Belgien

Flandern verbietet Schächten von Tieren

Nach jahrelangen Debatten hat sich die flämische Regierung darauf verständigt, das Schächten ohne Betäubung zu verbieten. Das Verbot gilt ab dem 1. Januar 2019.

31
03
2017
Symbolbild: Schächten im Schlachthof © flickr, CC 2., dierk schaefer.

Ab 2019 ist das Schächten nicht betäubter Tiere in der belgischen Region Flandern verboten. Politiker einigten sich am Mittwochabend auf einen Kompromiss, berichteten verschiedene belgische Medien am Donnerstag. Durch Elektroschocks soll das Gehirn etwa von kleinen Wiederkäuern wie Schafen betäubt werden, bevor sie geschlachtet werden. Das Tier sei dann in einem unbewussten Zustand, aber noch am Leben, was wichtig für den muslimischen Ritus sei.

Der Vermittler, Piet Vanthemsche, habe laut Medienberichten die Einigung zwischen Politikern und Religionsvertretern erzielt. Der flämische Minister für Tierschutz, Ben Weyts, sprach von einer „historischen“ Einigung.

Der Vorsitzende der europäischen Jüdischen Vereinigung (EJA), Rabbi Menachem Margolin, hat das Schächt-Verbot in Belgien kritisiert. Es sei eine „Lüge“, dass das Verbot von Schächten ein Schlüsselelement der Tiergesundheit sei, teilte Margolin am Donnerstag in Brüssel mit.

Auch in der südbelgischen Wallonie debattieren Politiker ein Verbot des Schächtens. Eine Anhörung wird Mitte April stattfinden.

