Umfrage

Mehrheit der Deutschen gegen islamische Feiertage

Laut Innenminister De Maizière sollten muslimische Feiertage in manchen Gegenden Deutschlands offiziell eingeführt werden. Einer Umfrage zufolge lehnt die große Mehrheit der Deutschen diesen Vorschlag ab.

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2017
Spaltung der Gesellschaft: Migranten und Muslime als Chance oder Bedrohung
Deutschland Flagge © by Martin Abegglen auf Flickr (CC BY-SA 2.0), bearbeitet islamiQ

Die Deutschen lehnen die Einführung islamischer Feiertage mit großer Mehrheit ab. Sieben von zehn Befragten (70,1 Prozent) sprächen sich dagegen aus, so eine INSA-Umfrage für die „Bild“-Zeitung (Dienstag). Nur jeder 13. Bundesbürger (7,8 Prozent) befürwortet demnach eine Einführung gesetzlicher islamischer Feiertage in Deutschland.

Unter den Grünen-Wählern votierte ein Fünftel (19,6 Prozent) für solche Feiertage. In allen anderen Parteien sei der Zuspruch deutlich geringer, am geringsten bei Wählern der AfD (3,7 Prozent) und der FDP (4,2 Prozent).

INSA-Chef Hermann Binkert erklärte laut „Bild“: „Für die ganz große Mehrheit der Deutschen gehört der Islam nicht zu Deutschland.“ Die politisch Verantwortlichen sollten die Meinung der Bevölkerung in diesen Fragen „wirklich ernst nehmen“. Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) hatte zuletzt erklärt, man könne über die Einführung islamischer Feiertage reden. Dafür wurde er auch aus der eigenen Partei massiv kritisiert.

Der Innenexperte der Unionsfraktion, Stephan Mayer (CSU), äußerte sich kritisch: „Deutschland ist über Jahrhunderte durch die christliche Tradition geprägt und bestimmt worden“, so Mayer. Daran habe sich bis heute nichts geändert. „Im Übrigen gilt: Dass der Islam zu Deutschland gehört, lässt sich historisch durch nichts belegen und ist auch heute nirgendwo zu erkennen.“

