"I-Report"

CLAIM: Mehr als fünf antimuslimische Vorfälle pro Tag

Mehr als fünf antimuslimische Vorfälle am Tag gab es im vergangenen Jahr in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktuelles Lagebild der CLAIM-Allianz.

24
06
2024
CLAIM, Rassismus, Rechtsextremismus, (c)shutterstock, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Rassismus, Rechtsextremismus, CLAIM (c)shutterstock, bearbeitet by iQ

Antimuslimische Vorfälle haben stark zugenommen. Mit 1.926 dokumentierten Fälle gab es laut aktuellem Lagebild einen Höchststand und Anstieg um mehr als 1.000 Fälle im Vorjahresvergleich, wie das Aktionsbündnis CLAIM am Montag erklärte. „Antimuslimischer Rassismus war noch nie so salonfähig wie heute und er kommt aus der Mitte der Gesellschaft“, beklagte CLAIM-Leiterin Rima Hanano. Insbesondere seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober hätten neben antisemitischen Übergriffen auch Attacken auf Muslime und muslimische Orte zugenommen. Quasi ein Drittel der dokumentierten Fälle fallen in den Zeitraum Oktober bis Dezember 2023.

Für die Erhebung wurden Fallzahlen von 17 Melde- und Beratungsstellen, bundesweite Fallzahlen des Portals „I-Report“, Fallzahlen der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität sowie Pressemitteilungen der Polizei ausgewertet. In der jüngsten Erhebung zu politisch motivierter Kriminalität etwa ist im Segment Hasskriminalität von 1.464 islamfeindlichen Straftaten die Rede. Dabei wurden für das aktuelle Lagebild keine Online-Vorfälle gezählt also etwa Angriffe in Sozialen Netzwerken oder über andere Internetseiten.

Volksverhetzung, Diskriminierungen, Bedrohungen

Der Großteil der Vorfälle waren verbale Angriffe insbesondere Volksverhetzung, gefolgt von Diskriminierungen, aber auch Bedrohungen und Nötigungen. In 178 Fällen wurde Körperverletzung dokumentiert. Es gab vier Tötungsversuche sowie rund 100 Sachbeschädigungen inklusive Brandstiftung. Knapp 90 der Angriffe richteten sich gegen religiöse Orte wie Moscheen oder Moscheevereine, aber auch muslimische Restaurants und Imbisse. In nahezu zwei Drittel der Fällen waren Frauen betroffen. Es gebe aber auch Übergriffe auf Kinder durch Erwachsene.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) sprach von einer dramatischen Zunahme antimuslimischer sowie antisemitischer Vorfälle. „Um Rassismus in unserer Gesellschaft einzudämmen, ist Präventionsarbeit von klein auf – also insbesondere bei Kindern und Jugendlichen – unerlässlich“, so Paus. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, beklagte, dass antimuslimischer Rassismus für viele Alltag sei. Dabei sei es ein Klima der Ausgrenzung, das Hetze und Gewalt begünstige und gegen das dringend etwas unternommen werden müsse.

CLAIM zu Muslimfeindlichkeit in Deutschland

CLAIM beruft sich dabei im Lagebild auch auf Erhebungen zur Muslimfeindlichkeit in Deutschland. So fänden sich antimuslimische Ressentiments in allen Bevölkerungsgruppen und nahezu jeder Zweite stimme muslimfeindlichen Aussagen zu. Im Gegenzug berichteten knapp zwei Drittel der Muslime oder Personen, die aufgrund des Aussehens oder Namens als Muslime eingeordnet würden, über Diskriminierung. In Anbetracht fehlender Meldemöglichkeit sei daher auch von einer hohen Dunkelziffer an Vorfällen auszugehen, heißt es im Lagebild weiter.

Die Autoren fordern unter anderem einen stärkeren Schutz vor antimuslimischem Rassismus, ausreichend finanzierte Beratungs- und Meldestellen sowie eine konsequente strafrechtliche Ahnung der Vorfälle. (KNA/iQ)

