









Die Freitagspredigt ist fester Bestandteil des muslimischen Freitagsgebets. Ein Erlanger Forschungsprojekt zeigt klare Ergebnisse: es geht um Alltag, Familie und Umwelt.
Nicht etwa Hassbotschaften, sondern Alltagshinweise prägen die Freitagspredigten von Moscheen in Deutschland – zu dieser Erkenntnis kommt eine Untersuchung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Predigt sei essenzieller Bestandteil des Freitagsgebets in der Moschee, teilte die Uni am Mittwoch mit.
„In der deutschen Öffentlichkeit wird sie dabei immer wieder vor allem als Quelle von Radikalisierung gesehen.“ In Wirklichkeit befassten sich „Mainstream-Predigten“ meist mit Themen des religiösen Alltagslebens, mit zwischenmenschlichen Beziehungen, mit Erziehung, Bildung und Spiritualität.
Für das Projekt „Wechselwirkungen“ des Forschungszentrums für Islam und Recht in Europa (EZIRE) wurden laut Uni die teils bis 2005 zurückgehenden online veröffentlichten Freitagspredigten der drei islamischen Religionsgemeinschaften Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) und Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ) ausgewertet. Sie stünden für rund 1.500 von etwa 2.300 Moscheen und Gebetsräumen hierzulande.
Stichprobenartig hätten die Forscher sichergestellt, dass die Predigten wie schriftlich veröffentlicht gehalten worden seien und sich türkische und deutsche Fassung nicht unterschieden hätten.
EZIRE-Geschäftsführer Jörn Thielmann sagte: „Oft geht es in den Freitagspredigten um allgemeine moralische Ermahnungen und Hinweise, die auch jeder nicht gläubige Mensch unterschreiben könnte.“ Der Islamwissenschaftler ergänzte: „Thematisiert wird beispielsweise, dass es wichtig ist, seine Kinder auf deren Bildungsweg zu fördern, in der Familie respektvoll miteinander umzugehen, eine gute Nachbarschaft zu pflegen, sich zum Wohl der Gesellschaft einzubringen oder sich für den Umweltschutz und hilfsbedürftige Menschen einzusetzen.“
Seltener gehe es um Themen wie Rassismus, Diskriminierung und Islamfeindlichkeit. „Muslimische Verbände sprechen die negativen Erfahrungen von Musliminnen und Muslimen einerseits deutlich an, mahnen aber gleichzeitig zu einer konstruktiven und friedlichen Bewältigung dieser Erfahrungen“, so Thielmann. Die Predigten vermittelten den Gläubigen die konsequente Ablehnung von Extremen und Gewalt sowie eine Orientierung an der „Gemeinschaft der Mitte“. (KNA, iQ)