Der Vorsitzende des Islamrates, Burhan Kesici begrüßt den Vorstoß de Mazieres. „Die Einführung islamischer Feiertage wäre ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, umso trauriger ist es, dass der Innenminister Kritik aus den eigenen Reihen bekommt“. Dass gewisse Politiker aus der CDU sich vehement gegen den Vorstoß De Mazieres stellen, zeige den Rechtsruck, der in den „Parteien der Mitte“ zu erkennen ist. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Eid sagt:
Um ehrlich zu sein: in diesem Punkt schließe ich mich als Muslim (!) der Mehrheit der Deutschen an! Bemerkenswert bei dieser ganzen "Debatte", wer der Urheber ist: nicht etwa die Muslime, die teilweise nun schon in der dritten Generation ihre Feste in Deutschland begehen. Nein, sie kommt aus dem Innenministerium. Ausgerechnet von Herrn De Maiziere! Ich bekomme den Eindruck, bei dieser "Debatte" (wie bei anderen Scheindebatten auch) geht es gar nicht um den Feiertag, sondern um die Debatte selbst. Sie dient vor allem den rechten Parteien dazu "klare Kante zu zeigen" und sich am Ende als Retter des Abendlandes zu profilieren. Denn, seien wir mal ehrlich, es glaubt doch wohl keiner (Muslim oder Nicht-Muslim) dass am Ende ein Feiertag für die Muslime eingeführt wird. Nein. Nichts wird sich ändern. Das einzige was bleiben wird, wird die Erinnerungen an endlose Debatten und Talkshows sein, in denen die Plattitüden immer wieder gekaut werden (die faulen Moslems wollen jetzt auch noch unsere Wirtschaft kaputt machen). Mir fallen dazu zwei Sachen ein: 1. Brauchen wir Muslime in Deutschland einen gesetzlichen islamischen Feiertag? Meine klare Antwort: Nein. Denn fragen wir uns nach der praktischen Umsetzung so eines gesetzlich festzulegenden Feiertages, werden wir schnell erkennen, dass es für uns nicht etwa bedeuten würde dass wir einen unserer höchsten Feiertage generell frei haben könnten. Alleine schon aus den Widrigkeiten des Mondkalenders ergibt sich, dass das nicht funktionieren würde. Nicht in einem System, wo schon Monate vorher fest stehen muss, wann der Feiertag anzusetzen wäre. Außerdem, die bisherige Regelung (Schulbefreiung grundsätzlich möglich, Urlaubsantrag) funktioniert in den meisten Fällen. Im Großen und Ganzen haben wir und unsere Kinder die Möglichkeit, an den Feiertagen frei zu haben. Wir müssen uns halt selber Jahr für Jahr darum bemühen. Das ist nicht immer ganz einfach (z.B. wenn es mit Prüfungsterminen o.ä. kollidiert) aber in den meisten Fällen ist es praktikabel. Und unsere Religion kennt ja kein Arbeitsverbot an bestimmten Tagen (wie das Christentum an Sonntagen). Das Einzige was uns an Feiertagen verboten ist, ist Fasten. 2. Worum geht es den meisten Muslimen, die bei der Aussicht auf einen Feiertag frohlocken? Es geht ihnen in erster Linie um die Aussicht auf Akzeptanz und die wird es bei einem gesetzlich (gegen den Willen der Mehrheit in der Bevölkerung) verordneten Feiertag nicht geben. Ganz im Gegenteil. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Feiertag zum Tag der angezündeten Moscheen mutieren könnte....Seien wir einfach mal realistisch. Die Tatsache, dass die Forderung nicht von Muslimen, sondern von Herrn Innenminister kommt, sollte uns wirklich zu denken geben. Und wenn wir diese Forderung, die wir bisher als Muslime nicht so erhoben haben, nun von anderen eingeflüstert bekommen, sollten wir uns davor hüten, auf diesen Zug aufzuspringen. In diesem Sinne: es ist nicht alles Gold was glänzt und am Ende könnte sich so ein "muslimischer Feiertag" der an einem willkürlich festgelegten Datum des Sonnenkalenders liegt als eine Mogelpackung herausstellen.
17.10.17
12:52
Ute Fabel sagt:
"Dass gewisse Politiker aus der CDU sich vehement gegen den Vorstoß De Mazieres stellen, zeige den Rechtsruck, der in den „Parteien der Mitte“ zu erkennen ist." Burhan Kesici versucht den Deutschen Sand in die Augen zu streuen. Die immer unsauberere Trennung zwischen Staat und islamischer Religion in der Regierungszeit Erdogan ging einher mit einem politischen und gesellschaftlichen Rechtsruck in der Türkei. Der türkische Rechtsruck darf nicht auf Deutschland übertragen werden. Mehr als ein Drittel der Deutschen ist mittlerweile konfessionsfrei. Dieser weit bedeutsamen demographischen Entwicklung sollte bei einer Umgestaltung des Feiertagsrechts eher Rechnung getragen werden. Die Zahl der Muslime liegt hingegen im klar einstelligen Bereich, wobei in den Religionsstatistiken oft alle Leute mit türkischem und arabischen Migrationshintergrund als Muslime gezählt werden. Ich finde, der 8. Mai, an dem im Jahr 1945 der 2. Weltkrieg geendet hat, ist ein viel schönerer Grund zu feiern als das islamische Opferfest, in dem einem Vater gedacht wird, der aus blinden Befehlsgehorsam sogar seinen Sohn zu töten bereit war.
17.10.17
13:03
Andreas sagt:
Was genau verursacht eigentlich dieses massive Störgefühl der Bevölkerung bei gesetzlichen muslimischen Feiertagen?
17.10.17
14:17
Manuel sagt:
