Polit-Talk Sendung

Großes Interesse an „Lügenpresse“-Diskussion bei Maischberger

Medien stehen in der Kritik, nicht nur bei Pegida-Demonstranten, die laut „Lügenpresse“ rufen. Sie ließen sich instrumentalisieren oder verschwiegen bewusst manche Fakten, heißt es. Viel Stoff für Diskussionen. Das Interesse ist groß.

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2016
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Sandra Maischberger und Ulrich Wickert in der letzten Ausgabe von "Maischberger". © http://www.daserste.de/unterhaltung/talk/maischberger/sendung/index.html

Sandra Maischberger ist Journalistin und hat ihre Talksendung am Mittwochabend diesmal der eigenen Branche gewidmet. Berichten Journalisten nur, was in ihr eigenes Weltbild passt, und kungeln sie mit den Mächtigen? Die Kritik, Journalisten verdrehten Fakten oder ließen manches unter den Tisch fallen, was politisch nicht opportun erscheint, ist immer wieder zu hören. „Vorwurf „Lügenpresse“ – Kann man den Journalisten noch trauen?“, lautete daher die Leitfrage bei „Maischberger“.

Das Interesse war groß: 2,65 Millionen Zuschauer schalteten dafür um 21.45 Uhr das Erste ein, der Marktanteil lag bei 10,3 Prozent. Das waren noch deutlich mehr Zuschauer als zum Beispiel bei der ersten „Maischberger“-Sendung mit Publikumsdebatte zum Thema Islam in Deutschland Mitte November, die 1,76 Millionen Menschen sahen.

Der Medienwissenschaftler Gerhard Vowe von der Uni Düsseldorf widersprach der verbreiteten Vorstellung, den Medien werde immer weniger geglaubt: „Von Vertrauenskrise kann keine Rede sein.“ Es sei schon lange so, dass etwa 40 Prozent der Menschen in Deutschland den Medien vertrauten, die anderen eher nicht. In dieser Hinsicht habe es aktuell keine erheblichen Veränderungen gegeben.

Joachim Radke, Busfahrer aus Berlin und AfD-Mitglied, kritisierte, die Berichterstattung in den Medien wirke gesteuert. Die Presse lüge nicht komplett, aber es gebe Halbwahrheiten und Unwahrheiten, es finde Meinungsmanipulation statt. Und es werde tendenziös berichtet, wie zum Beispiel im Fall einer einzelnen Person, die bei einer Pegida-Demonstration einen Galgen gezeigt habe. Kamerateams hätten sofort draufgehalten, diesen Einzelfall in den Mittelpunkt gestellt und dessen Bedeutung auf diese Weise ungerechtfertigt überhöht.

Die ehemalige Bundestagsabgeordnete Vera Lengsfeld sagte, es sei ein offenes Geheimnis, dass Journalisten sich inzwischen mehrheitlich grün-links verordneten und es an professioneller Distanz vermissen ließen.

Sandra Maischberger zitierte zur Berichterstattung über die Flüchtlinge in Deutschland eine Studie der Hamburg Media School, die zu dem Ergebnis kommt, dass die Medien darüber überwiegend positiv berichtet hätten. Medienwissenschaftler Gerhard Vowe bestätigte, das sei auch nach seiner Wahrnehmung bis September 2015 so gewesen.

Es habe tatsächlich einen Konsens der Medien in dieser Frage gegeben. Die Vorstellung, da habe jemand im Hintergrund die Fäden gezogen und die Medien wie Marionetten gesteuert, sei aber abstrus.

Der Journalist und ehemalige „Tagesthemen“-Moderator Ulrich Wickert erklärte den Umgang der Medien mit dem Flüchtlingsthema mit der deutschen Geschichte. In Deutschland sei darüber ganz anders berichtet worden als in vielen übrigen Ländern, etwa in Frankreich. Das habe etwas mit der nationalen Identität zu tun – aber nichts mit gezielter Steuerung.

Wickert sprach auch das Thema soziale Medien an: Algorithmen, etwa bei Facebook, führten dazu, dass Nutzer nur das mitbekämen, was sie sowieso schon glaubten. Soziale Medien funktionierten daher wie eine Echokammer.

Der Blogger und Social-Media-Experte Sascha Lobo ergänzte, dass Nutzer sozialer Medien zunehmend Artikel aus ihrem eigenen Meinungsumfeld lesen und keine Gegenpositionen mehr wahrnehmen würden. Dass Gefährliche daran sei, dass sich das eindimensional zuspitze – dem Nutzer fehle das Korrektiv, das es in den klassischen Medien gebe. (dpa, iQ)