Niedersachsen

Land will Imamausbildung in Osnabrück finanziell fördern

Die Ausbildung von Imamen in Osnabrück soll einem Medienbericht zufolge vom Land Niedersachsen mit bis zu 450 000 Euro gefördert werden.

09
11
2020
Registrierung von Imamen
Symbolbild: Imam, © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Die Ausbildung von Imamen in Osnabrück soll einem Medienbericht zufolge vom Land Niedersachsen mit bis zu 450 000 Euro gefördert werden. Wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ am Montag berichtete, soll das Geld an das 2019 gegründete Islamkolleg Deutschland fließen, wo von kommendem April an der erste verbandsunabhängige Lehrgang für islamische Prediger in deutscher Sprache beginnen soll. Demnach soll das niedersächsische Wissenschaftsministerium eine „Anschubfinanzierung“ von jährlich 90 000 Euro geben, die über fünf Jahr laufen könnte. Der Trägerverein des Kollegs stellt dem Bericht zufolge derzeit dafür einen Antrag.

Imamausbildung in Osnabrück mit finanzieller Unterstützung

Eine Ministeriumssprecherin sagte der Zeitung, muslimische Religionsgemeinschaften könnten mangels anerkannter Körperschaften keine der Kirchensteuer vergleichbaren Abgabe erheben. Für Muslime in Deutschland gebe es nach dem Staatskirchenrecht auf absehbare Zeit so keinen Ansprechpartner für ein Imam-Seminar. Daher sei die Anschubfinanzierung durch das Land „eine wichtige Unterstützung, um einem solchen modellhaften Projekt Startmöglichkeiten zu bieten, die aus eigener Kraft nicht gegeben wären“, erklärte die Sprecherin.

Früheren Angaben zufolge soll die zweijährige Ausbildung am Islamkolleg außer vom niedersächsischen Wissenschaftsministerium auch vom Bundesinnenministerium gefördert werden. Wie viel Geld das Projekt von dort erhalten wird, soll erst zum Ende des Haushaltsjahres feststehen. Hinter dem Kolleg stehen unter anderem der Zentralrat der Muslime in Deutschland, die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken und der Zentralrat der Marokkaner. Mehrere große Religionsgemeinschaften haben sich dagegen nicht angeschlossen.

„Es ist nicht Aufgabe des Staates, Imame auszubilden“

„Es ist nicht Aufgabe des Staates, Imame auszubilden, sondern Aufgabe der Religionsgemeinschaften“, sagte indes der Vorsitzende vom DITIB-Landesverband Niedersachsen und Bremen, Ali Ünlü. Für den Schura-Vorsitzenden Recep Bilgen sei bemerkenswert, dass der Staat auf Bundes- und Landesebene auf eine beispiellose Weise in das Selbstbestimmungsrecht von Religionsgemeinschaften eingreife. „Von den problematischen Zusammensetzungen der Beiräte in den Fakultäten und den zahllosen Modellversuchen für den islamischen Religionsunterricht bis hin zu staatlich angeordneten Gründungen von Stiftungen und Trägervereinen mischen sich staatliche Stellen immer mehr in die direkten Belange von Muslimen ein und führen das verfassungsmäßig verankerte Prinzip staatlicher Neutralität ad absurdum“, erklärt Bilgen gegenüber IslamiQ. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
DITIB und Schura müssen in Deutschland aus eigener Initiative Akademien etablieren, in welchem sie Imame adäquat einer theologischen Hochschule ausbilden. Ich würde sowas sehr begrüßen. Sich hilflos zu geben, indem sie sich beschweren, ohne selbst adäquate Konzepte zu entwickeln, zählt nicht. Ob die staatlich ausgebildeten Imame von der muslimischen Community aufgenommen werden, bleibt abzuwarten.
09.11.20
18:03