Leserkommentare

grege sagt:
gleichzeitig sollte islamiq.de auch mal die Anzahl von antisemitischen und homphoben Vorfällen melden, insbesondere seit dem 7. Oktober hierzulande
24.06.24
19:19
Minimalist sagt:
In einer Presseerklärung vom 18.06.2024 erklärten Dr. Irene Mihalic und Dr. Konstantin von Notz vom Bündnis90/Die Grünen Bundestagsfraktion u.a.: "Das Attentat von Mannheim hat erneut gezeigt, dass derzeit vom Islamismus gravierende Gefahren für unsere Sicherheit ausgehen. Der Islamismus bleibt neben dem Rechtsextremismus die höchste Bedrohung für unsere demokratische Gesellschaft". Wo finden hier diese gravierenden Gefahren - ausgehend von den religiösen Extremisten aus dem islamischen Portefeuille - entsprechende Berücksichtigung und Auflistung?
25.06.24
2:11
grege sagt:
Ali Dogan, Landrat u.a. für die Stadt Bad Oeynhausen, hat anlässlics der tödlichen Gewalttat durch einen syrischen Migranten gesagt, dass viele Täter einen Migrationshintergrund haben. Einer Person selber mit Migrationshintergrund wird dieses Ausage nicht leichtgefallen sein und ist daher umso glaubwürdiger
27.06.24
20:39
Ibn Battuta sagt:
Ich denke nicht, dass dies Menschen mit Migrationshintergrund schwerfällt. Tatsächlich haben Migranten, insbesondere unbescholtene, integrierte Bürger, ein überdurchschnittlich großes Interesse, nämlich auch Eigeninteresse daran, dass andere Migranten möglichst keine kriminelle Handlungen begehen. Man muss keinen Universitätsabschluss besitzen, um das nachvollziehen zu können. Gleichwohl ist es ebenso nachvollziehbar, dass ein Interesse daran besteht, dass solche Gewalttaten nicht politisch ausgeschlachtet werden sollen, was an tatsächlichen Problemlösungsstrategien vorbeiführen. Statt ständig mit dem Finger auf die großen Islamverbände zu zeigen, liegt die Lösung selbstverständlich aus der Sicht des Staates, die großen Verbänden möglichst zu unterstützen und ihre integrierende und aufklärende und somit deradikalisierende bzw. radikalisierung vorbeugende Wirkung zu erkennen , statt faktenresistent zu pauschalisieren - siehe aktuelle populistische Debatte um den Islamunterricht in NRW. Solange in den jeweiligen Kreisen weiterhin "der Islam" als Teil des Problems statt als Teil der Lösung des Problems zu sehen, wird sich das weiterhin stagnierend im Kreise drehen, sehr zur Freude sowohl von radikalen, von Saudi-Arabien gesponserten Salafisten (denen merkwürdigerweise niemand wirklich auf die Finger schaut) sowie der sich mit ihnen symbiotisch ergänzenden rechten Nationalpopulisten.
04.07.24
13:38
grege sagt:
Eigeninteresse von Migranten an niedrigen Kriminalitäts- /Extremismusraten unter Ihresgleichen auf der einen Seite sowie die Anerkennung des Gegenteils in der Öffentlichkeit für bestimmte Verbrechen – so geschehen durch Hr. Dogan nach dem Mord in Bad Oeynhausen – sind grundverschiedene Themen, die jetzt fälschlicherweise miteinander vermischt werden. Die konservativen Islamverbände in Deutschland (ZMD, IGMG, DITIB, Islamrat) wünschen sich ebenso niedrige Verbrechenraten unter Muslimen / Migranten, würden aber niemals den statistisch hohen Anteil von Muslimen unter Vergewaltigungen oder extremistischen Vorfällen zugeben. Nach terroristischen Gewalttaten hat Hr. Mazyek wiederkehrend behauptet, dass islamisch motivierte Gewalttaten nichts mit dem Islam zu haben und lediglich Einzelfälle sein. Diese wurden sogar noch mit den Ereignissen in Gaza relativiert oder mit der angeblichen islamfeindlichen Einstellung der Mehrheitsbevölkerung. Von Einzelfällen wollen jedoch Islamverbände nach fremdenfeindlichen Verbrechen nichts wissen. Hier betonten Islamverbände immer wieder, dass Rechtsradikalismus die Mitte der Gesellschaft erreichte. Wer ähnliches muslimischen Communities nach islamisch motivierten Terroranschlägen attestierte, wurde von Islamverbänden Pauschalisierung und Stigmatisierung von Muslimen unterstellt. Mit dieser Doppelmoral haben sich die Islamverbände schuldhaft den Unmut von der Politik, den Medien und sogar Muslimen wie z.B. Frau Kaddor oder Cem Özdemir zugezogen. Die Zugehörigkeit von Organisationen, die den grauen Wölfen, dem iranischen Mullahregime oder den Muslimbrüdern nahestehen, zu den Islamverbänden werfen weiteren Schatten auf die Verbände. Nachdem diese Vorwürfe publik wurden, hat der ZMD eine Liste aller von ihm vertretenen Organisationen von seiner Webseite entfernt. In Moscheen von DITIB und IGMG hat es wiederholt Auftritte von islamischen Hassrednern gegeben, die besonders gegen Juden und Andersgläubige gehetzt haben. In der Berliner Mevlanamoschee sind Deutsche von einem Prediger als stinkende Ungläubige bezeichnet worden und keiner unter den Moscheebesuche hat dem widersprochen. Hier zeigt sich, dass das Negativimage die Islamverbände selber zu verantworten haben.
11.07.24
21:02