Frankreich

Mord in Moschee – Muslime in Deutschland kritisieren schweigende Politik

Nach dem brutalen rassistischen Mord an einem jungen Muslim in einer französischen Moschee bleibt die Reaktion der deutschen Politik auffallend still. Muslimische Religionsgemeinschaften zeigen sich entsetzt.

29
04
2025
Aboubakar Cissé
Aboubakar Cissé

Nach dem brutalen Mord an Aboubakar Cissé während des Morgengebets in einer Moschee im südfranzösischen La Grand-Combe wächst unter Muslimen in Deutschland die Kritik an der politischen und medialen Zurückhaltung hierzulande.

Der Täter, ein junger Franzose, stach dutzende Male auf das betende Opfer ein, filmte die Tat und floh. Später stellte er sich der Polizei in Italien.

Die französischen Behörden prüfen eine Übernahme des Falls durch die Antiterror-Staatsanwaltschaft. Während Frankreich in Trauer steht, bleibt es in Deutschland erschreckend still. Weder Spitzenpolitiker noch große Medienhäuser haben sich bislang klar zu dem Tatmotiv oder den rassistischen Dimensionen der Tat geäußert. Muslimische Religionsgemeinschaften in Deutschland zeigen sich fassungslos über dieses Schweigen.

„Ein tödlicher Angriff auf einen Muslim – und Deutschland schweigt“

“Die Ignoranz gegenüber antimuslimischem Rassismus stärkt die Falschen und bedroht unsere Demokratie“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Die brutale Ermordung eines jungen Gläubigen in der französischen Moschee La Grand-Combe erschütterte Mete zutiefst. Seine Gedanken und Gebete seien bei der Familie des ermordeten Aboubakar Cissé. “Dass ein Mensch beim Gebet aus Hass heraus getötet wird, ist ein unmissverständliches Signal für die tödliche Gefahr antimuslimischen Rassismus“, so Mete weiter.

Umso alarmierender sei das weitgehende Schweigen in Deutschland – nicht nur angesichts dieser Tat, sondern auch angesichts einer dramatisch wachsenden Zahl islamfeindlicher Straftaten im eigenen Land. Dieses Schweigen sei nicht neutral, sagt Mete. Es stärke jene, die längst auf dem Vormarsch seien – rechtsextreme Kräfte, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt offen angreifen würden. Wer schweige, überlasse den Extremisten das Feld und verliere laut Mete an Glaubwürdigkeit.

„Gleichgültigkeit gegenüber antimuslimischem Rassismus“

Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) verurteilt in einer Pressemitteilung die Tat aufs Schärfste und warnt vor den Folgen einer Verharmlosung antimuslimischen Rassismus. Dieser bedrohe nicht nur Einzelne, sondern stelle einen Angriff auf die Grundprinzipien eines demokratischen Rechtsstaats dar. Jeder Übergriff gegen eine religiöse Gemeinschaft gefährde das gesellschaftliche Zusammenleben.

„Es ist eine erschütternde Ignoranz, dass in Deutschland weder die Politik noch große Teile der Presse angemessen auf dieses Verbrechen reagieren. Dass ein solches Hassverbrechen an einem Muslim – noch dazu in einem Gebetshaus – kaum öffentliche Empörung oder politische Reaktionen hervorruft, ist ein alarmierendes Zeichen für die wachsende gesellschaftliche Gleichgültigkeit gegenüber antimuslimischem Rassismus. Schweigen normalisiert diese Gewalt“, so der ZMD.

