Saarlouis

Hauptzeugin im Prozess um Brand im Asylheim wirkt glaubhaft

Ohne eine bestimmte Zeugin wäre es nun nicht zu einem Prozess um einen mutmaßlich rassistischen Mord vor mehr als 30 Jahren gekommen. Wie haben die Ermittler sie in Vernehmungen erlebt?

08
03
2023
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Symbolbild: Reichsbürger, Brandanschlag , Gericht, Prozess, Berlin Verhandlung ©
Symbolbild: Reichsbürger, Brandanschlag , Gericht, Prozess, Schüler Verhandlung © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Im Prozess um einen tödlichen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim 1991 in Saarlouis haben mehrere Polizisten die Hauptbelastungszeugin als glaubhaft und authentisch beschrieben. Sie habe ihre Angaben in polizeilichen Vernehmungen recht unaufgeregt mit relativ einfachen Sätzen auf den Punkt gebracht, sagte ein Beamter am Montag als Zeuge vor dem Oberlandesgericht (OLG) in Koblenz. Sie habe sich wohl ‚etwas von der Seele reden‘ müssen. Er habe keine Zweifel an ihren Worten. Ein anderer Polizist erklärte, er habe nach einer Vernehmung mit der Frau einem Vorgesetzten gesagt: „Da ist was dran.“

Die Beamten sagten zu den vor wenigen Jahren wiederaufgenommenen Ermittlungen zu dem nächtlichen Brandanschlag aus. Ein 51-jähriger Mann steht seit November 2022 wegen eines Mordes sowie versuchten Mordes in 20 Fällen vor einem Staatsschutzsenat des OLG Koblenz.

Bei dem Anschlag im Saarland vor mehr als drei Jahrzehnten war der 27-jährige Asylbewerber Samuel Yeboah aus dem westafrikanischen Ghana verbrannt. Zwei andere Hausbewohner sprangen aus einem Fenster und brachen sich Knochen. 18 weitere Bewohner konnten unverletzt fliehen.

Die Bundesanwaltschaft wirft dem angeklagten heutigen Familienvater vor, das Feuer aus rassistischer Gesinnung gelegt zu haben. Der Deutsche bestreitet die Vorwürfe. Laut Verteidigung gibt es Anhaltspunkte, die auf andere Menschen als Täter hindeuteten.

Die ersten Ermittlungen wurden vor rund 30 Jahren eingestellt. Erst die späte Aussage der Hauptbelastungszeugin führte zu dem Prozess. Kürzlich berichtete sie vor dem OLG, der Angeklagte habe ihr 2007 bei einem Grillfest mit Blick auf den Brandanschlag gesagt: „Das war ich und sie haben mich nie erwischt.“ Sie habe damals noch nicht gewusst, dass es bei der Straftat auch einen Toten gegeben habe. Das habe sie erst 2019 im Internet gelesen und dann Anzeige erstattet. (dpa, iQ)