Gibt es in Flüchtlingsheimen ein Problem zwischen Christen und Muslimen? So jedenfalls stellte es Martin Neumeyer (CSU), Integrationsbeauftragter der bayerischen Staatsregierung, dar und verlangte eine getrennte Unterbringung von Flüchtlingen. Die Diakonie lehnt den Vorschlag ab – aus guten Gründen.
Der Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Martin Neumeyer (CSU), hatte vor ein paar Tagen vorgeschlagen christliche und muslimische Flüchtlinge getrennt voneinander unterzubringen. Neumayer hatte auf Medienberichte reagiert, nach denen angeblich Christen in den Unterkünften durch Muslime bedroht würden.
Die Diakonie in Bayern sieht jedoch keine Zunahme von religiösen Konflikten in Flüchtlingsunterkünften. Dies habe eine Umfrage unter den 75 Beratern des evangelischen Wohlfahrtsverbands in den Einrichtungen vor Ort ergeben, sagte Diakonie-Präsident Michael Bammessel am Freitag in Nürnberg. Gleichzeitig wies er den Vorschlag von Neumayer zurück. Eine getrennte Unterbringung würde Vorbehalte gegenüber Angehörigen anderer Religionen tendenziell sogar verstärken, erklärte Bammessel.
Einige wenige Einzelfälle
„Durch die Berichterstattung über einige wenige Einzelfälle ist in der letzten Zeit ein Bild entstanden, das der Realität nicht entspricht“, so der Diakonie-Präsident. Religiöse Konflikte gebe es nur selten, meist zwischen Muslimen und ehemaligen Muslimen, die in ihrer Heimat zum Christentum konvertiert seien. Meistens seien Streitereien durch nationale, ethische oder kulturelle Unterschiede bedingt, „wenn es sich nicht einfach um persönliche Differenzen handelt“.
Bammessel verwies auf die Situation in den Unterkünften. Hier lebten Menschen unterschiedlicher Kulturen und Nationen auf engsten Raum. Viele von ihnen hätten traumatische Erfahrungen machen müssen. Der Wohlfahrtsverband empfahl, zur Problemlösung auf professionelle Begleitung zurückzugreifen. „Den Asylsozialberatern der Diakonie gelingt es, viele Konflikte frühzeitig abzufangen.“ Deshalb plane sein Verband, mit Hilfe des Freistaats und der evangelischen Landeskirche diese Angebote weiter auszubauen, kündigte Bammessel an. (KNA/iQ)