Nordrhein-Westfalen

Zehn Landesbeschäftigte unter Reichsbürger-Verdacht

Sie lehnen Grundgesetz, Behörden und Gerichte ab und akzeptieren keine amtlichen Bescheide. Nun stehen zehn Landesbeschäftigte unter Reichsbürger-Verdacht.

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04
2020
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Landtag NRW
Das Landtags-Gebäude in Düsseldorf © By Mbdortmund (Own work) [GFDL 1.2], via Wikimedia Commons

Zehn Mitarbeiter des Landes Nordrhein-Westfalen sind in den vergangenen Jahren in Verdacht geraten, der sogenannten Reichsbürger-Szene anzugehören. Das hat NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) in einer Antwort auf eine Nachfrage der Grünen im Landtag mitgeteilt.

Aktuell seien vier Disziplinarverfahren gegen Polizisten anhängig. Alle vier seien nicht mehr im Dienst, sondern entweder im Ruhestand oder suspendiert. Ein fünftes Verfahren sei bereits abgeschlossen, weil der Mann aus dem Beamtenverhältnis rechtskräftig entfernt worden sei.

Reichsbürger-Gruppe verboten

Einem Hausmeister eines Rechenzentrums des Landes sei gekündigt worden. Auch zwei Lehrer stünden im Verdacht, der Reichsbürger-Szene anzugehören. Disziplinar- oder arbeitsrechtliche Schritte seien eingeleitet worden. In einem dritten Fall habe sich der Verdacht nicht bestätigt. Ein Justiz-Beschäftigter und mutmaßlicher Reichsbürger sei vorzeitig in den Ruhestand versetzt worden.

Die Bundesregierung hatte unlängst die Reichsbürger-Gruppe „Vereinte deutsche Völker und Stämme“ verboten. 150 Polizisten waren in NRW im Einsatz, um das Verbot durchzusetzen.

Über 100 bekannte Rechtsextremisten

Insgesamt werden 3200 Personen der Reichsbürger-Szene in NRW zugerechnet. Dabei handele es sich zu 75 Prozent um Männer im Alter von 40 bis 60 Jahren. Rund 100 von ihnen seien zudem einschlägig bekannte Rechtsextremisten. Sogenannte „Reichsbürger“ bestreiten die Legitimität der Bundesrepublik Deutschland. Sie erkennen Gesetze und Behörden nicht an und wehren sich teilweise gewaltsam gegen staatliche Maßnahmen.

Sie sind demnach eher in ländlichen Regionen verbreitet. Schwerpunkte seien Ostwestfalen, Lippe, Soest, der Hochsauerlandkreis und der Großraum Köln. Die Szene bestehe außerdem aus vielen Kleingruppierungen und wandle sich stetig. Den Angaben des Innenministeriums zufolge kooperieren viele Gruppen miteinander. Es gebe aber auch Einzelpersonen, die nur im Internet aktiv seien. (dpa, iQ)