Halal und Haram

Ernährung als Gottesdienst

Was hat die Ernährung mit der Religion zu tun? Für Muslime sind Halal-Lebensmittel ein alltägliches Thema. Dilara Faslak schreibt über die religiöse Dimension von islamischen Speisevorschriften.

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01
2018
Ernährung als Gottesdienst
Ernährung als Gottesdienst. Halal und haram im Islam © flickr, CC 2.0, Marco Verch

Die erste Prüfung des Menschen betraf eine verbotene Frucht. Der Prophet Adam (a) und seine Frau Havva (r) lebten im Paradies, wo sie alles hatten. Nur von einer Frucht durften sie nicht essen. Alles war ihnen also erlaubt (halal), und nur Weniges verboten (haram). Dies lässt sich auf die islamischen Speisevorschriften im Allgemeinen übertragen, wenn man sich die Vielzahl an verschiedenen und vielfältigen Lebensmitteln vor Augen hält, die halal bzw. haram sind. Hier gilt: Was nicht haram ist, das ist grundsätzlich halal.

Der Muslim hält sich an die ihm gebotenen Speisevorschriften, um sowohl seine Religion in bester Weise zu leben, und auch, um seine Gesundheit nicht zu gefährden.

Islamische Richtlinien

Das Wort „halal“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet „rein“ oder „erlaubt“. Muslime dürfen alles, was halal und gut (tayyib) ist, zu sich nehmen. So ist es beispielsweise wichtig, dass Tiere nicht nur nach islamischen Richtlinien geschächtet werden, sondern vorher und dabei so gut wie möglich behandelt werden. In fünf Koranversen wird zum Verzehr von halal- und tayyib-Speisen aufgerufen (in insgesamt 21 Versen kommt das Gebot von Tayyib-Speisen vor). In einem Vers heißt es: „O ihr Gesandten, esst von den reinen (halal und tayyib) Dingen und tut Gutes. Wahrlich, ich weiß recht wohl, was ihr tut.“ (Sure Nahl, 16:114). Der Begriff „halal“ bezieht sich jedoch nicht nur auf Lebensmittel, sondern auf alle Bereiche der islamischen Lebensweise.

Im Gegensatz dazu steht der Begriff „haram“, welcher übersetzt „verboten“ heißt und ebenfalls alle Speisen und Handlungen umfasst. Lebensmittel, die haram sind, darf man nur dann essen, wenn man sich in einer lebensnotwendigen Situation befindet und sonst verhungern würde. In der Sure Bakara werden die Speiseregeln folgendermaßen beschrieben: „O ihr, die ihr glaubt, esset von den guten Dingen, die Wir euch bereitet haben, und seid Allah dankbar, wenn ihr Ihm allein dient. Verboten hat Er euch nur (den Genuss von) natürlich Verendetem, Blut, Schweinefleisch und dem, worüber etwas anderes als Allah angerufen worden ist. Wenn aber jemand (dazu) gezwungen ist, ohne (es) zu begehren und ohne das Maß zu überschreiten, so trifft ihn keine Schuld; wahrlich, Allah ist Allverzeihend, Barmherzig.“ (Sure Bakara, 2:172-173) In einem weiteren Vers heißt es: „O die ihr glaubt, berauschender Trank, Glücksspiel, Opfersteine und Lospfeile sind nur ein Greuel vom Werk des Satans. So meidet ihn, auf dass es euch wohl ergehen möge.“ (Sure Mâida, 5:90)

Die Wirkung von halal-Speisen

Wenn man jemanden auf einen bedenklichen Zusatzstoff in einem Produkt aufmerksam macht, dann bekommt man oft die Antwort: „Ich habe es bis jetzt konsumiert und mir ist nichts zugestoßen“ zu hören. Was ist damit gemeint? Es ist schlichtweg eine Ausrede, die nicht realistisch ist. So banal das Sprichwort „Du bist, was du isst“ auch klingen mag, eine gewisse Tatsache beinhaltet die Botschaft schon. „Den stärksten Einfluss auf die Änderung des Körpers und des Charakters stellt die Speise dar“, stellte der muslimische Gelehrte Schah Waliyullâh ad-Dihlawî schon im frühen 18. Jahrhundert fest.

