Die AfD wenden sich gegen Muslime und werben damit um Sympathien bei Juden. Der Zentralrat der Juden appelliert an seine Mitglieder, sich nicht von einer antimuslimischen Rhetorik der AfD umgarnen zu lassen.
Die AfD wirbt laut jüdischen Gemeindevertretern „massiv“ in jüdischen Seniorenheimen um Stimmen und Mitglieder. Wie die Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag) berichtet, warnt der Zentralrat der Juden seine Gemeinden davor, „sich von einer antimuslimischen, hetzerischen Rhetorik der AfD umgarnen zu lassen“.
Zahlen über jüdische Mitglieder in der AfD gibt es laut Zeitung nicht. Doch allein in Baden-Württemberg seien 4 von 38 Direktkandidaten jüdisch, heißt es in dem Bericht. Als ein Grund wird die Angst jüdischer Bürger vor Antisemitismus genannt, den viele Flüchtlinge aus muslimischen Ländern mitbringen. „Wir haben jetzt fast eine Million Leute ins Land geholt, für die der Antisemitismus so selbstverständlich ist wie die Muttermilch. Das soll nicht gefährlich sein?“, zitiert die Zeitung ein jüdisches AfD-Mitglied.
Gleichzeitig warnt der Vizepräsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, nachdrücklich vor der „Alternative für Deutschland“ (AfD). Es habe schon immer rechte Gruppierungen wie etwa die Republikaner oder Pro NRW gegeben, „aber zum ersten Mal haben wir mit der Afd eine Partei, die uns wirklich Sorgen bereitet“, sagte er am Dienstagabend in Bonn.
Inzwischen trauten sich Menschen mit solchen Haltungen wieder, ihre Meinung klar zu äußern. Anders als vor etwa fünf Jahren kämen antisemitische Briefe heute nicht mehr anonym, sondern mit der richtigen Adresse, sagte der 63-Jährige, dessen Eltern Überlebende des Holocaust waren. „Das hat sich ganz klar verändert, und die Afd schwimmt oben drauf.“
So hätten in einem Programmentwurf der AfD Themen wie Beschneidungsverbot und Schächtverbot gestanden, sagte Lehrer weiter. „Das bezog sich angeblich nur auf Muslime.“ Doch könne das «in fünf Minuten umgeschwenkt sein hin zu den Juden.» Daher warne er „ganz eindringlich“ vor der Partei. (KNA, iQ)