Der Tod einer Ikone

Die Welt weint um Muhammad Ali

Ein Idol ist für immer abgetreten. Muhammad Ali starb vor zwei Jahren 74-jährig. Es gibt nur wenige Persönlichkeiten, die Menschen rund um den Erdball so in ihren Bann gezogen und bewegt haben.

03
06
2018
Muhammad Ali

Der Sport hat seine Galionsfigur verloren und die Welt eine Ikone. Muhammad Ali lebt nicht mehr. Der „Sportler des Jahrhunderts“, Olympiasieger und Schwergewichts-Weltmeister bei den Profiboxern ist am vergangenen Freitagabend (Ortszeit) in einem Krankenhaus bei Phoenix gestorben. Er wurde 74 Jahre alt; mehr als 30 Jahre hatte er an der Parkinson-Krankheit gelitten.

Sein Tod hat eine unglaubliche Welle von Trauer und Anteilnahme weltweit ausgelöst. Vom amerikanischen Präsidenten Barack Obama über UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bis zur brasilianischen Fußball-Ikone Pelé und US-Pop-Star Madonna – alle würdigten Ali als einen einzigartigen Sportler und Menschen.

„Muhammad Ali war The Greatest. Punkt“

„Muhammad Ali war The Greatest. Punkt“, schrieb US-Präsident Barack Obama und hob hervor: „Er hat für uns gekämpft.“ Der schwarze US-Bürgerrechtler Jesse Jackson twitterte: „Wenn Champions siegen, werden sie auf den Schultern von Menschen getragen. Wenn Muhammad Ali siegte, wurden WIR auf SEINEN Schultern getragen.“

Die letzte Stunden seines Lebens verbrachte Ali im engsten Familienkreis. „Er hat nicht gelitten“, sagte Bob Gunnell, der Sprecher der Familie. Als Todesursache nannte er eine Blutvergiftung infolge unspezifizierter natürlicher Ursachen. Die Parkinson-Erkrankung habe zu den Komplikationen geführt.

Schüttellähmung seit 1984

1984 war bei Ali die heimtückische Krankheit, auch Schüttellähmung genannt, diagnostiziert worden. Sie hatte den einst bärenstarken Athleten in den Rollstuhl gezwungen, ihm weitestgehend die Fähigkeit zu sprechen genommen. Gerührt waren die Menschen weltweit, als der am ganzen Köper zitternde Ali das olympische Feuer bei den Spielen 1996 in Atlanta entzündete.

Die Trauerfeier soll am Freitag in seiner Heimatstadt Louisville stattfinden. Zehntausenden Menschen werden erwartet; der ehemalige US-Präsident Bill Clinton will eine Trauerrede halten. „Eine große Prozession wird Ali durch die Straßen Louisvilles führen, damit jeder aus der ganzen Welt, der dabei sein möchte, sich von ihm verabschieden kann“, sagte Gunnell. An der Zeremonie wollen Geistliche verschiedener Religionen teilnehmen, angeführt von einem muslimischem Imam. Ali war 1965 zum Islam konvertiert und hatte seinen Namen Cassius Clay abgelegt.

Kämpfer gegen Rassismus

Alis Bedeutung außerhalb des Ringes war gewaltig. Er war ein Kämpfer gegen Rassismus, gegen Unterdrückung, gegen Krieg. Weil er sich weigerte, als Soldat in den Krieg nach Vietnam zu ziehen, wurde er drei Jahre gesperrt. „Muhammad Ali war nicht nur ein Champion im Ring – er war ein Champion der Bürgerrechte und ein Vorbild für viele Menschen“, lobte ihn der britische Premierminister David Cameron.

Box-Manager Wilfried Sauerland setzte Ali auf die Stufe mit dem einstigen Friedensaktivisten und südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela. „Er war ein Athlet, der die Herzen der Menschen rund um den Erdball berührt hat“, befand IOC-Präsident Thomas Bach und lobte Ali als „echten Olympioniken“.

Reihenweise verneigten sich ehemalige Champions im Schwergewicht vor dem Heroen. Der Brite Lennox Lewis meinte: „Ein Gigant. Ali verkörperte eine Größe von Talent, Courage und Überzeugung, die die meisten von uns niemals in der Lage sein werden zu verstehen.“ Mike Tyson schrieb: „Gott hat sich seinen Champion geholt. Auf bald, Größter.“ Auch Basketball-Legende Michael Jordan war tief berührt: „Muhammad Ali war größer als der Sport und größer als das Leben. Er sagte, er wäre ‚Der Größte‘, und er hatte recht.“

In Deutschland verfolgte Ali 2005 in Berlin einen Kampf seiner Tochter Laila, die einst Weltmeisterin im Supermittelgewicht war. Schon damals redete er nur mit den Augen. Ali selbst hatte als Profi 61 Kämpfe bestritten und davon 56 gewonnen. Unvergessen sind der „Rumble in the Jungle“ gegen George Foreman oder der „Thrilla in Manila“ gegen Joe Frazier. Ali war Olympiasieger 1960 mit gerade mal 18 Jahren und holte sich dreimal den Gürtel als Schwergewichtsweltmeister. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Muhammad Ali: Mehr als ein Boxer! Ich interessiere mich nicht für diesen Sport. Aber für Muhammad Ali bin ich nachts aufgestanden! lg Johannes Disch
07.06.16
0:44
Kritika sagt:
L.S. Den Boxsport lehne ich prinzipiell als menschenunwürdig ab. Aber für einen Kampf mit Cassius Clay habe ich meine Prizipiën für kurze Zeit mit einem schwarzen Tuch zugedeckt und und bin ich trozdem aufgeblieben. Der IslamKonvertiet 'Muhammad Ali hat mich nie interessiert. Gruss, Kritika.
04.06.18
12:52
Andreas B sagt:
Ich bin kein Fan des Boxsports. Als Kind/Jugendlicher bin ich allerdings zusammen mit meinen Eltern und Geschwistern mitten in der Nach aufgestanden, um Alis Kämpfe zu sehen. Viel wichtiger als seine Kämpfe war aber das Engagement Alis. Er war ein beispielhafter Mensch und Muslim. Er hat den Islam verkörpert, nicht die Verbrecher des IS oder von Al-Kaida.
04.06.18
16:32