DÜSSELDORF

„Kein Job für dich“ – Bewerberin mit Kopftuch wird abgelehnt

Eine junge Muslimin aus Düsseldorf bewirbt sich bei einer Eventagentur und wird abgelehnt. Grund: ihr Kopftuch. Nun will sie rechtlich gegen die Absage vorgehen.

25
10
2023
Symbolbild junge Muslimin © shutterstock, bearbeitet by islamiQ
Symbolbild junge Muslimin © shutterstock, bearbeitet by islamiQ

Eine junge Muslimin aus Düsseldorf hat sich bei einer Eventagentur beworben und wird aufgrund ihres Kopftuchs abgelehnt. Die Agentur hätte „keinen einzigen Job“ für sie, wo sie mit ihrem Kopftuch einarbeiten könnte. Die Mitteilung der Eventagentur sorgt für Entsetzen bei anderen Bewerbern.

Die 25-jährige Merve O. arbeitet als Promoterin und bewirbt sich für verschiedene Stellen im Eventsektor. Für eine Stelle, die über einer Eventagentur aus Düsseldorf läuft, muss sie sich zuerst ein Profil erstellen. So können Kunden auf ihr Profil zugreifen, und sie für ein Event einstellen. Die junge Muslimin folgte den Anweisungen und erstellte ein Profil und wartete auf die Aktivierung ihres Profils – vergeblich, wie es sich später herausstellte.

Nach einer langen Wartezeit kontaktierte sie die Agentur über Whatsapp. Als Antwort erhielt Merve folgende Mitteilung: „Du wurdest abgelehnt, weil du dich mit Kopftuch beworben hast. Ich hätte keinen einzigen Job für dich, wo das für den Kunden ok wäre.“

„Das hat mich geschockt, dass es offen und ehrlich ins Gesicht gebrettert wurde.“, erklärt Merve gegenüber IslamiQ. Die Antwort der Eventagentur macht die junge Muslimin sprachlos. „Ich war anfangs auch skeptisch, weil ich häufig rassistische Erfahrungen gemacht habe. Aber ich dachte mir: doch, ich bewerbe mich jetzt einfach, weil mich die Stelle interessiert“, so Merve. Dass man ihr gar kein Job anbieten könne, weil sie ein Kopftuch trägt, verstehe sie nicht.

Bewerberin will auf Schadensersatz klagen

Merve wollte die diskriminierende Absage der Eventagentur öffentlich machen und schickte einen Screenshot der Nachricht an ihre Schwester, die auch wie sie in einer Whatsapp-Gruppe mit verschiedenen Eventagenturen und Bewerbern ist. Sie entschieden sich, es in der Gruppe zu posten. Auch wenn der Screenshot für Entsetzen innerhalb der Gruppe sorgte, lies die Eventagentur die Absage zunächst unkommentiert. Schließlich kommentierte die Agentur noch den Vorfall und entschuldigte sich gezwungenermaßen, so Merve.

„Ich war mir unsicher, es in die Gruppe zu schicken, doch überraschender Weise haben die meisten sich sehr solidarisch verhalten.“ Viele hätten ihr Profil bei der Eventagentur daraufhin gelöscht und Jobs bei der Firma abgesagt. Am Ende wurde die Firma sogar aus der Gruppe gelöscht. Merve will nun rechtlich vorgehen und Schadenersatz fordern. Die Solidarität der Gruppenmitglieder habe sie nochmal ermutigt. Sie ist glücklich über die heutigen Möglichkeiten, dass man endlich die Stimme erheben kann, zusammen stark ist und für Ungerechtigkeit ankämpft. Sie rät allen „stark zu bleiben“ und Unterstützung von Anlaufstellen einzuholen.

Leserkommentare

Marco Polo sagt:
Die Soziologin und Publizistin Necla Kelek sieht das Kopftuch als ein wichtiges Symbol für den politischen Islam und sagt: "Das heißt, die Frau trägt mit dem Kopftuch die Fahne der politischen Richtung des Islam. Wir dürfen diese Bewegung nicht kleinreden und nicht sagen, das hat mit uns hier in Deutschland nichts zu tun." Ali Ertan Toprak, der Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Immigrantenvereine: "Es geht um die Errungenschaften der Aufklärung. Religionskritik ist kein Rassismus. Ich komme mir wirklich blöd vor, dass ich im 21. Jahrhundert hier in Deutschland solche Sätze von mir geben muss." Frauenrechtlerin Seyran Ates: "Frauen mit Kopftuch tragen das Patriarchat mit." Es sei absurd, das Kopftuch "zu feiern". Es stehe im Widerspruch zu demokratischen Werten. Der Psychologe und Autor Ahmad Mansour zum muslimischem Kopftuch: "Es ist ein Ausdruck von Tabuisierung der Sexualität, von Geschlechtertrennung, von Machtdemonstration der patriarchalen Strukturen. Mit Feminismus und Freiheit hat das nichts zu tun. Islamisten machen Kopftücher zu ihren Flaggen." Der Islamkritiker und Politikwissenschaftler Hamed Abdel-Samad: "Jeder Islamkritiker braucht heute Personenschützer." Das Kopftuch, sagt er, sei kein Zeichen von Integration und Freiheit, sondern der Abgrenzung, der Unterdrückung der Frau durch den Mann. Emanzipation, freie Entfaltung sollen so verhindert werden. Und das bereits von Kindesbeinen an." Sollen Eventagenturen islamische Kopftücher wirklich als religiöses Statement und fromme bis politische Bekundung überall propagieren und promoten müssen? Und auch nur weil es einigen Hardlinern so in den individuellen und kampfesbewussten religiösen Kram passt?
25.10.23
18:06
Otte Annegret, sagt:
Reina 3546aol.de Warum um alles in der Welt will man in Deutschland ein Kopftuch tragen????
26.10.23
14:42
Otto sagt:
Religion kann man ausleben wenn man privat ist aber auf der Arbeit nicht,so einfach! Ich kann auch nicht ein Dickes Kreuz um Hals tragen denn das würde nicht zur Dienstkleidung passen. Eine Kopfbedeckung wegen eines Glaubens? Völliger Blödsinn denn ich bin oft in der Türkei und dort sieht man selten so etwas und auf Nachfragen bei meinen Kollegen die Muslime sind wurde mir gesagt ! Aus Protest wird in Deutschland Kopftuch getragen und wenn man in die Heimat fliegt,kann man im Fahrzeug sehen wie sie die Kopftücher vor der Landung abnehmen. Ich habe es gesehen ! Da fragt man sich was soll das !
26.10.23
22:25
Dschingis Khan sagt:
Für alle Islam-Hater hier in den Kommentaren. Wir leben in Deutschland und es gilt das Grundgesetz! Artikel 3 des GG besagt: "(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden." Artikel 4 des GG besagt: "(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet." Kurz: Jeder Muslim/a, Jude/in, Hindu/in, Sikhi, etc darf öffentlich seinen Glauben leben und sollte keine Probleme haben irgendwelche Probleme auszuüben wegen angeblicher "Neutralität". In den englischen Ländern, wie England, gibt es keine Probleme, mit dem Kopftuch, Turban usw. als Lehrer, Polizist zu arbeiten. Haben die dort keine Demokratie wie wir? Nur hier gibt es leider wieder einmal den "Drang" religiöse Minderheiten zu diskriminieren und dies nach guter deutscher Manier "rational" zu begründen.
03.11.23
18:12