









30 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica werden noch immer neue Opfer identifiziert. In diesem Jahr sind es fünf. Viele Familien warten weiter auf Gewissheit.
Am 11. Juli 2025 jährt sich der Völkermord von Srebrenica zum 30. Mal. In diesem Jahr werden fünf neu identifizierte Opfer beigesetzt – vier Männer und eine Frau. Das teilte die Internationale Kommission für Vermisste Personen (ICMP) auf Anfrage von IslamiQ mit. Die jüngste der identifizierten Personen wurde 1976 geboren, die älteste im Jahr 1928. Es ist möglich, dass bis zum Jahrestag noch weitere Opfer identifiziert und beigesetzt werden.
Seit dem Völkermord werden jedes Jahr weitere Tote mithilfe genetischer Analysen identifiziert und am Gedenkort in Potočari beerdigt. Offiziell geht man von 8.372 ermordeten Bosniak:innen aus. Viele Opfer konnten bislang nicht vollständig geborgen werden, da die Täter zahlreiche Massengräber nachträglich öffneten und die Leichen auf mehrere Standorte verteilten – eine gezielte Strategie zur Verschleierung der Verbrechen.
Bis heute wurden an über 570 Orten in Bosnien und Herzegowina Leichenteile entdeckt. Noch 2021 stießen Ermittler auf ein weiteres Massengrab. Unter den Opfern war auch das jüngste bekannte: das wenige Tage alte Mädchen Fatima Muhič.
Die UN-Vollversammlung hat am 23. Mai mit Mehrheit eine Resolution verabschiedet, die den 11. Juli zum Internationalen Gedenktag für den Völkermord von Srebrenica erklärt. 84 Staaten stimmten dafür, 19 dagegen – darunter Serbien, Russland und China. Die Resolution wurde von Deutschland und Ruanda eingebracht. Sie soll das Gedenken an die über 8.000 ermordeten Bosniaken sichern und Versöhnung fördern. In Bosnien wurde der Beschluss begrüßt, in Serbien sorgte er für Protest. Die Resolution verurteilt ausdrücklich die Leugnung des Genozids.
Am 11. Juli 1995 marschierten serbische Truppen unter dem Kommando von General Ratko Mladić in die damals von den Vereinten Nationen zur Schutzzone erklärte Stadt Srebrenica ein. Die dort stationierten niederländischen Blauhelm-Soldaten konnten die Bevölkerung nicht schützen. In den folgenden Tagen wurden mehr als 8.000 muslimische Männer und Jungen von ihren Familien getrennt, verschleppt und ermordet.
Internationale Gerichte, darunter der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) und der Internationale Gerichtshof (IGH), stuften die Verbrechen später als Völkermord ein – der erste in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Noch immer gelten hunderte Menschen als vermisst. Und noch immer kämpfen Überlebende um Gerechtigkeit – gegen Leugnung, gegen das Vergessen und für die Würde der Toten.