









Nach dem brutalen rassistischen Mord an einem jungen Muslim in einer französischen Moschee bleibt die Reaktion der deutschen Politik auffallend still. Muslimische Religionsgemeinschaften zeigen sich entsetzt.
Nach dem brutalen Mord an Aboubakar Cissé während des Morgengebets in einer Moschee im südfranzösischen La Grand-Combe wächst unter Muslimen in Deutschland die Kritik an der politischen und medialen Zurückhaltung hierzulande.
Der Täter, ein junger Franzose, stach dutzende Male auf das betende Opfer ein, filmte die Tat und floh. Später stellte er sich der Polizei in Italien.
Die französischen Behörden prüfen eine Übernahme des Falls durch die Antiterror-Staatsanwaltschaft. Während Frankreich in Trauer steht, bleibt es in Deutschland erschreckend still. Weder Spitzenpolitiker noch große Medienhäuser haben sich bislang klar zu dem Tatmotiv oder den rassistischen Dimensionen der Tat geäußert. Muslimische Religionsgemeinschaften in Deutschland zeigen sich fassungslos über dieses Schweigen.
“Die Ignoranz gegenüber antimuslimischem Rassismus stärkt die Falschen und bedroht unsere Demokratie“, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Die brutale Ermordung eines jungen Gläubigen in der französischen Moschee La Grand-Combe erschütterte Mete zutiefst. Seine Gedanken und Gebete seien bei der Familie des ermordeten Aboubakar Cissé. “Dass ein Mensch beim Gebet aus Hass heraus getötet wird, ist ein unmissverständliches Signal für die tödliche Gefahr antimuslimischen Rassismus“, so Mete weiter.
Umso alarmierender sei das weitgehende Schweigen in Deutschland – nicht nur angesichts dieser Tat, sondern auch angesichts einer dramatisch wachsenden Zahl islamfeindlicher Straftaten im eigenen Land. Dieses Schweigen sei nicht neutral, sagt Mete. Es stärke jene, die längst auf dem Vormarsch seien – rechtsextreme Kräfte, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt offen angreifen würden. Wer schweige, überlasse den Extremisten das Feld und verliere laut Mete an Glaubwürdigkeit.
Auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) verurteilt in einer Pressemitteilung die Tat aufs Schärfste und warnt vor den Folgen einer Verharmlosung antimuslimischen Rassismus. Dieser bedrohe nicht nur Einzelne, sondern stelle einen Angriff auf die Grundprinzipien eines demokratischen Rechtsstaats dar. Jeder Übergriff gegen eine religiöse Gemeinschaft gefährde das gesellschaftliche Zusammenleben.
„Es ist eine erschütternde Ignoranz, dass in Deutschland weder die Politik noch große Teile der Presse angemessen auf dieses Verbrechen reagieren. Dass ein solches Hassverbrechen an einem Muslim – noch dazu in einem Gebetshaus – kaum öffentliche Empörung oder politische Reaktionen hervorruft, ist ein alarmierendes Zeichen für die wachsende gesellschaftliche Gleichgültigkeit gegenüber antimuslimischem Rassismus. Schweigen normalisiert diese Gewalt“, so der ZMD.