Von der Speise zum Gottesdienst

Im Koran wird auf die enge Verbindung zwischen der Ernährung und Rechtschaffenheit hingewiesen: „O ihr Gesandten, esset von den reinen Dingen und tut Gutes. Wahrlich, Ich weiß recht wohl, was ihr tut.“ (Sure Mu’minûn, 23:51) Koranexegeten weisen hier ausdrücklich daraufhin, dass gute Taten auf der halal- und tayyib-Ernährung aufbauen und in diesem Kontext eine wichtige Rolle spielen.

Weiterhin werden in zahlreichen Überlieferungen des Propheten Muhammad (s) die Wichtigkeit der reinen Speise betont: „Stellt euch einen Mann vor, der eine lange Reise macht. Seine Kleidung ist beschmutzt, er ist voller Dreck. In solch einem Zustand erhebt er seine Hand und betet ‚O Allah, o Allah’. Doch was er isst, trinkt und an Kleidung trägt ist haram. Er hat sich immer von Verbotenem ernährt. Kann das Bittgebet einer solchen Person angenommen werden?“ (Muslim, Zakat, 65) Weiterhin sagte der Prophet, dass die Gebete einer Person, die sich von einer haram Speise ernährt, vierzig Tage nicht angenommen werden. 

Der persische Gelehrte Yahya ibn Muâz al-Râzî verglich das Halal-Essen mit einem Schlüssel: „Sich Allah hinzugeben ist wie ein Schatz. Der Schlüssel dieses Schatzes ist das Bittgebet und die Zähne des Schlüssels sind Halal-Essen.“

Auf der Suche nach halalkonformen Speisen

„Es wird eine Ära geben, in der der Mensch keinerlei Belang dafür zeigen wird, ob das Gekaufte halal oder haram ist“, heißt es in einer Überlieferung des Propheten (Buhâri, Buyû, 7). Basierend auf diversen Koranversen und Hadithen stufen muslimische Gelehrte die Nachfrage nach halalkonformer Speise als farz al-ayn ein, sprich jeder Muslim muss dieser Pflicht persönlich nachkommen. (Schirbini, al-Ikna‘, II, 576)

Da zugegebenermaßen die gegenwärtige Lebensmittelbranche sehr komplex und intransparent ist und sich das Konsumverhalten der Menschen stark verändert hat, lässt sich eine umfangreicheren Recherche meist nicht vermeiden. Jedoch sollten diese Verhältnisse niemals abschreckend wirken.

Muslimische Verbraucher sollten stets das Leben des Propheten vor Augen halten, denn durch seine vorbildliche, minimalistische und ausgeglichene Ernährung können auch sie eine bewusste Lebensform anstreben, um ihren Körper nicht mit zahllosen Fertigprodukten und Fleischwaren von möglicherweise misshandelten Tieren zu belasten.

 

Leserkommentare

Fuat sagt:
So fremd der Qur'an in die Dunya kam so fremd wird Sie auch wieder gehen. Ist mir grad aufgefallen. Mohammad s.a.w.s Warum sollte ein Prophet bei den Menschen auch bekannt gewesen sein Analphabet zu sein? Madam.. Ich denke du suchst nach "deinen Traummänner" die findest du hier nicht, aber Herzensgute/reine Menschen die mit Ihr Herz und Verstand das Wort Gottes Vermittlungsfähig sind. Das sind Wertvolle Menschen die Fuß auf diese Erde fassten. Wer soll ändern? Die Griechen wie mit dem "NeuemTestament". Nein. Alhamdulillah.
17.10.20
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