Bayern

Ministerpräsident betont Wichtigkeit des Religionsunterrichts an Grundschulen

Die Neugewichtung von Mathe und Deutsch gegenüber Kunst und Musik an Grundschulen sorgt für hitzige Diskussionen. Bayerns Ministerpräsident betont jedoch erneut sein starkes Engagement für den Religionsunterricht.

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2024
Religionsunterricht SchülerInnen, Religionsunterricht
Symbolbild: Religionsunterricht © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Weniger Kunst und Musik statt Kürzungen beim Fach Religion – mit dieser Entscheidung hat das bayerische Kabinett für eine erregte Debatte gesorgt. Nun hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Entscheidung vom Dienstag verteidigt, mit der nach dem schlechten Abschneiden Deutschlands bei der PISA-Studie die Fächer Mathematik und Deutsch an Grundschulen gefördert werden sollen. Religionsunterricht stärke Herz, Geist und Charakter junger Menschen, sagte Söder am Samstag bei der Amtseinführung des neuen Erzbischofs Herwig Gössl in Bamberg. „Deshalb steht der Freistaat weiter zum Religionsunterricht.“

Religionsunterricht statt Musikunterricht?

Weniger Kunst, Musik und Werken, damit die Kinder künftig besser schreiben, lesen und rechnen können? „Dieser Ansatz ist Quatsch“, kritisierte etwa der Astrophysiker Harald Lesch in der „Süddeutschen Zeitung“. „Ausprobieren wird in Kunst, Musik und Werken unglaublich befeuert – wenn man die Kinder machen lässt und schaut, wie weit sie mit ihren Fähigkeiten kommen.“ Lesch verwies auf Herausforderungen wie den Klimawandel oder den Frieden in Europa. „Wir wissen nicht, was auf uns zukommt. Wir wissen nicht, welche Lösung die richtige ist. Wir müssen eine Menge ausprobieren und Irrtum zulassen. Das lernen Kinder in kreativen Fächern.“ Auch Werken sei für Kinder wichtig, „damit sie erfahren, dass sie mit den Händen mehr bewegen können als eine Tastatur, dass sie etwas bauen können“.

Anders als Söder hatte Kultusministerin Anna Stolz (Freie Wähler) Abstriche im Fach Religion nicht ausgeschlossen, das in den Klassen drei und vier mit jeweils drei Wochenstunden unterrichtet wird. Doch die CSU erhob sofort Einspruch. In der Folge wurde deshalb beschlossen, bei Kunst, Musik und Werken oder beim Englischunterricht zu kürzen.

Immer mehr Schulen und Schüler wollen „Islamischen Unterricht“

An Bayerns Schulen entscheiden sich immer mehr Schüler für das Wahlpflichtfach „Islamischer Unterricht“. Zwischen dem Schuljahr 2018/19 (16.265) und dem jetzt ausgelaufenen Jahr 2022/23 sei die Zahl der Schülerinnen und Schüler um gut 19 Prozent auf nunmehr 19.414 gestiegen, teilte das Kultusministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München mit. Im selben Betrachtungszeitraum seien auch die Zahl der Schulen, in denen der Unterricht wählbar ist, um gut zehn Prozent von 351 auf 387 sowie die Zahl der Lehrkräfte um knapp 25 Prozent von 110 auf 137 gestiegen.

„Die steigenden Zahlen zeigen, dass der Islamische Unterricht in seinem jetzigen Konzept von Eltern und Schülerinnen und Schülern sehr gern angenommen wird“, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler). Der Islamische Unterricht sei als reguläres Wahlpflichtfach nun seit zwei Schuljahren gut gestartet. „Darüber freue ich mich sehr. Wir machen unseren muslimischen Schülerinnen und Schülern ein tolles Bildungsangebot, als Alternative zum Ethikunterricht.“

2021 hatte der bayerische Landtag die Überführung des bisherigen landesweiten Modellversuchs in ein reguläres Wahlpflichtfach Islamischer Unterricht gebilligt. Wählbar war es zunächst an rund 370 Schulen für Schülerinnen und Schüler insbesondere muslimischen Glaubens – und zwar statt Religionslehre und neben Ethik. Es handelt sich explizit um ein staatliches Angebot, bei dem staatliche Lehrkräfte in deutscher Sprache Wissen über die islamische Religion sowie eine grundlegende Werteorientierung „im Geiste der Werteordnung des Grundgesetzes und der bayerischen Verfassung“ vermitteln sollen. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Herodot sagt:
Der bayerische Ministerpräsident betont keinesfalls eine Wichtigkeit der islamischen Religion an Grundschulen. Wer solches herbeireden möchte, ergeht sich dabei nur in Wunschdenken oder in einer Realitätsverzerrung. Islamische Gebetsräume oder muslimische Fusswasch-Becken wird es an bayerischen Schulen nicht geben. Jegliche Euphorie bei Verbandsstrukturen läuft da ins Leere. Die Rede Söders im Bamberger Dom hat mit islamischen Bestrebungen und Deutungsansprüchen nichts zu tun.
03.03.24
18:54