Das Schächten ist eine in Islam und Judentum vorgeschriebene rituelle Schlachtmethode, die den Verzehr von unblutigem Fleisch ermöglicht.Dabei werden den Tieren die Halsschlagadern sowie die Luft- und Speiseröhre mit einem Schnitt durchtrennt. Auf eine Betäubung wird verzichtet, so dass das Tier wegen des noch aktiven Kreislaufs vollständig ausbluten kann. Der Genuss von Blut ist in beiden Religionen verboten. In Deutschland ist das Schächten mit Blick auf die Religionsfreiheit unter Auflagen erlaubt. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Ulrich Dittmann sagt:
Wenn bedingt durch Konsumverlangen nach Fleisch, oder Begehr Tieropferungen durchzuführen, sich die so sehr gewünschte Qualvermeidung der so genannten "Schlachttiere" schon nicht verhindern lässt, muss zumindest jede Möglichkeit der Qualverminderung ausgeschöpft werden. Nirgends in den vorliegenden Religionsschriften ist auch nur der Hauch eines Betäubungsverbotes zu finden. Das ist Fakt. Rein zeitgeschichtlich kann eine Betäubung vor dem Schächten nicht als verboten aufgeführt sein, da eine heute mögliche (reversible) Elektro-Betäubungsform zur Zeit der Schriftlegung der maßgeblichen Heiligen Schriften, Koran und Thora, nicht einmal existent war. Natürlich werden auch die Tiere im Schlachthaus nicht zärtlich totgestreichelt - aber zumindest nicht bewusst(!) und vorsätzlich(!) langsam abgemurkst, wie eben beim betäubungslosen Schächten. Archaisches betäubungsloses Schächt-Schlachten von warmblütigen Wirbeltieren ist als bewusste und vorsätzliche, grauenhafte Tierquälerei einzustufen – sonst wäre diese Tötungsart auch nicht laut regulärem Tierschutzgesetz ausdrücklich verboten. Wenn denn das betäubungslose Schächten eine so geniale, schnelle und tierfreundliche Tötungsartart darstellen würde, wie von Schächtbefürwortern pharisäerhaft behauptet, warum praktiziert man diese so wunderbare, kostengünstige Schlachtmethode dann nicht überall in der westlichen Welt und verschrottet all die teuren, offenbar "unnützen" Betäubungsgerätschaften? Die islamische (wie mosaische) Religion schreibt bindend einen schonenden Umgang mit Tieren vor. Durch ein Festhalten an der heutzutage als anachronistisch einzustufenden Schlachtmethode des betäubungslosen Schächtens, wird diese religiöse Vorgabe explizit ins Gegenteil verkehrt. Die Religionsforderung des “vollständigen Blutentzugs” ist ohnehin unerfüllbar, da immer(!) eine Restblutmenge im Körper verbleibt. Letztlich müssten alle Strenggläubigen - Juden und Muslime - Vegetarier sein. Betäubungsloses archaisches Schächten leistet öffentlicher Verrohung Vorschub, fördert die Etablierung einer abgeschotteten Parallelgesellschaft, desavouiert hier um Integration bemühte Gläubige und Bürger, ist religionswissenschaftlich nicht begründbar, und weder mit dem Begriff "Religion" noch mit der hier geltenden Verfassungsethik zu subsumieren. Wann wird endlich auch im Deutsch-Michl-Land betäubungsloses Schächten von Tieren verboten?
31.03.17
18:18
Ute Fabel sagt:
Vor 1.400 Jahren haben die ahnungslosen Wüstennomaden noch geglaubt, Blut und Fleisch seien ganz unterschiedliche Materien und sollten unbedingt getrennt werden. Heute wissen wir, dass dem überhaupt nicht so ist. In beidem finden sich haargenau dieselben chemischen Substanzen. Jene Stoffe, die im Blut schwimmen, bauen das Fleisch erst auf. Trennen lässt sich Fleisch und Blut gar nicht überzeugend. Vielleicht war gut ausgeblutetes Fleisch im heißen Klima besser haltbar. Heute gibt es Kühlschränke. Trotzdem predigen konservative Theologen wie Herr Kocak sinngemäß: "Denkt nicht nach, hinterfragt nicht und glaubt einfach fest weiter an dieselben religiösen Pflichten und freut euch, wenn ihr sie erfüllen dürft."
31.03.17
22:55
Holger Berger sagt:
Schon alleine diese barbarische Tötungsart offenbart die archaisch-barbarischen Muster und die Verrohungsmentalität, die damit einhergeht. Als ob eine liebende Gottheit derartiges willkommen heißen würde?
03.04.17
16:30
Quirin Muselbrink sagt:
Schächten, eine grauenvolle sehr schmerzhafte Tötung muss ohne wenn und aber verboten werden.
03.04.17
21:48
Spatz sagt:
Was ist das fuer ein "Gott", der vorschreibt, Tiere zu quaelen??? Es ist eine Unverschaemtheit, dass fuer Aberglaeubische Tiere zu leiden haben. Das gehoert sofort verboten und nicht erst 2019!!! Und ueberhaupt: wer in Europa leben will, hat sich gefaelligst an hier gaengige Vorstellungen von Ethik zu halten!! Wir verbrennen hier auch keine Hexen mehr auf dem Scheiterhaufen, wril ein paar Idioten frueher mal an solchen Schwachsinn glaubten!!
04.04.17
8:45
Manuel sagt:
@Spatz: Er schreibt auch vor, das Knaben beschnitten werden müssen, da fragt man sich auch?
05.04.17
11:24
Erika Ortner sagt:
Schluss. Stop. Sofort! Jede Art von Tötung ist mit Leid und Schmerzen und großer Angst verbunden. Niemand kann sagen, welche Tötungsart besser ist. Doch wer Videos bei einem Schächtvorgang gesehen hat und mit einer Schlachtung mit vorangehender Betäubung vergleicht, kann - im Vollbesitze seiner emotionalen Kompetenz - nur gegen das Schächten sein. Das Tier mit aufgeschnittenem Hals windet sich und hat einen minutenlangen Todeskampf. Und dass es vor dem Halsschnitt von Männern festgehalten wird, das Blut und die Angst des vorher getöteten Tieres riecht und spürt ... ist einfach nur erlaubte Grausamkeit Außerdem scheinen mir die (fragwürdigen) Gründe zur der Gebotsimplantierung des Schächtens heutzutage als obsolet. Es gibt in unserer Zeit Kühlschränke und es gibt heute Betäubungsgeräte, die es damals, als im Islam das Schächten vorgeschrieben wurde, noch nicht gab. Also kann auch nicht gesagt werden, dass so ein Betäubungsgerät nicht erlaubt ist. Des Weiteren sei der Konsum von Blut verboten, hingegen ein vollkommen blutleeres Fleisch gibt es nicht. Eine Restmenge des Blutes verbleibt immer noch in den kleinen Arterien. Ergo: Jeder Moslem, der seinen Glauben praktiziert, müsste somit Vegetarier sein!
20.07.18
4:30