Hooligans

Rechtsextreme Fans verfügen über Netzwerk und mobilisieren schnell

Rechtsextreme Hooligan-Gruppen geben sich oft martialische Namen wie „Faust des Ostens“. Mit den Werten des Sports passen weder ihre Gewalt noch ihre Haltung zusammen.

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03
2019
Hooligans © Shutterstock

Rechtsextreme Fußballfans sind nach Erkenntnissen des sächsischen Verfassungsschutzes gut vernetzt. „Die von außen kaum feststellbaren festen Strukturen dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei diesem Personenpotenzial um ein festes Netzwerk mit zahlreichen Anhängern handelt“, teilte die Behörde am Dienstag auf Anfrage mit.

Verschiedene Kleinstgruppen würden mit Hilfe sozialer Medien ein gewaltbereites Potenzial bilden, das anlassbezogen viele Teilnehmer mobilisieren könne, hieß es. Welche Ausmaße das annehmen könne, sei etwa Ende August 2018 in Chemnitz zu beobachten gewesen. Damals war es nach einer tödlichen Messerattacke zu Protesten und Angriffen auf Menschen mit Migrationshintergrund gekommen. Maßgeblich beteiligt waren Rechte und Hooligans.

Der Verfassungsschutz geht davon aus, dass die Szene der rechten Hooligans über die Jahre in etwa konstant geblieben ist. 2015 hatte die Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz (Linke) in einer Kleinen Anfrage im Parlament erfahren, dass jeder fünfte Hooligan in Sachsen ein Rechtsextremist ist. Das Innenministerium ging damals von etwa 160 Rechtsextremisten in der gewaltbereiten Fanszene Sachsens aus.

2016 hatte die Polizei knapp 600 Hooligans im Freistaat registriert. Damals waren in der Polizeidirektion Dresden 328 entsprechende Datensätze erfasst, in Zwickau 164 und in Leipzig 102. Es ging vor allem um Fans von Dynamo Dresden, dem FSV Zwickau, Lok Leipzig und BSG Chemie Leipzig. Neuere Zahlen liegen bisher nicht vor.

Aus dem Umfeld des Fußballvereins 1. FC Lokomotive Leipzig wurde die Gruppierung „Scenario Lok“ als rechtsextrem eingestuft. Gleiches galt für die „Faust des Ostens“ in Dresden. In Chemnitz waren es mit „New Society“ und „Kaotic Chemnitz“ zwei rechtsextreme Fangruppen mit insgesamt etwa 50 Mitgliedern. Bei „New Society“ gab es den Angaben zufolge Verbindungen und zum Teil auch personelle Überschneidungen mit der 2014 verbotenen Neonazi-Gruppe „Nationale Sozialisten Chemnitz“.

Die „Faust des Ostens“ und „Scenario Lok“ sind nach Angaben des Verfassungsschutzes „mittlerweile nicht mehr feststellbar oder haben sich aufgelöst“. Nach wie vor existent seien dagegen die beiden Chemnitzer Gruppierungen.

Am vergangenen Samstag hatten Fans des Regionalligisten Chemnitzer FC einen gestorbenen Hooligan, der als Mitbegründer einer ehemaligen rechtsextremen Organisation gilt, mit einer aufwendigen Choreographie geehrt. CFC-Stürmer Daniel Frahn hielt bei seinem Torjubel ein T-Shirt mit der Aufschrift „Support your local Hools“ (Unterstütze deine lokalen Hools) hoch. Inzwischen entschuldigte er sich für die Aktion. Sie habe nicht dazu gedient, ein politisches Statement zu setzen, schrieb Frahn auf seiner Facebook-Seite. Der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) sperrte Frahn am Dienstagabend durch eine einstweilige Verfügung mit sofortiger Wirkung vorläufig. Diese Sperre gilt bis zur Entscheidung des NOFV-Sportgerichtes. Einen Termin hierfür nannte der Verband bisher aber nicht.

Die Rufe nach Konsequenzen ließen auch am Dienstag nicht nach. „Es zeigt sich umso mehr, wie nötig es ist, die Präventionsarbeit auszubauen und die professionelle Fanbetreuung zu stärken – über den Verein sowie über das Fanprojekt“, erklärte Linke-Politikerin Verena Meiwald. Demokratieförderung sei auch eine Sache des Fußballs.

