Gebetsruf

Indonesien dreht Lautstärke von Moschee-Lautsprechern runter

Indonesiens Regierung fordert die Moscheen des Landes zur Reduzierung der Lautstärke von Gebetsrufen und übertragenen Gebetsveranstaltungen auf.

22
02
2022
Gebetsruf Minarette
Symbolbild: Gebetsruf © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Indonesiens Regierung fordert die Moscheen des Landes zur Reduzierung der Lautstärke von Gebetsrufen und übertragenen Gebetsveranstaltungen auf. Die Verwendung von Lautsprechern durch die rund 750.000 Moscheen sei notwendig zur Verbreitung des Islam; ebenso wichtig sei aber auch die Anerkennung anderer religiöser Überzeugungen, zitiert der asiatische Pressedienst Ucanews (Montag) aus einer neuen Richtlinie von Religionsminister Yaqut Cholil Qoumas.

Die Lautsprecher der Moscheen sorgten in der Vergangenheit wiederholt für Proteste von Minderheiten. 2018 wurde eine 44-jährige Buddhistin in Nord-Sumatra zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt, weil sie sich über die Lautstärke des Gebetsrufs beschwert hatte. Die neue Richtlinie enthält jetzt detaillierte Vorgaben für die technische Qualität der Geräte, maximale Dezibelstärke und die Dauer der Rufe.

„Was braucht Anstrengungen zur Aufrechterhaltung von Brüderlichkeit und sozialer Harmonie. Diese Richtlinie dient der Förderung von Frieden, Ordnung und Harmonie unter den Bürgern“, so der Minister des mehrheitlich muslimischen Landes, der seit Dezember 2020 amtiert und als Exponent eines moderaten Islam gilt.

Appelle des Vorsitzenden des Rates der indonesischen Moscheen und ehemaligen Vizepräsidenten Yussuf Kalla zur Reduzierung der Lautstärke verhallten in den vergangenen zehn Jahren ungehört. 2013 sagte Kalla vor dem „Rat der Ulemas“ als höchstem Gremium des indonesischen Islam: „In keinem anderen Land der Welt ist der Ruf zum Gebet so ohrenbetäubend wie hier in Indonesien (…) Wenn sie (die Moscheen) untereinander den Wettbewerb wollen, dann sollten sie das auf Grundlage der Qualität ihrer Gebete tun statt durch das Volumen ihrer Lautsprecher.“ (KNA/iQ)

Leserkommentare

Timotheus sagt:
Damit hier kein falscher Eindruck entsteht, ARD-Tagesschau berichtete 2021 u.a.: "Zunehmender Islamismus in Indonesien...es gibt häufiger Übergriffe und Anschläge...das Klima für andere Religionen wird seit einigen Jahren für andere Religionen zunehmend rauer." Und weiter: "Die Gefahr von Anschlägen auf christliche Kirchen in Indonesien ist hoch...konservative Muslime fordern immer vehementer einen muslimischen Staat mit muslimischen Gesetzen." "Der Politologe Muhamed As Hiam...: 'Intoleranz ist die Saat, aus der sehr üble Sachen erwachsen. Rassismus, Fanatismus, Radikalität.'" "Für den Politologen Wasito Raharjo Jotti ist die Islamisierung der Gesellschaft in Indonesien...die Politisierung der Religion." "Die Rolle der sozialen Medien ist groß in Indonesien.WhatsApp bestimmt den Alltag. Und so haben Hassprediger leichtes Spiel, ihre Botschaften zu verbreiten. Falschmeldungen und Lügen über Gegner, wie zum Beispiel gemäßigte Politiker, sind in Sekundenschnelle in der Welt." "De facto seien Frauen und Mädchen in Indonesien aber häufig massivem Druck ausgesetzt, den Dschilbab zu tragen, sagt Andreas Harsono von Human Rights Watch Indonesien. Die Menschenrechtsorganisation sieht darin einen Angriff auf Grundrechte wie Religions- und Meinungsfreiheit sowie auch das Recht auf Privatsphäre." Es gibt also noch viel zu tun - nicht nur in Indonesien. Die Lautsprecher-Problematik ist dagegen nur eine Lappalie und fast schon banal.
22.02.22
22:39
IslamFrei sagt:
Vielen Dank, Timotheus, dass Sie an Hand der Zustände in Indonesia das wahre Gesicht des Islam gezeigt haben. Es sollte uns eine Warnung sein, den Islam als eine normale Ideologie zu betrachten. Ohne Muslims wäre Deutschland wesentlich sicherer für Frauen Ohne Islam wäre die Welt wesentlich friedlicher.
09.03.22
22:55