Antidiskriminierung

Chatbot Meta – die digitale Lösung für Antidiskriminierungsberatung

Welche Rechte haben Betroffene nach einem rassistischen Vorfall? Der Chatbot-Meta will aufklären und als eine Brücke zwischen Betroffenen und den Beratungsstellen dienen, sagt der Erfinder Said Haider.

09
05
2021
Chatbot Meta
Chatbot Meta

IslamiQ: Sie sagen, dass Sie mit Meta weltweit den ersten Chatbot in der Antidiskriminierungsarbeit entwickelt haben. Was macht Meta genau?

Said Haider: Betroffene von Diskriminierung kennen ihre Rechte nicht. Meta möchte helfen, die Betroffenen aufzuklären. Dazu bietet Meta drei Grundfunktionen: Betroffene haben die Möglichkeit über den Chat Vorfälle zu melden, eine Beratungsstelle zu finden und ihre Rechte zu prüfen. Meta ist ein Chatbot, der eine juristische Ersteinschätzung für Betroffene von Diskriminierung gibt, weil wir nicht genügend Beratungsstellen in Deutschland haben, die das tun könnten.

IslamiQ: Das klingt ambitioniert. Kann Meta eine professionelle Beratung ersetzen?

Haider: Das Problem ist, dass wir nicht genug Beratungsstellen haben. Meta kann nicht ersetzen was es nicht gibt. Darüber hinaus gibt es viele Beratungsstellen, die hervorragende Arbeit leisten, und zwar meistens ehrenamtlich. Meta möchte gerade entlasten und die Qualität von Beratungsgesprächen heben. Indem Betroffene durch die Bedienung von Meta schon eine Grundvorstellung ihrer Rechte haben und wissen, wonach sie genau bei einer Beratung fragen müssen.

IslamiQ: Was war Ihre Motivation bei der Gründung von Meta?

Haider: Obwohl das Internet eine Fülle an Informationen für Betroffene bereithält, sind diese immer noch so abstrakt, dass ohne juristische Vorkenntnisse eine Auswertung nicht möglich ist. Das heißt, dass sie ohne professionelle Beratung ihren Fall nicht klären können. Das wollte ich ändern. Ich möchte Betroffenen einen Zugang zu Recht und Informationen bieten. Natürlich habe ich selbst als Betroffener von Diskriminierung Interesse und denke, wir müssen in diesem Punkt einen Fortschritt machen und dürfen nicht stehen bleiben.

IslamiQ:  Was können Sie uns über die interne Arbeit bei Meta sagen? Gibt es Mitstreiter, mit wem arbeiten Sie zusammen?

Haider: Meta ist keine One-Man-Show. Hinter Meta steckt viel ehrenamtliche Arbeit. Unter anderem haben wir ein IT-Team, das uns unterstützt und mehrere Designer. In Meta steckt viel Ehrenamt von Experten der Antidiskriminierungsberatung als auch der IT.

IslamiQ:  Aktuell werden Betroffene über den Chatbot an Beratungsstellen weitergeleitet. Wollen Sie Meta in Zukunft ausbauen und was kann es zusätzlich leisten?

Haider: Unser Anliegen ist es, Betroffenen von Diskriminierung das vorhandene Beratungsangebot einsehbar zu machen. Wir möchten mehr Bekanntheit unter Betroffenen und Beratungsstellen erreichen, damit Meta als Brücke fungieren kann.

IslamiQ:  Wie ist das Interesse an der Plattform?

Haider: Meta ist gerade elf Wochen alt. Aber das Interesse ist sehr groß. Wir sind positiv überrascht von der Resonanz, die wir bisher hatten. Wir hoffen, dass wir den Prototypen, den wir jetzt gebaut haben, weiter ausbauen können. Denn die Resonanz zeigt uns, dass ein Bedarf nach einer digitalen Lösung besteht, um Betroffene über ihre Rechte aufzuklären.

IslamiQ: Halten Sie die bestehenden Antidiskriminierungs-Beratungsangebote für ausreichend?

Haider: Wer aktuell auf die Startseite der Antidiskriminierungsstelle des Bundes geht, sieht, dass die telefonische Beratung schon seit letztem Jahr ausgefallen ist, weil die Nachfrage so groß ist. Das bestehende Angebot reicht lange nicht aus. In einer diverser werdenden Gesellschaft, in der das Thema immer mehr Aufmerksamkeit erfährt, ist das bestehende Angebot nicht ausreichend, um den Bedarf nach Beratung zu decken. Wichtig sind die Aufklärung, die Behandlung von Diskriminierungsfällen und auch das Monitoring. Denn das Erfassen von Fällen ist bisher nur sporadisch erfolgt, da viele Fälle nicht gemeldet werden und unbekannt bleiben. Die Dunkelziffer ist viel höher.

Leserkommentare

Vera Praunheim sagt:
Werden bei der Antidiskriminierungsarbeit von Said Haider auch die Interessen von queeren Menschen und LGBTIQ-people berücksichtigt? Diese Chatbot-Entwicklung lässt sich bestimmt auch weltweit einsetzen, somit wohl auch in islamischen Ländern. Ob dort allerdings die Religionsautoritäten solche digitale Hilfsmöglichkeiten zulassen oder als unislamisch ablehnen und verbieten, das steht leider auf einem ganz anderen Blatt. Dem Erfinder ist auf jeden Fall als Social Entrepreneur alles Gute zu wünschen, wenn er bedrängten und verfolgten Menschen individuelle Unterstützung zukommen lassen möchte. Hoffentlich hat er sein Rechte-Info-Erfolgsmodell mit genderneutralem Namen auch für die Islamländer mit ihrem eigenen Wertekanon entworfen und kreiert.
09.05.21
17:02
grege sagt:
Ich hoffe, dass muslimischer Rassismus ebenso gleichwertig innerhalb der Antidiskriminierungsberatung berücksichtigt wird.
03.06.21
21:39