









Alle 13 Minuten wird in Deutschland eine rechtsextreme Straftat registriert. Beratungsstellen warnen vor zunehmender Brutalität, Verharmlosung durch Behörden und einer neuen Generation militanter Neonazis.
In Deutschland wird alle 13 Minuten eine rechtsextreme Straftat registriert – so zeigen es die vorläufigen Zahlen für das Jahr 2024. Insgesamt 41.406 rechtsextreme Delikte wurden im vergangenen Jahr erfasst. Das entspricht einem dramatischen Höchststand. Im Durchschnitt werden damit täglich 113 solcher Straftaten angezeigt. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen, denn statistisch erfasst werden nur angezeigte Fälle – über tatsächliche Verurteilungen existieren keine offiziellen Daten.
Noch erschreckender ist die Zahl rechter Gewalttaten: Alle sechs Stunden kommt es im Schnitt zu einem gewalttätigen Angriff von rechts. 1.443 solcher Taten wurden 2024 gezählt – etwa vier pro Tag. Auch hier handelt es sich meist nur um die Spitze des Eisbergs. Die Zahlen basieren auf Erhebungen von Opferberatungsstellen, Polizeimeldungen und Presseberichten – und bilden nur einen Teil der Realität ab.
„Wir sehen einen dramatischen Anstieg rechter, rassistischer und antisemitischer Angriffe und exzessiver Gewalt um bis zu 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Heike Kleffner, Geschäftsführerin des Bundesverbands der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt. Besonders alarmierend sei die zunehmende Gleichgültigkeit: „Es gibt einen gefährlichen Gewöhnungs-, Normalisierungs- und Verharmlosungseffekt bei politisch Verantwortlichen und Teilen der Strafverfolgung“, so Kleffner weiter.
Ein zentraler Brandbeschleuniger rechter Gewalt seien laut Kleffner rassistische Diskurse über Migration sowie die Wahlerfolge der AfD. Diese Entwicklungen wirkten wie eine Legitimation für Täter – selbst Kinder und Jugendliche seien nicht vor der Gewalt sicher. Die Eskalation reicht bis zu Sprengstoff- und Brandanschlägen auf bewohnte Häuser mit dem Ziel, Menschen gezielt zu vertreiben und zu verletzen.
Besonders besorgniserregend sei das Auftreten neuer, junger und militanter Neonazigruppen wie „Deutsche Jugend Voran“, die laut Kleffner an der Schwelle zum organisierten rechten Terror stehen. Doch statt konsequent gegen rechte Netzwerke vorzugehen, geraten zunehmend zivilgesellschaftliche Organisationen selbst ins Visier: Beratungsstellen berichten von Drohungen, die sowohl Mitarbeiter als auch Betroffene verunsichern.
Kleffner fordert deshalb ein deutliches Zeichen der Politik: „Es wäre jetzt wichtiger denn je, dass Politiker aller demokratischen Parteien sich an die Seite der Angegriffenen stellen – ganz konkret.“