Islamfeindlichkeit

„Einführung eines Beauftragten für Islamfeindlichkeit zwingend“

Medienberichten zufolge liegt die Zahl islamfeindlicher Übergriffe im Jahr 2017 bei knapp 1000.Die hohen Zahlen bedürften entsprechende Maßnahmen.

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2018
DITIB Moscheebauplatz Regensburg © Facebook, bearbeitet by iQ.
Symbolbild: DITIB Moscheebauplatz Regensburg © Facebook, bearbeitet by iQ.

Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland mindestens 950 Angriffe auf Muslime und muslimische Einrichtungen wie Moscheen. Das geht aus einer Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Linken-Fraktion hervor, die der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag) vorliegt. Demnach wurden dabei 33 Menschen verletzt; die Behörden registrierten allein knapp 60 Anschläge, Schmierereien und Schändungen, etwa mit Schweineblut, auf Moscheen und sonstige islamische Einrichtungen.

Vor rund zwei Wochen berichtet die „Neue Ruhr Zeitung“ dass laut der Antwort des Bundesinnenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion im vergangen Jahr mehr als 1000 Übergriffe auf Muslime und muslimische Einrichtungen in Deutschland begangen wurden, davon seien 1069 Fälle zum Stichtag der Erfassung islamfeindlicher Straftaten bekannt. 

Keine Vergleichszahlen

In fast allen Fällen waren den Angaben zufolge die Täter Rechtsextreme. Da die Behörden Daten zu islamfeindlichen Straftaten erst seit Jahresbeginn 2017 auswerten, gibt es keine Vergleichszahlen aus dem Jahr 2016. Zu den erfassten Straftaten zählen Hetze gegen Muslime oder muslimische Flüchtlinge im Netz – sogenannte Hasskommentare -, Drohbriefe, Angriffe auf Kopftuch tragende Frauen oder muslimische Männer auf der Straße, aber auch Sachbeschädigung und Nazi-Schmierereien an Häusern und Moscheen.

Über die Höhe des Schadens hatten die Behörden keine Erkenntnisse. Zudem wurden 2017 insgesamt knapp 90 Kundgebungen gegen die vermeintliche „Islamisierung Deutschlands“ gezählt. In diesen Zahlen sind jedoch die Pegida-Aufmärsche in Sachsen nicht erfasst.

Einführung eines Beauftragten für Islamfeindlichkeit zwingend

„So schrecklich das Ausmaß islamfeindlicher Straftaten in Deutschland sind: Muslime sollten sich von diesen Übergriffen nicht einschüchtern lassen. Ziel ist und bleibt weiterhin die vollständige und gleichberechtigte Anerkennung muslimischen Daseins in Deutschland bei gleichzeitiger uneingeschränkter Chancengleichheit“, sagte der Vorsitzende des Islamrates, Burhan Kesici, anlässlich der bekanntgegebene Zahlen. Auf Anfrage teilte Kesici zudem mit: „Die erschreckend hohen Zahlen, sowie die jährlichen Untersuchungsergebnisse der Antidiskriminierungstelle des Bundes zeigen, dass die Einführung eines Beauftragten für Islamfeindlichkeit zwingend erforderlich ist.“

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime (ZMD), Aiman Mazyek, geht davon aus, dass die Statistik nicht alle Delikte erfasst und so die Wirklichkeit nur in Teilen abgebildet wird. „Es gibt ein großes Dunkelfeld, weil die Behörden, also Polizei und Staatsanwaltschaften, noch nicht dafür sensibilisiert sind und deshalb viele Fälle in der Statistik nicht auftauchen“, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Zudem würden Betroffene häufig keine Anzeige erstatten.

AfD verfestigt muslimfeindliche Stimmung

Zum Jahresende entspannte sich die Lage etwas. Nach vorläufigen Zahlen gab es im vierten Quartal 167 registrierte Vorfällen, davon fünf Angriffe auf Moscheen und muslimische Religionsstätten. Das ist deutlich weniger als noch im dritten Quartal mit 288 Vorfällen. Die innenpolitische Expertin der Linken im Bundestag, Ulla Jelpke, sagte: „Das ist zwar erfreulich, aber kein Grund zur Entwarnung.“ Jelpke befürchtet mit Blick auf die AfD, dass sich eine muslimfeindliche Stimmung in Deutschland verfestigt: „Die Islamhasser haben inzwischen den Sprung von der Straße in den Bundestag geschafft und tragen von der Parlamentstribüne zur Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas gegenüber muslimischem Leben in Deutschland bei.“

 

IslamiQ hat alle Moscheeangriffe von 2015 bis 2018 zusammengetragen und auf der Deutschlandkarte markiert. Die Karte wird stetig aktualisiert.

Falls Ihnen ein Moscheeangriff bekannt ist, der nicht auf der Karte zu sehen ist, dann können Sie die nötigen Informationen (Wo? Was? Wann?) an info@islamiq.de schicken.

