Frankfurter Buchmesse

Indonesien ist Ehrengast auf der Frankfurter Buchmesse

Schriftsteller aus Indonesien: Das klingt nach Exotik. Bücher aus dem viertgrößten Land der Welt sind hierzulande eher Mangelware. Nach der Frankfurter Buchmesse könnte sich das ändern. Das größte islamische Land ist vor allem auch für seine religiöse Literatur bekannt.

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2015
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Bücher
Bücher: Eintauchen in eine neue Welt © by Nate Bolt auf flickr.com (CC BY-SA 2.0), bearbeitet islamiQ

70 von rund 250 Millionen: Die 70 Autoren, die in der kommenden Woche zur Frankfurter Buchmesse von Indonesien aus an den Main reisen, repräsentieren die nach Einwohnern viertgrößte Nation der Erde. Eine echte Macht also. Gemessen am Bekanntheitsgrad der literarischen Produktion in Europa ist Indonesien, diesmal Ehrengast der Buchmesse, aber vor allem eines: eine große Unbekannte.

Wer weiß schon etwas über Dorothea Rosa Herliany, die in ihren Gedichten immer wieder die soziale Ungleichheit anprangert? Oder die 30-jährige Okky Madasari, die vor zwei Jahren – als bislang jüngste Vertreterin ihrer Zunft – den „Khatulistiwa Literary Award“ erhielt, die renommierteste Literaturauszeichnung ihres Landes?

Von einem „blinden Fleck in unserer westlich geprägten Wahrnehmung“ spricht der Berliner Publizist Martin Jankowski in seiner Einführung „Indonesien lesen“. Doch nicht nur europäische Ignoranz ist, so meint Jankowski, Schuld an der bislang geringen Präsenz indonesischer Literatur in den heimischen Regalen. Auch in Indonesien selbst fehle es noch an Bewusstsein für das Buch als Kulturfaktor.

Doch das scheint sich zu ändern. Seit Ende des über 30 Jahre währenden Regimes von Haji Mohamed Suharto (1967-1998) kommen die Dinge in Bewegung. Die Zahl der Verlagshäuser ist stetig gewachsen und hat längst die 1.000er-Marke geknackt. In den aufstrebenden Kreisen der aufstrebenden Mittelschicht gehört die gepflegte Lektüre inzwischen zum guten Ton.

Für Branchenkenner ist der südostasiatische Inselstaat mit seinen „17.000 Inseln der Imagination“, so das Motto des Gastauftritts in Frankfurt, daher ein wichtiger Wachstumsmarkt. Der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Jürgen Boos, drückt das so aus: „Wir sehen Indonesien als einen wichtigen neuen Mitstreiter im internationalen Publishing-Netzwerk und werden dieses Jahr erleben, wie eine junge Demokratie einen eigenen, innovativen Weg auf den Feldern Bildung, Lesen und Geschichtenerzählen beschreitet.“

Rund 88 Prozent der Indonesier bekennen sich zum Islam. Demnach zählt die religiöse Literatur zu den drei wichtigsten Genres im Land. In diesem Segment führend ist der 1983 gegründete Mizan Verlag, der rund 600 Bücher im Jahr herausbringt.

Der Fokus liegt auf der Verbreitung islamischen Denkens „auf eine freundliche und offene Weise“, wie es heißt. Dazu dient unter anderem ein Kinderbuchprogramm, das Mizan seit 1992 kontinuierlich ausbaut. Die Bücher der Reihe „Character building for kids“ („Charakterschule für Kinder“) tragen Titel wie „Mama helfen“, „Bescheiden sein“ oder „Versprechen einhalten“.

Bei Debatten über die politische Rolle des Islam hält man sich dagegen zurück. Das verkaufe sich eher schlecht. Besser laufen den
Angaben zufolge Ratgeber, die beispielsweise muslimischen Frauen erklären, wie man den traditionellen Gesichtsschleier, den Hijab, trägt. Daneben führt der Verlag aber auch Comics im Manga-Stil oder Übersetzungen der renommierten britischen Religionswissenschaftlerin Karen Armstrong im Programm.

Das deutsche Publikum darf sich in diesem Jahr auf eine Reihe von Neuerscheinungen freuen. In der von der Buchmesse zusammengestellten Übersicht finden sich auch die wenigen bislang bekannten Namen wieder von Andrea Hirata. Sein Roman „Der Träumer“ erzählt die Geschichte von Ikal, der seine Familie auf der Insel Belitung verlässt, um in der französischen Hauptstadt Paris sein Glück zu machen. So, wie der um 1975 geborene Autor selbst, dessen ebenfalls autobiografisch gefärbter Erstling „Die Regenbogentruppe“ bereits Beachtung in Europa fand. (KNA, iQ)

Info: Auch IslamiQ wird dieses Jahr an der Frankfurter Buchmesse teilnehmen. Wir freuen uns auf euch! (Halle 3.2, C92)