Frankreich

Macron will Islam in Frankreich klarer strukturieren

Bei dem Treffen mit Religionsvertretern in Paris forderte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron eine klare Strukturierung des Islams in Frankreich und betonte die Trennung zwischen Staat und Kirche.

05
01
2018
Frankreich: Macron begrüßt Wertekodex für Muslime © Perspektif, bearbeitet by iQ.
Frankreich: Macron begrüßt Wertekodex für Muslime © Perspektif, bearbeitet by iQ.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron will an der Struktur des Islams in Frankreichs arbeiten. Eine stärkere Strukturierung sei nötig, um sich nicht im „Netz“ der Spaltung innerhalb des Islams in Frankreich sowie der Krise auf internationaler Ebene zu verfangen, sagte er Medienberichten zufolge bei einem Treffen mit Religionsvertretern am Donnerstagabend in Paris.

Demnach will Macron mit den Vertretern der Religionsgemeinschaften in Frankreich einen regelmäßigen Dialog etablieren, der „leidenschaftslos, direkt und fordernd“ sei. „Eure Verantwortung ist immens“, sagte er. Die Religionen seien ein Teil des Lebens der Franzosen. Auch deshalb wolle er bei der Reform des Bioethikgesetzes sowie der Migrations- und Flüchtlingspolitik mit den Religionsvertretern im Austausch bleiben.

Die Rede Macrons zum Prinzip der Trennung von Staat und Kirche, die er am Donnerstag vor den religiösen Vertretern hielt, war lange erwartet worden. Frankreichs Staatspräsident bezeichnete das Gesetz von 1905, das Staat und Kirche trennt, als „Schatz“. Es entspreche jedoch nicht mehr den Anforderungen der Gesellschaft. Der Islam sei etwa im Jahr 1905, als das Gesetz entstand, in der französischen Gesellschaft noch nicht präsent gewesen. Macron rief dazu auf, diese Realität „friedlich“ zu betrachten und nicht zu versuchen, die Religionen in eine Art gemeinsamen Block zu bringen, der plötzlich alles zum „Martyrium“ mache.

An dem Treffen am Donnerstag in Paris nahmen Vertreter von Juden, Muslimen, Katholiken, Protestanten, Orthodoxen und Buddhisten in Frankreich teil.

Pariser Moschee wurde nicht eingeladen

Die Große Moschee in Paris verlässt einem Medienbericht zufolge den französischen Islamrat CFCM. Grund dafür sei, dass der Rektor der Moschee, Dalil Boubakeur, von Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron nicht zu einem Austausch mit Religionsvertretern am Donnerstag eingeladen worden sei, berichtete der französische Fernsehsender RTL.

Für die Muslime wurden der Präsident des französischen Islamrats CFCM, Ahmet Ogras, und dessen Amtsvorgänger Anouar Kbibech eingeladen. Ogras steht den türkischen Muslimen nahe und Kbibech den marokkanischen. Boubakeur werden besondere Sympathien für die algerischen Muslime nachgesagt. Er war von 2003 bis 2008 Präsident des CFCM.

Der Islamrat vereint traditionell alle Strömungen der Muslime in Frankreich. In den vergangenen Jahren gab es allerdings immer wieder Machtkämpfe zwischen verschiedenen Strömungen. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Machtkämpfe zwischen islamisch agitierenden Gruppen und Richtungen. Ein Moschee-Rektor spielt die beleidigte Leberwurst. Der Islam soll stärker strukturiert werden....und dann? Der Islam ist bunt, kritikwürdig, vielgestaltig, problembehaftet, widersprüchlich, autoritär, konservativ, dominant und für viele insgesamt unheimlich bis gefährlich. Echte Lichtblicke sind oft nur Wunschbilder. Völlige Trennung zwischen Staat und Religionsvorstellungen scheint unabdingbar. Anders sind friedliche Entwicklungen kaum möglich - überall auf der Welt.
05.01.18
15:23
Simone sagt:
Eigentlich hätte es doch genügt, den amtierenden Präsidenten des Islamrates einzuladen und nicht auch noch dessen Vorgänger. Dass sich da der Vorvorgänger beleidigt fühlt, war doch zu erwarten. Natürlich hätte man auch jeden einzelnen Imam und/oder Vereinsvorsitzenden einladen können, um der Veranstaltung völlig jeden Nutzen zu nehmen. Das wäre sicher im Interesse der Moslems gewesen.
05.01.18
15:35
Dilaver Çelik sagt:
Politiker haben sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Religionen einzumischen. Wie der Islam in Frankreich strukturiert wird, bestimmen ausschließlich die muslimischen Franzosen selbst.
06.01.18
19:46
Johannes Disch sagt:
Dass Boubaker nicht eingeladen wird, ist unverständlich. Boubaker zählt zu den liberalen Muslimen.
07.01.18
1:40
Johannes Disch sagt:
@Dilaver (Ihr Post vom 06z.01.18, 19:46) -- "Wie der Islam in Frankreich strukturiert wird, bestimmen ausschließlich die muslimischen Franzosen selbst." (Dilaver Celik). Das ist falsch. Das bestimmt der französische Staat. Der gibt den Rahmen vor, in dem sich Religion entfalten darf. Der bestimmt Freiheit und Grenzen der Religionsfreiheit. Richtschnur ist dabei die französische Verfassung und der strikte Laizismus, der Frankreich auszeichnet. Natürlich haben die französischen Muslime ein Mitspracherecht und sind Gesprächspartner auf Augenhöhe.
08.01.18
12:14
Manuel sagt:
@Dilaver Çelik; Und die Religionen, insbesondere der Islam hat sich nicht in den Staat einzumischen. Frankreich ist nicht die AKP-Türkei!
13.01.18
16:18