Gewalt und Rassismus hätten auf Sportplätzen nichts zu suchen und seien mit den Werten des Sports nicht vereinbar, sagte der sächsische Staatskanzleichef Oliver Schenk (CDU). Die Vorgänge in Chemnitz seien nicht zu akzeptieren. Sie würden das Ansehen des Vereins und der Stadt beschädigen.

Die Grünen-Fraktion forderte eine Sondersitzung des Stadtrates zu den Vorfällen. „Wir fordern eine sofortige und schonungslose Aufklärung der Vorfälle“, sagte der Fraktionsvorsitzende Thomas Lehmann laut Mitteilung. „In der Sondersitzung müssen auch Vertreter des Vereins, der Polizei, des Ordnungsamtes und des Fußballverbandes Rede und Antwort stehen.“ (dpa/iQ)

Leserkommentare

Harousch sagt:
Eine Tehmatik mit höchster Brisanz, was seitens der Polizeigewerkschaft ebenfalls nicht nur die Alarmglocken schrillen lässt, vielmehr ist die Rede von einer Renaissance der Gewalt außerhalb der Stadien der Profiligen. Wer einmal bei einem Fußballspiel dabei war, kennt die besorgniserregenden Momente, die deutliche Paralleleln zu kriegerischen Auseinandersetzungen aufzeigen. Zudem zeigt dieses sinnentleerte Schauspiel öffentlich zelebrierter Aggressionsabladung vermeintlicher Fußballfans starke „religiöse“ Tendenzen hinsichtlich wiederkehrender ritualartiger Handlungen vor (Vorglühen und Rumpöbeln) während (Saufen, Rumgröllen, Spieler und gegnerische Fans beschimpfen und endlich mal innerhalb einer Gruppe das Zusammengehörigkeitsgefühl genießen) und nach (Saufen, Fans verprügeln, Randalieren und Vandalieren) einem Spiel. Statistisch gesehen gab es in der Saison 16/17 ca. 14000 Gefährder, wovon knapp 10000 zur Kategorie B gewaltbereit und 4000 der Kaütegorie gewaltsuchend einzuordnen waren. Es geht sogar soweit, dass mithilfe eines Peilsenders der gegnerische Mannschaftsbus geortet, gestoppt und die Spieler bedroht wurden. Hinzukommt die Gewährleistung der Sicherheit der gewaltfreien Fans durch die Beamten der Polizei, was zusätzliche Kosten verursacht. Bei regulären Spielen sind i.R. 200 Beamte und Be Derbys zwischen 1000 bis 2500 Beamte im Einsatz. Die Gesamtkosten für diese Einsätze liegen im dreistelligen Millionenbereich im Jahr. Gedeckt werden diese Kosten natürlich über unsere Steuergelder. Dafür könnte man einige Schulen Kitas, Krankenhäuser....mehr bauen, die Infrastruktur in ländlichen Regionen verbessern, die Bezahlung der Krankenpflegerinnen deutlich verbessern und somit denen unter die Arme greifen, die für die Gesellschaft arbeiten. Stattdessen werden Stadien mit gewaltverherrlichenden !enschen gefüllt und der Krieg gefeiert, wie die Sonntagsmesse, aber nur mit dem feinen Unterschied, dass man hier die Vernichtung von Leben zelebriert und sich hierbei mithilfe von Alkohol ein menschenwürdiges Leben ersäuft. Es sind nicht die Kopftuchträgerinnen, nicht die Geflüchteten und auch nicht die Menschen mit Migrationsvordergrund oder die Neudeutschen und auch nicht die schlechten Zustände sonstwo auf der Welt welche im Fokus stehen, sondern Ralf, Christian, Matze und Andreas Halts Maul wenn ich mit dir lalle, die hier eine Gefahr für die komplette Gesellschaft darstellen und seit Jahrzehnten das hässliche Bild misverstandener Demokratie aufzeigen.
13.03.19
16:35
Emanuel Schaub sagt:
IAmen ainsi soit il so genau ist es !! gruß emanuel
19.03.19
12:51