Leserkommentare

grege sagt:
Die tendenziöseBerichterstattung von islamiq.de und muslimischen Medien ist ein Paradebeispiel für das Verschweigen islamistischer Gewalttaten insbesondere in Frankreich, wo radikale Muslime massenweise Verbrechen begangen haben. Wer solche Taten themamtisierte ist von Islamprotagonisten wie Mayzek postwendend der Isalmfeindlichkeit beschuldigt worden.
29.04.25
21:38
Nurcan sagt:
Eine unfassbare und unwürdige Tat in Frankreich, die verharmlost wird. Sie mit terrorististischen Angriffen von radikalen Islamisten in Verbindung zu bringen ist genauso abstossend, wie die Annahme, es sei gerechtfertigt die Berichterstattung in Deutschland auszulassen. Die Empörung über das Ausbleiben der Berichterstattung seitens der deutschen Medien führt auch zu genau diesem Unverständnis der nichtmuslimischen Mitbürger gegenüber den muslimischen Mitbürger im Lande. Es geht um die humane Empathie füreinander und nicht ständig um eine Anteilnahme , die bedingt ist von einer religiösen Zugehörigkeit. Der Zwiespalt in der Gesellschaft wird noch mehr gefüttert. Es bleibt Frust und Empörung für die deutsche Politik und die Heuchlerei die mittlerweile salonfähig geworden ist.
30.04.25
0:11
Minimalist sagt:
Dem gestrigen Kommentar hier kann ich nur zustimmen. Im Internet kann man sehr leicht eine lange Liste islamistischer Anschläge mit schrecklichen Gräueltaten in Frankreich finden. In dem neuen Sachbuch-Bestseller aus Frankreich "Kalifat nach Plan" von Florence Bergeaud-Blackler wird nicht umsonst vor einem 'Euro-Islam' gewarnt und vor schleichender Umgestaltung Europas bis zur Errichtung eines Kalifats. Die dunkle Seite des Islam ist überall präsent und über diese sollte man sich entsetzen. Aber nein, stattdessen wird erwartet, dass sich ganz Deutschland und alle Medien voll auf diesen einen Moscheemord, so schrecklich er auch ist, stürzen und ihn auf die höchste deutsche Regierungsebene in Berlin hieven sollen.
30.04.25
4:06
gegek sagt:
Zu dem Vorfall im Kashmir schweigen sich islamiq.de, mit ihr verbandelte Islamvertreter sowie auch Vertreter sonsstiger Islamverbände aus. Von daher sind die Vorwürfe der Islamverbände mit Bezug auf den Mord in Frankreich dummdreist
04.05.25
14:57
Veritas D. sagt:
@Minimalist: Der zitierte Kommentar greift ein weitverbreitetes narratives Muster auf, das in der sozialwissenschaftlichen Forschung als gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (vgl. Heitmeyer 2002) oder spezifischer als antimuslimischer Rassismus (vgl. Foroutan 2019) beschrieben wird. Dieses Muster besteht in der selektiven Wahrnehmung von Einzelereignissen – wie terroristischen Anschlägen – zur pauschalen Diskreditierung einer gesamten Religionsgemeinschaft. Es ist wichtig klarzustellen: Terror hat keine Religion. Religiöse Begriffe oder Identitäten werden von gewaltbereiten Gruppen oft instrumentalisiert, um politische Ziele durchzusetzen oder Identitäten zu radikalisieren. Dies geschieht nicht nur im Namen des Islam, sondern in der Geschichte auch im Namen des Christentums, Judentums, Hinduismus oder säkularer Ideologien. Die Zuweisung kollektiver Schuld an eine gesamte Glaubensgemeinschaft ist deshalb weder wissenschaftlich haltbar noch ethisch vertretbar. Die pauschale Gleichsetzung des Islam mit Gewalt steht in völligem Widerspruch zur Realität von über 1,9 Milliarden Muslimen weltweit, die in ihrem Alltag friedlich und rechtschaffend leben. 2. Zitation eines populistischen Sachbuchs ohne wissenschaftlichen Anspruch Die Autorin Florence Bergeaud-Blackler vertritt in ihrem Buch „Kalifat nach Plan“ eine Verschwörungstheorie, die innerhalb der wissenschaftlichen Community stark kritisiert wird. Ihre These, dass ein „Euro-Islam“ gezielt zur Errichtung eines Kalifats führe, basiert nicht auf belastbarer empirischer Forschung, sondern auf spekulativen Interpretationen (vgl. kritische Besprechung in: Le Monde Diplomatique, 2023). Solche Narrative tragen zur Islamfeindlichkeit bei und verengen den Blick auf die Realität der über 20 Millionen Muslimen in Europa, die ein selbstverständlicher Teil der Gesellschaft sind. 3. Selektive Wahrnehmung von Gewalt verzerrt das Gesamtbild Gewalttaten, die von Tätern mit muslimischem Hintergrund begangen wurden, werden in öffentlichen Debatten oft hervorgehoben und als Ausdruck eines kollektiven Problems dargestellt. Gleichzeitig werden rechte, rassistische oder andere ideologisch motivierte Gewalttaten – obwohl sie zahlenmäßig häufig sind – deutlich seltener als gesellschaftliches Phänomen behandelt. Laut dem EUROPOL-Terrorismusbericht (TE-SAT) der letzten Jahre ist die Mehrheit der gemeldeten Anschläge in Europa nicht religiös konnotiert, sondern rechtsmotiviert, separatistisch oder anarchistisch geprägt (vgl. TE-SAT 2022). Eine einseitige Fokussierung auf muslimische Täter verzerrt daher das Lagebild und verstärkt Vorurteile. 