Leserkommentare

Herr Lot sagt:
Moin, jeder Angriff ist einer zufiel.....aber nach Durchsicht der ganzen Artikel hier, sehe ich keine einzige selbstkritische Äußerungen .....Bsp. Von heute : 17 jährige schwangere von Ihrem doppelt so alten Ehemann + Bruder niedergestochen .... Ehe nach islamischen Recht ... versuchter Ehrenmord....das Mädchen wollte sich trennen ... Aufarbeitung auf dieser Seite null ....Studie aus Niedersachsen : jeder 4 muslimische Schüler möchte die Scharia in Deutschland einführen .... Was wird in Moscheen gepredigt ??? Selbstkritik ??? Herr Lot
03.03.18
19:30
Frederic Voss sagt:
Wie soll denn "Muslimisches Dasein in Deutschland" lt. dem o.g. Vereinsvorsitzenden konkret aussehen und ablaufen? Welches konkrete Koran-Verständnis soll all dem zugrunde liegen? Welche Korandeuter und Textinterpretierer sollen hierbei die dominante Oberhand haben? Spricht der Vereinsredner für alle mehr oder weniger muslimisch orientierten Menschen oder nur für einen kleinen Teil davon? Welche konkrete und essentielle Glaubenslehre soll denn überhaupt Basis sein? Gibt es auch Selbstkritik angesichts muslimisch motivierter Gewalt und Verbrechen in Deutschland und Europa und weltweit?
04.03.18
11:05
Johannes Disch sagt:
@Herr Lot (03.03.18, 19:30) Es gab durchaus schon selbstkritische Artikel hier bei "islamiq." Und was den schlimmen Vorfall betrifft, den sie schildern: Der war erst gestern. Vielleicht kommt bei "Islamiq" ja noch ein Artikel dazu?
04.03.18
18:23
Johannes Disch sagt:
-- Generell zu Kategorisierung von Straftaten. Man erwägt ja auch bereits die Einsetzung eines Antisemitismus-Beauftragten. Nun noch ein Beauftragter für Islamfeindlichkeit? Ich kann das Anliegen von Muslimen angesichts der gestiegenen Straftaten gegen Muslime und islamische Einrichtungen verstehen. Andererseits drängt sich mir der Verdacht einer gewissen Doppelmoral auf: Erwähnt man den kulturell-religiösen Hintergrund eines muslimischen Täters, dann heißt es von islamischer Seite oft, man sollte nicht verallgemeinern, man sollte das nicht zwangsläufig mit der Kultur/der Religion des Täters in Verbindung setzen oder diese Verbindung nicht zu sehr betonen. Man denke nur an den Eiertanz, den die Politik vollführt hat bei den Vorgängen Silvester 2015 am Kölner Hauptbahnhof. Tatsache ist aber nun mal, dass sich unter den Tätern damals viele Flüchtlinge befanden, und viele davon islamischen Glaubens. Da ist es Muslimen also nicht recht, wenn der kulturell-religiöse Hintergrund einer Tat betont wird. Geht es gegen Muslime, dann wird eine extra Erfassung anti-islamischer Straftaten verlangt. Man dreht es sich offenbar, wie es einem grade in den Kram passt.
04.03.18
18:31
elotrokiosko sagt:
Dominic/ 31: Jap, finde ich auch. Jetzt muss nur der Springer ist kein Journalismus"-Kokolores aufhören, der eher dumm als gefährlich ist, aber darum nicht zwingend harmlos.
05.03.18
14:02
Johannes Disch sagt:
Die Einführung eines Beauftragten für islamfeindliche Straftaten? Einverstanden -- wenn es im Gegenzug künftig auch möglich ist, den kulturellen und religiösen Hintergrund eines muslimischen Straftäters zu benennen, ohne dass die Islamverbände gleich "Diskriminierung" und "Bitte kein Generalverdacht" schreien.
05.03.18
19:52
James sagt:
Ja,das hoffe ich allerdings auch! Wenn solch eine Sammelklage über die AfD initiiert werden würde, dann erhält diese auch die zwingend erforderliche Medienwirksamkeit, um überhaupt ausreichend viele Dieselfahrer damit erreichen zu können. Nur über diesen Weg würden sich viele Betroffene einer Sammelklage anschließen, zumindest vermute ich dies.
06.03.18
22:55
Ute Fabel sagt:
Islamkritiker wie Salman Rushdie, Hamed Abdel-Samed oder Ayaan Hirsi-Ali stehen ständig unter Polizeischutz oder müssen sich überhaupt versteckt halten. Diese Einschüchterung von Menschen, die von ihrem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen, halte ich für das weit größere Problem, als jene islamfeindlichen Straftaten, über die Islamiq regelmäßig berichtet. Hauptsächlich handelt es sich dabei um angebrachte Kreuze auf für Moscheen bestimmte Baugründe oder tote Schweinköpfe vor islamischen Vereinslokalen.
07.03.18
12:25
grege sagt:
Bei den Opfern ist die islamische Religon maßgebend, bei den Tätern hat sie plötzlich irrelevant zu sein.
07.03.18
18:35
Andreas sagt:
@grege: Wenn jemand zum Opfer wird, weil er Muslim ist, ist das wirklich maßgebend. Immerhin wird dann jemand angegriffen, weil er die eine und nicht die andere Religionszugehörigkeit hat. Und wenn sich, wie in Deutschland der Fall, Übergriffe auf Muslime häuffen, ist es sinnvoll, sich einen Überblichk darüber zu verschaffen. Hingegen ist jemand nicht Täter, weil er dieser oder jener Religion angehört. Das zeigen z.B. die Millionen von friedfertigen Muslimen auf der Welt. Während Sie anscheinend davon ausgehen, dass friedfertige Muslime die Ausnahme sind und gewaltbereite Muslime der Normalfall, sehe ich das genau umgekehrt.
08.03.18
14:01
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