Berlin

Warnung vor Verschwörungstheorien in der Corona-Krise

Die Proteste gegen die Corona-Beschränkungen locken auch Rechtspopulisten und Verschwörungstheoretiker an. Der Hass gegenüber Muslimen müsse bekämpft werden.

10
05
2020
Rechtsextremismus - Muslime
Symbolbild: Demonstration, Kundgebungen Rechts © by flickr, bearbeitet islamiQ

Wegen einer Reihe von Demonstrationen gegen die Corona-Regeln wächst die Sorge, dass Rechtsextremisten und Verschwörungstheoretiker die derzeitige Krise für ihre Zwecke nutzen. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil rief zum „Widerstand der normalen Leute“ auf. Lügen dürften nicht unwidersprochen bleiben. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Georg Maier (SPD), warb dafür, bei Protesten gegen Corona-Maßnahmen genau hinzuschauen, mit welchen politischen Akteuren man zusammen demonstriere. Selbst UN-Generalsekretär António Guterres mahnte zu einem verstärkten Kampf gegen Falschnachrichten und Hass gegenüber Muslimen.

Gängige Strategie von Rechtsextremisten

In den vergangenen Wochen war in Berlin mehrfach gegen die Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie demonstriert worden. Zu diesen Protesten kamen regelmäßig auch Rechtspopulisten und Anhänger von Verschwörungstheorien. Am vergangenen Mittwoch hatten sich bis zu 400 Menschen vor dem Reichstagsgebäude versammelt.

„Für mich ist die Versammlungsfreiheit ein sehr hohes Gut, das geschützt werden muss“, versicherte Thüringens Innenminister Maier. Dennoch sehe er Demokraten in der Pflicht, auch einzuschreiten und zu handeln, wenn sie bei einer Kundgebung demokratiefeindliche Bestrebungen ausmachten. Immer wieder gebe es Versuche, solche Proteste zu instrumentalisieren. „Das ist eine gängige Strategie von Rechtsextremisten. Sie versuchen, sich unter die Bürger zu mischen.“

Verschwörungstheorien nicht unwidersprochen lassen

Auch Klingbeil warnte vor rechten Gruppen, die das Land durch Verschwörungstheorien destabilisieren wollten. Sie verbreiteten mit professionellen Videos und Tonnachrichten nachweislich Lügen. „Das ist der organisierte Versuch, zu spalten und zu hetzen“, sagte Klingbeil. „Man darf diese Nachrichten nicht unwidersprochen lassen.“

Der SPD-Generalsekretär sieht zudem eine „gefährliche Nähe“ zwischen den Verschwörungstheoretikern und der AfD. „Das ist die gleiche Tonspur, in der die Leute unterwegs sind.“ Derzeit würden die Proteste genauso öffentlich heruntergespielt wie anfangs die AfD. Doch schon jetzt sei zu spüren, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt, der sich in den ersten Wochen der Pandemie entwickelt habe, Risse bekomme.