4. Warum der Mord in der Moschee in Frankreich Aufmerksamkeit verdient Es ist ein zivilisatorischer Grundsatz, dass jeder Gewaltakt – unabhängig vom Täterprofil – konsequent benannt und verurteilt wird. Wenn Muslime ermordet werden, weil sie Muslime sind, handelt es sich um einen hassmotivierten Anschlag, der ebenso politischen und gesellschaftlichen Handlungsbedarf aufzeigt wie jede andere Form ideologisch motivierter Gewalt. Die Forderung, diesem Mord weniger Aufmerksamkeit zu schenken, relativiert das Leid der Betroffenen und reproduziert eine gefährliche asymmetrische Empathie (vgl. Zick & Küpper 2020), die Opfergruppen nach ihrer gesellschaftlichen Stellung gewichtet. Dies ist mit demokratischen und menschenrechtlichen Prinzipien unvereinbar. Fazit Die pauschale Darstellung des Islam als „dunkel“ und gefährlich ist weder wissenschaftlich haltbar noch gesellschaftlich verantwortungsvoll. Sie trägt zur Polarisierung bei, verstärkt Vorurteile und delegitimiert den legitimen Anspruch muslimischer Bürger auf Schutz, Würde und gleichberechtigte Teilhabe. Eine aufgeklärte Gesellschaft sollte differenzieren, anstatt zu pauschalisieren – und Gewalt unabhängig von Täterprofil oder Opfergruppe in aller Schärfe benennen. Quellen (Auswahl): Heitmeyer, Wilhelm (2002): Deutsche Zustände. Foroutan, Naika (2019): Die postmigrantische Gesellschaft. Roy, Olivier (2004): Der islamische Weg nach Westen. Europol (2022): TE-SAT – Terrorism Situation and Trend Report. Zick, Andreas; Küpper, Beate (2020): Asymmetrische Empathie in polarisierten Gesellschaften.
05.05.25
17:48
Veritas D. sagt:
@Nurcan Diesen Brief kannst du benutzen und auch versenden. Leserbrief: Selektive Empathie spaltet unsere Gesellschaft Sehr geehrte Damen und Herren, mit Bestürzung verfolge ich die mediale und politische Reaktion – oder vielmehr das Schweigen – auf den Mord in einer Moschee in Frankreich im April 2024. Während nach dem schrecklichen Anschlag auf Charlie Hebdo im Jahr 2015 zu Recht weltweite Solidarität und politische Anteilnahme geäußert wurden, bleibt der Mord an einem Muslim in einem Gebetshaus fast gänzlich unbeachtet. Weder führende Politiker noch große Medienhäuser in Deutschland haben den Vorfall angemessen kommentiert oder eingeordnet. Diese Ungleichbehandlung ist mehr als nur ein Kommunikationsversäumnis – sie ist ein Symptom für ein tiefer liegendes gesellschaftliches Problem: Empathie wird in unserem Land offenbar nach Gruppenstatus verteilt. Während manche Opfergruppen sofort Solidarität erfahren, müssen andere – darunter insbesondere Muslime – erst beweisen, dass sie des Mitgefühls „würdig“ sind. Warum? Es ist erschütternd, wenn die Anteilnahme davon abhängig gemacht wird, welcher religiösen oder kulturellen Gruppe ein Opfer angehört. Diese selektive Empathie fördert Misstrauen, gesellschaftliche Entfremdung und das Gefühl, nicht als gleichwertiger Teil der Gesellschaft wahrgenommen zu werden. Gerade in Zeiten wachsender Polarisierung und rechter Gewalt wäre es Aufgabe von Politik und Medien, gleiche Maßstäbe für Trauer, Mitgefühl und mediale Sichtbarkeit zu setzen. Es geht nicht um einen Wettbewerb des Leids, sondern um Gerechtigkeit. Wer Hass und Gewalt konsequent bekämpfen will, darf nicht schweigen, wenn Muslime zu Opfern werden.
05.05.25
17:53
grege sagt:
Die Liquidierung der Redaktion von Charlie Hebdo, die Bombenanschläge in Paris oder der Anschlag in Nizza sind nur die Spitze vom Eiseberg. Im Frankreich gab es eine Vielzahl von Terrorianschlägen durch Islamisten mit einem Todesopfer wie jetzt im Falle des Attentats in der Moschee. Ein Islamist hat eine jüdische Seniorin vom Balkon einer Hochhauswohnung heruntergeworfen. Diese Tat wie die "weniger spektukulären" sind bis heute nicht von islamiq.de thematisiert noch von Islamverbänden verurteilt worden. Insofern ist das Verhalten von islamiq.de, dem lieben verritas und dem ZMD hochgradig infantil, die von anderen etwas einfordern, was sie selber gar nicht leisten. Armseelig hoch drei!!! Selbst Kleinkinder wird eigentlich schon anerzogen, dass so ein Verhalten schlechtes Benehmen bedeutet.
12.05.25
19:47
grege sagt:
Islamig.de berichtet ausschließlich über islamfeindliches Verhalten von Nichtmuslimen und verallgemeinert Einzelereignisse. Nach den Maßstaben von dem sogenannten Veritas werden somit Einzelfälle generalisiert und damit eine gesamte Menschengruppe wie die der deutschen Nichtmuslime stigamtisiert sowie diskreditiert. Aussagen wie, Islamfeindlichkeit habe die Mitte der Gesellschaft erreicht, stösst Millionen von Nichtmuslimen gegen den Kopf, die sich für ein friedliches Miteinander einsetzen und Muslime aufgenomen haben, die tausendfach wegen der Kriege auf dem Balkan, in Syrien, Libyen, im Sudan in dieses Land geflohen sind. Bevor man wie veritas oder islamiq.de andere des Rassismus bezichtigt, sollte man zunächst seinen eigenen Rassismus bekämpfen
12.05.25
19:58