Bayern

Landtag öffnet den Weg zur sarglosen Bestattung

Seit Jahren wird in Bayern über die sarglose Bestattung diskutiert. Nun hat der Ausschuss einen Antrag angenommen, der eine Überarbeitung der Bestattungsverordnung vorsieht.

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2019

Nach jahrelanger Ablehnung durch CSU und Staatsregierung hat der bayerische Landtagsausschuss am Mittwoch einen Antrag angenommen, der eine Überarbeitung der Bestattungsverordnung dahingehend vorsieht, eine sarglose Erdbestattung in religiös und weltanschaulich begründeten Fällen künftig möglich zu machen.„Ein historischer Tag für alle muslimischen und jüdischen Menschen in Bayern“ – so kommentiert der integrationspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Arif Taşdelen diesen Beschluss.

Für Taşdelen ein bedeutender Fortschritt in der bayerischen Integrationspolitik und ein Signal der Anerkennung und Wertschätzung für andere Religionsgemeinschaften: „Wir zeigen damit, dass beispielsweise Muslime und ihre Lebenswirklichkeit zu Bayern gehören. Das war längst überfällig.“

Jahrelang kämpften Taşdelen und die SPD für die Abschaffung der Sargpflicht: „Wir können von einem ersten Schritt hin zur sarglosen Bestattung reden. Das unermüdliche Bohren dicker Sargbretter hat sich endlich gelohnt“, sagt er.

Verordnung soll sarglose Bestattung ermöglichen

Die Bestattungsverordnung soll künftig sarglose Erdbestattungen in religiös und weltanschaulich begründeten Fällen ermöglichen. Dazu Taşdelen: „Ein wichtiger Schritt. Aber warum können wir die Sargpflicht nicht komplett beerdigen? Der Wunsch nach alternativen Bestattungsformen gilt nicht nur für Muslime, sondern auch für Christen. Wir sollten Politik für alle Menschen im Freistaat machen, nicht nur für die Sargindustrie.“ Kritisch sieht der Abgeordnete zudem, dass die Staatsregierung die Verantwortung auf die Friedhofsträger schiebt.

Taşdelen will weiter für eine vollständige Abschaffung der Sargpflicht kämpfen: „Bayern hat beim Thema Sargpflicht lange genug hinterm Mond gelebt. Jeder Mensch sollte selbst entscheiden können, wie er die letzte Ruhe findet.“

Leserkommentare

Emanuel Schaub sagt:
"Die letzte Ruhe " findet wohl niemand in seinem Grab/Urne /Meer oder Gott weiss wo.. "Der/Die/das Ruhe finden könnte ist ja schon "ausgeflogen/geendet/oder etwelchen Zwischenstadium anheimgefallen... Ansonsten finde ich auch ,die Särge ...oft viel zu schön (resp.Holz dafür) zu wertvoll) um in der erde zu verrotten. Natürlich sollen die sarg Täger/Verkäfer auch nicht arbeitslos werden... gruß emanuel
11.10.19
15:32
Brad Lewis sagt:
Ein guter und interessanter Gedanke, die Verwendung von Holzsärgen zu reduzieren oder ganz abzuschaffen - der Natur zuliebe. Ganz unabhängig davon, welchem Glaubensmodell der Verstorbene (m/w/d) zuletzt zugetan war. Die Verwendung von Plastik-Umhüllungen verbietet sich von selbst. Särge aus Pappe oder leicht verrottbarem Material sind auch eine gute Alternative. Leinensäcke bieten sich grundsätzlich auch an, wenn auch deren Verwendung bei Bestattungen in Deutschland gewöhnungsbedürftig ist. Natur- und Umweltschutz sollten immer Vorrang haben. Übertriebene Forderungen umtriebiger Polit-Männer hinsichtlich weiterer Etablierung ihrer türkisch-islamischen Vorstellungen erscheinen mehr als aus der Zeit gefallen. Es fragt sich da schon, wer wirklich noch hinterm Mond lebt.
13.10.19
16:46