Rechtsterror

Hanau: Demonstrationen zum Gedenken an Opfer

Vor einem halben Jahr sorgte der Anschlag mit neun Toten in Hanau für Entsetzen in ganz Deutschland. Am Mittwochabend erinnerten Menschen in zahlreichen Städten an die Opfer.

20
08
2020
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Hanau - Mahnmal
Erinnerung an Opfer des Anschlags in Hanau © Facebook, bearbeitet by iQ

In zahlreichen deutschen Städten haben am Mittwochabend Menschen der Opfer des Anschlags von Hanau vor einem halben Jahr gedacht und Forderungen formuliert. In Berlin nahmen bis zu 2600 Menschen an einer Demonstration teil, wie die Polizei mitteilte. Die Organisatoren hatten angekündigt, dass man „lückenlose Aufklärung, auch über staatliches Wegschauen und mögliche Verstrickungen“ erwarte und „Unterstützung und Gerechtigkeit für die Opfer, die Überlebenden und ihre Angehörigen“ fordere.

In Hamburg wollten Polizeiangaben zufolge 800 Menschen an einem Aufzug teilnehmen. Diesen unterbanden die Beamten, denn nur 500 Personen waren genehmigt. Angemeldet war die Veranstaltung unter dem Motto „Sechs Monate nach dem 19. Februar – Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung, Konsequenzen“.

Zu einem Gedenken auf dem Hanauer Marktplatz mit einer Schweigeminute und der Forderung nach lückenloser Aufklärung der Tat kamen nach Schätzungen der Polizei am Mittwochabend mehr als 120 Menschen, bei der auch Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) sprach. Die Stadtgesellschaft werde „den schrecklichsten Tag, den Hanau in Friedenszeiten erlebt hat“ niemals vergessen, sagte Kaminsky. Den Angehörigen, die einen Anspruch auf die Aufklärung der Tat hätten, sicherte er zu, man werde sie nicht alleine lassen und weiter unterstützen. Auch in zahlreichen anderen deutschen Städten waren Veranstaltungen geplant.

„Hanau steht zusammen“

Für die „Initiative 19. Februar“ forderte Mitbegründerin Newroz Duman eine lückenlose Aufklärung der Tat und Konsequenzen daraus. „Es muss aus den Fehlern auch gelernt werden“, so Duman. Die Vorsitzende des Hanauer Ausländerbeirats, Selma Yılmaz-Ilkhan, erklärte, jeder Einzelne stehe in der Pflicht, die Stimme lauter gegen jegliche Art von Diskriminierung, Rassismus und Hass zu erheben. „So etwas darf es nie wieder geben“, mahnte Yılmaz-Ilkhan. Zugleich rief sie zur Teilnahme an der für diesen Samstag (22. August) geplanten Demonstration in Hanau auf. Dazu werden mittlerweile rund 3000 Teilnehmer erwartet.

Hanaus Oberbürgermeister erklärte, sechs Monate nach der Tat sei es auch ein Anliegen der Stadt gewesen, das Bild des Gedenkens etwas anders zu präsentieren. So ist nun am Rathaus ein neues Banner mit der Aufschrift „Kein Platz für Rassismus und Gewalt – Hanau steht zusammen – für Respekt, Toleranz und Zivilcourage“ angebracht. Überall, wo diese Botschaft gelebt werde, „gibt es die Chance auf ein friedliches und gutes Miteinander“. Zugleich widerspreche man damit „all denen, die glauben, die Zukunft der Menschen wäre besser zu gestalten, wenn man Menschen auseinandertreibt, wenn man möglichst das Trennende in den Vordergrund stellt“.

Als Verweis auf das Datum der Tat gedachten die Teilnehmer um 19.02 Uhr mit einer Schweigeminute der Opfer. Neben dem neuen Banner wurde zu der Gedenkveranstaltung auch der Blumenschmuck am Brüder-Grimm-Denkmal erneuert und eine Gedenktafel mit Porträtfotos der Getöteten angebracht. Symbolisch wurden zudem neun Stühle mit Porträts der Getöteten aufgestellt und kurze Lebensläufe verlesen. Auch an den beiden Tatorten sowie bei den Gräbern auf dem Hauptfriedhof sollen künftig Schilder an die Toten erinnern. (dpa, iQ)