagt:
Soll etwa der lapidar eingetippte Kurz-Kommentar in Schlagwort-Manier von Dilaver_C. dem ganzen Thema wirklich gerecht werden? Derartig unangebrachte Plattitüden sollten gesperrt werden. Ob denn der Schreiber auch wirklich selber weiß, was "Whataboutism" überhaupt bedeutet? Ich vermisse da die Bereitschaft zu echter Selbstkritik ohne einem Weltbild mit klassischer Realitätsverweigerung.
28.03.23
16:47