Schweden

Muslime haben Angst zur Moschee zu gehen

Blutige Schweineköpfe in der Moschee und Hakenkreuze an Moscheetüren. Nur zwei Fälle, die das Ausmaß des Hasses gegen Muslime in Schweden zusammenfassen. Muslime fürchten in dem einst toleranten Land um ihre Sicherheit. Aber auch in Deutschland zeigen sich Muslime besorgt.

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01
2014
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Der rassistische und aus Islamfeindlichkeit begangene Mord an 77 Personen im norwegischen Utoya, durch Anders Behring-Breivik, zeigt seine Auswirkungen auch in Schweden. Rechtspopulisten hetzen gegen alles, was nicht in ihr Weltbild passt und nehmen insbesondere Moscheen ins Visier. Dabei nehmen die geistigen Brandstifter auch tätliche Angriffe in Kauf.

Angesichts der anhaltenden und wachsenden Angriffe auf Moscheen und muslimische Einrichtungen, haben sich Schwedens Muslime nun dazu entschlossen eine umfassende Untersuchung über die Gefahrenlage für Muslime in Auftrag zu geben. Ziel der Untersuchung soll es sein, die Gefahren, denen die religiöse Minderheit ausgesetzt ist, genau zu benennen. Bisher fehlt es in Schweden an solchen Untersuchungen.

Angst um Leib und Leben

Dass die Muslime verunsichert sind und Angst haben, zeigte auch ein Gespräch von Helena Hummasten, Vorsitzende des „Muslim Council of Sweden“, Anfang der Woche im Schwedischen Radio (SR). Dort erklärte sie, es sei nur noch „nur noch eine Frage der Zeit“, bis jemand ernsthaft verletzt oder sogar getötet wird. Die Statistiken unterstützen die Einschätzung von Hummasten.

In den vergangenen Jahren hat die Zahl der Angriffe auf Muslime deutlich zugenommen. Allein im Jahr 2013 wurden 300 Hassdelikte gegenüber Muslimen in Schweden notiert. Im Januar diesen Jahres war eine Moschee in Stockholm mit Hakenkreuzen an der Eingangstür beschmiert worden. Im November 2013 haben bisher unbekannte Täter Schweinsköpfe in eine Moschee geworfen, nachdem sie ein Fenster der Moschee eingeschlagen haben.

Muslime bleiben Moscheen fern

Die Attacken auf die Einrichtungen und die verbalen Angriffe aus dem rechten Spektrum zeigen Wirkung. So erklärt der staatliche Präventionsdienst gegen Kriminalität in Schweden, dass die Zahl der Angriffe auf Muslime so weit zugenommen habe, dass Muslime mittlerweile sogar das gemeinschaftliche Gebet in den Moscheen meiden.

Auch Hummasten bestätigt diese Einschätzung: „Ich kenne Personen, die Angst um ihre Sicherheit haben, wenn sie zur Moschee gehen.“ Innerhalb der muslimischen Community herrsche eine große Verunsicherung. Viele Muslime trauten sich nicht mehr, ihre Religiosität offen zu zeigen.

Hilfe für die Zukunft?

Die angekündigte Untersuchung könnte jedoch nicht nur Ergebnisse über die Gefahren liefern, denen die Muslime ausgesetzt sind. Sie könnte auch helfen, präventiv gegen mögliche Gefahren und Angriffe vorzugehen. Die Untersuchung wird auch von einer Regierungsorganisation zur Unterstützung religiöser Gemeinden in Schweden finanziell unterstützt.

Die jüngsten Angriffe sorgen auch in Schweden für eine öffentliche Debatte. Dabei beherrscht in letzter Zeit auch die kritische Frage die Schlagzeilen: „Was ist aus unserer Toleranz geworden?“ Schätzungen zufolge leben in Schweden ca. 500.000 Muslime.

Im Gegensatz zu Schweden existieren in Deutschland und in vielen weiteren Europäischen Ländern keine offiziellen Zahlen über Angriffe auf Muslime und deren Einrichtungen. Forderungen und Kritik von Seiten der islamischen Religionsgemeinschaften, muslimfeindliche Straftaten in der Kriminalstatistik separat zu erfassen, stießen bisher auf taube Ohren.

So erklärte der Koordinationsrat der Muslime (KRM) nach einer Serie von Anschlägen im Frühjahr 2013 die Sicherheitsbehörden sollten entschiedener ermitteln und dies ergebnisoffen in alle Richtungen. Zu diesem Zeitpunkt wurden immer wieder Fälle bekannt, in denen die Polizei, ohne Ermittlungen, von vornherein bestimmte Motive hinter den Anschlägen ausschloss. Der KRM erneuerte seine Forderung nach Konzepten zum Schutz von Muslimen und muslimischen Einrichtungen in Deutschland.