Belgien

Protest gegen Kopftuchverbot an Hochschule

In Brüssel demonstrieren Tausende gegen ein mögliches Kopftuchverbot einer Hochschule. Das belgische Verfassungsgericht hatte zuvor ein Verbot angekündigt.

08
07
2020
Kopftuchverbot
Demo zum Kopftuchverbot - Brüssel

Die Diskussion um das Kopftuchverbot an einer belgischen Hochschule geht weiter. Mehrere Organisationen hatten zu einer Demonstration am Sonntag aufgerufen. Über Viertausend Demonstranten nahmen an der Demo gegen das Kopftuchverbot teil.

Mit Slogans wie: „Kopftuch ist ein Menschenrecht“, „Lass die Finger von meinem Kopftuch„, „Wo bleibt unsere Freiheit“, „Chance auf Bildung“ und „Es reicht!“ zeigten Teilnehmer ihre Stellung zum möglichen Verbot.

Bei der Kundgebung wurde auf die rassistischen und diskriminierenden Erlebnisse von Musliminnen hingewiesen. Bei Gesetzesentwürfen müsse auch auf Musliminnen Rücksicht genommen werden. Man forderte Verständnis dafür.

Gleiche Bildungschancen für alle

Die an der Katholischen Universität Leuven studierende Esmanur Aslan hat ebenfalls an der Demonstration teilgenommen. Als Jura-Studentin sagte sie: „So viele Teilnehmer habe ich nicht erwartet. Sehr viele sind von außerhalb gekommen. Nicht nur Muslime, sondern auch eine Menge nichtmuslimische Personen sind zur Demo erschienen. Es wurde auch über die Gleichberechtigung von Bildungsmöglichkeiten demonstriert.“

Bezüglich zur Stellungnahme des Verfassungsgerichts Belgiens sagte sie, dass ein solches Verbot die Religionsfreiheit und die Bildungschancen einschränken würde. Zudem schließe es eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft von kopftuchtragenden Musliminnen aus. „Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft. Religionsfreiheit sollte auch für uns zur Geltung kommen. Diese und ähnliche Diskriminierungen dauern seit Jahren an. Jedesmal ist es aber ein anderes Format“, so Aslan weiter und forderte: „Damit Veränderungen stattfinden können, müssen wir die Proteste fortsetzen und dürfen nicht aufgeben.“

Stellungnahme zum Kopftuchverbot

Das belgische Verfassungsgericht hatte eine Stellungnahme zur Klage gegen das Kopftuchverbot abgegeben, bei der die Francisco Ferrer Hochschule das Recht habe, alle religiösen Symbole, einschließlich des Kopftuchs, zu verbieten. Die Klage wurde von muslimischen Studierenden eingereicht, die in der Schule studierten. Demnach hatte das Brüsseler Amtsgericht das Verfassungsgericht um eine Stellungnahme gebeten.

Verschiedene Menschenrechtsorganisationen reagierten ebenfalls auf die Stellungnahme. Denn das Verbot verletze grundlegende Menschenrechte. Die endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen und müsse noch vom Brüsseler Amtsgericht getroffen werden.

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Im Zuge des politisches Aufschwungs der rechtspopulistischen FPÖ erlebten in Österreich deutschnationale Burschenschafterkappen und -schleifen in den letzten Jahren eine Renaissance. Diese Kleidungsstücke wurden immer häufiger auch in Hörsälen auf Universitäten getragen. Die rot-grüne Studentenvertretung machte sich daher für ein Verbot stark, da sich andersdenkende Studenten dadurch immer mehr belästigt fühlten. Das konsequente optische Neutralitätsprinzip ist eine salomonische, diskriminierungsfreie Lösung zum gebotenen Interessenausgleich. Zurückhaltung mit dem auffälligen Sichtbarmachen der eigenen Gesinnung ist jedem zumutbar. Weder das Tragen von Kopftüchern, noch jenes von Burschenschafterkappen auf Universitäten ist ein Menschenrecht. Autonome Universitäten haben das Recht, den Verhaltens- und Bekleidungskodex selbst festzulegen und brauchen sich dabei weder von rechten, linken noch religiösen Gruppen etwas dreinreden lassen, denen es nicht um das Gemeinwohl, sondern nur die die Wahrung und Pflege ihrer alten Dogmen geht.
10.07.20
12:51
- sagt:
Sind wir wirklich im Jahr 2020, Belgien lebt wohl noch im 18 Jahrhundert. Zu Ute Fabel Inwiefern kann man sich belästigt fühlen, wenn eine Frau ein Kopftuch trägt. Keiner fühlt belästigt, wenn die Leute ihre Haare zeigen, wenn Kappen und Mützen getragen werden, aber von einem Kopftuch fühlt sich jeder belästigt. Das Verbot ist ein tiefer Eingriff in die Menschenrechte und Religionsfreiheit. Die einzigen die ein solches Gesetz durchsetzen wollen, sind RASISSTEN und davon gibt's Belgien wohl genug in der Politik. Mal abgesehen davon das in nahezu allen Religionen Kopftücher getragen würden oder sollten, auch im Christentum, weshalb man am Kopftuch nicht erkennen kann zu welcher Religion jemand gehört, aber an der Hautfarbe schon. Beispielsweise tragen christlich Orthodoxie ältere Damen heute auch Kopftücher.
15.07.20
10:49