









Der langjährige Generalsekretär der DITIB möchte in die türkische Politik wechseln. Es sei seine persönliche Entscheidung ohne Bezug zu DITIB. Aus der Politik gibt es scharfe Kritik an seinem Vorgehen.
Bekir Alboğa (55), langjähriger Generalsekretär, Dialogbeauftragter und Sprecher der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) in Deutschland, will in die türkische Politik wechseln. Dies bestätigte eine DITIB-Vorstandssprecherin dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ (Samstag). Alboğa bemüht sich demnach für die AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan zur Parlamentswahl am 24. Juni um ein Mandat in der Provinz Konya.
Es handele sich um eine „persönliche Entscheidung“ ohne Bezug zu DITIB, sagte die Sprecherin der Zeitung. Die DITIB sei eine überparteiliche Organisation, damit politisch neutral, und verstehe sich laut Satzung als religiöser und sozialer Dienstleister in und für Deutschland. „Die Mitglieder und das Personal sind selbstverständlich nach dem Demokratieverständnis frei in der politischen Meinungsbildung.“ Alboğa ließ dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ auf Anfrage mitteilen: „Für die Zeit der politischen Tätigkeit lege ich meine Ämtern bei der DITIB nieder.“
Die nordrhein-westfäliche Staatssekretärin für Integration, Serap Güler (CDU), und der Kölner Grünen-Politiker Volker Beck kritisierten das Vorhaben in scharfen Worten. Es werfe „ein sehr fragwürdiges Licht“ auf Alboğas bisherige Arbeit. „Jemand, dem wirklich an Integration und Verständigung gelegen ist, kandidiert nicht für die AKP“, sagte Güler.
Beck erklärte, nun zeige sich, dass das Bekenntnis des DITIB zu Deutschland und zur Demokratie für Alboğa in Wahrheit „taktische Manövriermasse“ sei.
Der nordrein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat die DITIB aufgefordert, sich auf ihr religiöse Aufgaben zu konzentrieren. Sie müsse in Zukunft „zwischen seelsorgerischen Aufgaben und politischer Instrumentalisierung sauber trennen“, erklärte Laschet am Freitag vor Journalisten in Düsseldorf.
Es sei aber anzuerkennen, dass sich die DITIB über Jahrzehnte der Seelsorge der Muslime in Deutschland gewidmet habe, betonte Laschet. Für die Seelsorge der „Gastarbeiter-Generation“ aus der Türkei habe sich in den 1960er Jahren niemand interessiert. „Die einzigen, die das gemacht haben, waren die türkische Regierung und DITIB“, sagte der CDU-Politiker. Damals habe es sich jedoch um eine säkulare Türkei gehandelt. Zudem sei in den DITIB-Moscheen ein „säkularer Islam“ gepredigt worden. Durch die politischen Veränderungen in der Türkei sei der Streit über die DITIB in Deutschland „angespitzt“ worden.
Alboga, 1963 in der Türkei geboren, kam 1980 nach Deutschland, wo er Islamwissenschaften studierte. Er war mehrfach Sprecher des Koordinierungsrats der Muslime. 2013 erwarb er neben der türkischen auch die deutsche Staatsangehörigkeit.
Die DITIB ist die größte islamische Religionsgemeinschaft in der Bundesrepublik. Sie vertritt laut eigenen Angaben mehr als 900 formell selbstständige Mitgliedsvereine. Die DITIB wird vom türkischen Religionsministerium mitfinanziert. (KNA, iQ)