Als nächstes führen wir dann auch noch Teile der Scharia in unser Rechtssystem ein, damit es ja einigen Moslems hier passt oder wie? Also langsam ist es wirklich genug!
17.10.17
18:31
Eid sagt:
Na, wer sagt's denn: Mittlerweile hat der de Maiziere klargestellt, er habe das ja nicht so gemeint und er fühle sich missverstanden.
17.10.17
23:59
Johannes Disch sagt:
Das wäre in der Tat überflüssige Symbolpolitik. Es gibt gute Symbolpolitik. Aber der Vorschlag von De Maiziere gehört nicht dazu. Das ist pure Anbiederei. Wenn wir einen muslimischen Feiertag einführen, dann kommen bald die Hindus, die wohl den "Feiertag der heiligen Kuh" oder ähnliches einfordern. Die Bahai, die Buddhisten, etc. De Maiziere versucht mal wieder, eine gesellschaftliche Debatte anzustoßen. Dass dies nicht seine Stärke ist, das zeigte schon sein Versuch, die Leitkultur-Debatte wieder ins rollen zu bringen. De Maiziere sollte sich um seine Kernaufgabe kümmern. Das ist die innere Sicherheit. Und dass es hier eklatante Defizite gibt, das zeigt unter anderen der Fall Amri. a In Berlin pfeifen es die Spatzen schon von den Dächern, dass De Maiziere im Jamika-Bündnis um seinen Job bangen muss und dem nächsten Kabinett wohl nicht mehr angehört. Da pfeift aus dem letzten Loch und versucht mit diesem absurden Vorschlag seinen Posten zu retten. Muslime können bei uns ihre Religion frei leben. Die "5 Säulen" des Islam sind garantiert. Das reicht völlig. Integration gelingt nicht durch irgendwelche Anbiederei, sondern dadurch, dass wir Bürger muslimischen Glaubens endlich als vollwertige Bürger und Mitglieder dieses Gemeinwesens anerkennen und sie nicht in erster Linie oder gar ausschließlich als Muslime sehen. Und es gelingt, wenn endlich diese Pauschalierungen über "Den Islam"-- der angeblich so gefährlich ist-- beenden. Und endlich konsequent trennen zwischen einigen gefährlichen Spinnern-- islamistischen Terroristen, Salafisten, Fundamentalisten, etc.-- und der großen Mehrheit der Muslime, die ihre Religion friedlich verstehen und diese auch so praktizieren.
18.10.17
14:12
grege sagt:
Was genau verursacht eigentlich dieses massive Störgefühl der Bevölkerung bei gesetzlichen muslimischen Feiertagen? Die Frage sollten sich auch mal einige Islamvertreter stellen, ohne postwendend die böse Politik und die bösen Medien dafür verantwortlich zu machen!
18.10.17
20:40
Johannes Disch sagt:
Einführung eines muslimischen Feiertags? Was kommt denn dann als nächstes? Die Einführung der islamischen Zeitrechnung?
19.10.17
8:54
Eid sagt:
@Johannes Disch Ich fürchte, Sie haben da etwas falsch verstanden. Mittlerweile hat Herr Innenminister ja klargestellt, dass er gar nicht die Einführung eines islamischen Feiertages gefordert hatte. [Nachdem ich eine Aufnahme seiner Äußerung, auf die diese ganze "Debatte" zurückgeht, gehört habe, glaube ich das sogar. Er sagte bei der Veranstaltung in Wolfenbüttel "Ich bin bereit darüber zu reden, ob wir auch mal einen muslimischen Feiertag einführen. Kann man gerne vielleicht mal machen " Dann ging er auf die regionalen Unterschieder bei katholischen / evangelischen Feiertagen ein und sagte anschließend "Wo es viele Moslems gibt, warum kann man nicht auch mal über einen muslimischen Feiertag nachdenken?" Und dann aber das Wichtigste: "Aber generell sind unsere Feiertag christlich geprägt und das soll auch so bleiben." ] Da kann man sich natürlich fragen: 1. Wie kommt man als Journalist auf die Idee aus diesen Äußerungen so was zu basteln, wie: Herr de Maiziere fordert einen islamischen Feiertag. Oder das Innenministerium schlägt die Einführung eines islamischen Feiertages vor. ? Das hört sich für mich nach bester BILD Manier an. Was auf mich wie ein Gedankenspiel wirkt, ist aber bis zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk als "Vorstoß des Innenministers" bezeichnet worden. 2. Warum hat der Innenminister sich mit der Klarstellung seiner Äußerung und dem was in den Medien und den Folgediskussionen daraus gemacht wurde, über eine Woche Zeit gelassen? Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es geplant oder zumindest willkommen war, dass die "Diskussion" so unverhältnismäßig ausgeartet ist (wo doch von Anfang an jedem, der bis 10 zählen kann, klar sein müsste, dass es so etwas wie einen islamischen Feiertag auf absehbare Zeit in D. nicht geben wird). So hatte jeder (von Frau von Storch, über sämtliche Parteikollegen von Herrn de Maiziere, bis hin zu Martin Schulz und Hern Özdemir) die Gelegenheit sich in der Sache zu positionieren. Es ist wirklich interessant, dass wir in einem Land, wo nach einer Wochen zurückliegenden Bundestagswahl unklar ist, ob eine Regierung zustande kommen kann, über die Einführung eines muslimischen Feiertages diskutieren, der eigentlich gar nicht eingeführt werden soll.....
19.10.17
11:04
Johannes Disch sagt:
@Eid Danke für die Aufklärung. Da haben Journalisten mal wieder etwas verkürzt und verzerrt, um einen künstlichen Hype zu schaffen.
20.10.17
11:16