Hass gegen Muslime bekämpfen

Guterres rief dazu auf, Hassreden gegen Juden oder Muslime, gegen Flüchtlinge und Ausländer sowie gegen alte Menschen und Frauen zu bekämpfen. „Wir müssen jetzt handeln, um die Immunität unserer Gesellschaften gegen das Virus des Hasses zu stärken“, mahnte der Generalsekretär der Vereinten Nationen. Politische Anführer müssten sich solidarisch mit angegriffenen Gruppen zeigen, soziale Netzwerke sollten unangemessene Inhalte löschen, auch Bildungseinrichtungen und die Zivilgesellschaft müssten sich des Problems annehmen. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
So lange es bei harmlosen Behauptungen bleibt, das Virus sei in einem Labor gezüchtet und in China freigesetzt worden, nimmt man es lediglich zur Kenntnis und braucht nicht widersprochen zu werden. Ist etwas wahres dran, ist es die Aufgabe von Interpol und sonstigen Ermittlungsbehörden, dem nachzugehen und nicht der einfachen Bevölkerung. Gefährlich wird es erst, wenn Ausländer als die Schuldigen ausgemacht werden und ausländische Einrichtungen angegriffen werden. Das werden die Ausländer sicherlich nicht sich gefallen lassen und werden sich revanchieren. Das wiederum kann die Gewaltspirale eskalieren lassen und das kann schlimmstenfalls zu bürgerkriegsähnlichen Szenen führen, wo Neonazis und Ausländer sich regelrechte Prügeleien liefern und die Polizei mit der Situation überfordert ist. Was wir in dieser schwierigen Zeit am wenigsten brauchen, sind gewalttätige Übergriffe. Was wir am meisten brauchen, ist Ruhe und Besonnenheit. Und vor allem Gebete. Letztere besser zu Hause, wohlgemerkt.
11.05.20
0:47
Kritika sagt:
L.S. Der gute Gutterres hat eine Aufzählung präsentiert von welche Menschen-Gruppen, welche kein Ziel mehr von Hassreden und Hetze sein sollten. Er hat dabei die weltweit grösste Gruppe Menschen übersehen, welche mit übelstem Hass und Hetze überzogen wird: Es sind die " Ungläubigen " nach Definition des " edlen " Koran, also 80 % der Weltbevölkerung. "Ungläubigen ", das sind lt. Koran bekanntlich alle Menschen welche Islam, Allah, Koran als purer Nonsense durchschaut haben und folglich mit übelster Hetze und Hass überzogen werden. Logischerweise ist nun der Islam selber zur meist verachteter Ideologie abgestiegen und zurecht selber Ziel von Hass und Hetze und Angriff geworden. Gruss, Kritika
11.05.20
10:51
Salim Spohr sagt:
As-salamu alaikum. Für mich ist es als Muslim nur schwer erträglich, wie IslamiQ hier in das regierungsamtliche Horn der Diffamierung derjenigen bläst, die die Politik der Bundesregierung in Sachen Corona für ganz falsch halten. Sprechen die Zeugnisse dutzender hochkarätiger Fachleute wie Wodarg, Bhakdi, Streeck, Mollig, Püschel, Schiffmann, Koehnlein, Kron, Osterholm und vieler anderer gerade dafür, daß so etwas wie ein Shutdown nicht bloß an sich schon in der Sache nicht nur überhaupt nichts bringt, sondern gerade auch mit Blick auf die Gesundheit unermeßlichen Schaden anrichtet – es ist wie ein böser Witz, daß die Bundesregierung ihn just zu einem Zeitpunkt verhängte, als von der Statistik her schon alles vorbei war –, so ist es, recht betrachtet, ein Skandal, daß eine wie gleichgeschaltet auftretende Presse alle Kritiker in die Ecke von Rechtsradikalen, Spinnern, Antisemiten oder Verschwörungstheoretikern zu stellen versucht. Das ist eine schwerwiegende Diffamierung, mit der die Meute einer außer Rand und Band geratenen Journallie ehrenwerte Leute nach dem Prinzip ‘divide et impera‘ daran hindern will, sich gegen eine schädliche Politik zusammenzuschließen. Und jetzt kommt IslamiQ und trötet mit obigem Artikel in genau dieses Horn der Menschenverächter. Es ist nicht zu glauben, wie es möglich ist, daß ein islamisch orientiertes Portal wie IslamiQ in dieser Weise zu einem Blatt der Hofberichterstattung herabsinkt. Auf meine Nachfrage wurde mit einem Achselzucken darauf verwiesen, daß sie das einfach von Presseagenturen übernommen hätten. Da bin ich nur sprachlos, wie naiv hier die Interessen der Menschen dieses Landes, von denen ja einige auch Muslime sind, verraten werden. – Es ist nicht im Interesse der Muslime, daß ihre Vereine und deren Vorsitzenden auf der Seite der Mächtigen sitzen und ihnen noch schönreden. Das ist Muslimen verboten.
29.06.20
8:46