Berlin

25 Prozent Christen – 9 Prozent Muslime

25 Prozent der Bevölkerung in Berlin sind Kirchenmitglieder. Muslime machen Schätzungen nach neun Prozent der Berliner aus, wobei die Erhebung der Zahl schwieriger ist als bei Christen.

07
01
2018
Migrantenquote, rassistische Delikte,
Symbolbild: Berlin © by Daniel Mennerich auf flickr.com (CC BY 2.0), bearbeitet IslamiQ

Ein Viertel der Berliner Einwohner gehört einer der beiden großen christlichen Kirchen an. Die evangelische Kirche kam Ende 2016 auf einen Anteil von 15,9 Prozent an der Bevölkerung. Bei den Katholiken waren es 9 Prozent. Das geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Antwort des Senats auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor. Vor zehn Jahren lag der Anteil der evangelischen und katholischen Kirchenmitglieder noch zusammen bei 30 Prozent. Muslime machen Schätzungen nach neun Prozent der Bevölkerung aus

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) hatte Ende 2016 trotz des Zuwachses der Hauptstadt auf knapp 3,7 Millionen Einwohner nur noch 584 731 Mitglieder. Zehn Jahre zuvor gab es noch fast 700 000 Protestanten (20,5 Prozent der Einwohner).

Im Erzbistum Berlin lag die Zahl der Katholiken vor einem Jahr bei 331 431. In den vergangenen Jahren blieb diese Größenordnung weitgehend konstant. Im Vergleich zu 2007 gab es sogar einen Zuwachs von 13 000 Menschen. Möglicherweise profitierte die katholische Kirche von Menschen aus katholischen Ländern wie Polen, Spanien, Frankreich und Italien, die nach Berlin kamen. 

Aus der Statistik lässt sich besonders das Problem der Evangelischen Kirche herauslesen. Es gibt von Jahr zu Jahr immer weniger Taufen und Eintritte in die Kirche. 2016 waren es knapp 4000, vor zehn Jahren noch 5700. Gleichzeitig verließen 2016 knapp 8700 Menschen die Kirche, weil sie starben oder austraten.

Bei den Katholiken gibt es jedes Jahr etwa 2000 Taufen oder Eintritte. Die Todesfälle und Austritte lagen zuletzt hingegen bei etwa 5000 – kompensiert wurde der Verlust wohl durch Zuzüge nach Berlin.

Muslime in Berlin

Die Zahl der Muslime in Berlin ist schwieriger festzustellen, weil islamische Religionsgemeinschaften in Deutschland nicht den rechtlichen Status haben, um über eine Mitgliedschaft zu verfügen.  Es gibt keine klassische Kirchenmitgliedschaft, die über die Registrierung beim Finanzamt und das Zahlen von Kirchensteuern erfasst wird. Geschätzt wird, dass etwa neun Prozent Muslime in der Hauptstadt leben – mit wachsender Tendenz durch Einwanderer und mehr Geburten in muslimischen Familien. Der größte Teil der Berliner ist aber nicht Mitglied einer Religionsgemeinschaft.

In ganz Deutschland gehören nach Kirchenangaben rund 60 Prozent der Bevölkerung einer christlichen Kirche an. 22 Millionen sind evangelisch, 24,6 Millionen Menschen gehören der katholischen Kirche an und 5,5 Millionen sind islamischen Glaubens. Vor allem die Kirchen in Ostdeutschland kämpfen mit Mitgliederschwund – als Folgen der demografischen Entwicklung und der fehlenden Bindung an eine Religion während der DDR-Zeit. (KNA, iQ)

Leserkommentare

charley sagt:
"Mit Zahlen lässt sich trefflich streiten, mit Zahlen ein System bereiten...." Es gibt auch viele Christen, die nicht in einer "Kirche" sind! Genauso gibt es viele moslemisch Geborene, für die Allah ein Aberglaube ihrer Vorfahren ist! Es wäre schön, einen Link zu haben auf diejenige Veröffentlichung, auf die sich dieser Artikel bezieht!
07.01.18
15:32
Frederic Voss sagt:
Schon zu Beginn des 3. Jahrhunderts gab es in Deutschland gemeindeeigene Häuser für die Feier der katholischen Kirchengottesdienste. Jetzt im 21. Jahrhundert möchten manche islamische Religionsverbände & Gruppierungen eigene Staatsverträge und als Körperschaften öffentlichen Rechts einflußreiche Stellungen & Positionen in staatlichen Strukturen erhalten. Derlei Ansinnen muß erst einmal eingehend kritisch hinterfragt, ausführlich diskutiert und entsprechend überprüft werden. Wenn hier von 25% Christen in Berlin die Rede ist, ist keinesfalls zu vergessen, daß noch ein hoher Prozentsatz von Menschen in Berlin lebt, der trotzdem irgendwie gottesgläubig oder spirituell-religiös orientiert ist und keiner Predigerautorität untersteht oder anhängt. Sollte der o.g. 9%-Anteil muslimisch orientierter Menschen für Berlin überhaupt stimmen, dann müßte davon sowieso noch ein großer Teil abgezogen werden, weil viele hiervon keine Islamverkündigungs-Autoritäten mit deren Verbänden anerkennen oder gar unterstützen. In Berlin und überall gibt es Muslime unterschiedlichster Couleur, die man überhaupt nicht alle über einen Kamm scheren kann.
07.01.18
19:41
Ute Fabel sagt:
Ich halte die angeblich 9 % Muslime in Berlin für viel zu hoch gegriffen. In den meisten Statistiken werden einfach alle Migranten aus Ländern mit islamischer Tradition leichtfertig als "Muslime" gewertet. Das entspricht überhaupt nicht der Realität! Oft verlassen Leute gerade deshalb ihre Herkunftsländer, weil sie mit Religion nichts am Hut haben und in keiner islamischen Religionsdiktatur leben wollen. Ich keine zahlreiche Perser in Wien. Zu nahe 100 % sind dem Islam gleichgültig oder sogar ablehnend eingestellt. Bei den Türken in Wien würde ich meinen, dass derzeit 2/3 eher religiös-konservativ eingestellt sind und 1/3 eher areligiös. Das war in den 1970er- und 1980er- Jahren aber ganz anders. Damals war die große Mehrheit der türkischen Gastarbeiter religiös desinteressiert. In 20 Jahren kann das wieder so sein.
08.01.18
8:41
Johannes Disch sagt:
Dass es für den Islam keine sogenannte "Kirchenmitgliedschaft" gibt, das ist nur logisch, da der Islam so etwas wie eine Kirche nicht kennt. In der Geschichte des Islam ist jeder Versuch, den Islam zu institutionalisieren, gescheitert. Es ist sekundär, wie hoch die Anzahl der Muslime ist. Entscheidend ist, welche Art Islam sie leben: Einen liberalen oder einen konservativ-orthodoxen oder einen fundamentalistischen Islam. Und da muss die Priorität auf einem liberalen Islam liegen.
08.01.18
12:05
Prinzessin Rosa sagt:
Sehr geehrter Herr Disch, die Entscheidungsgewalt wie der Islam praktiziert wird überlassen Sie bitte dem jeweiligen Menschen solange er /sie sich an das GG ect hält. Formulieren Sie doch besser: Ich wünsche mir das... . Damit steigen Sie niemanden auf die Füße. Mit freundlichen Grüßen
30.05.18
15:44