Frankreich

Macron wird Frankreichs Präsident

Emmanuel Macron gewinnt gegen Le Pen und wird der jüngste Präsident der Geschichte Frankreichs. Politiker und Religionsvertreter aus Europa gratulieren ihm zum Sieg.

08
05
2017
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Emmanuel Macron © Facebook Macron, bearbeitet by iQ.
Emmanuel Macron © Facebook Macron, bearbeitet by iQ.

Als Garant für die Einheit der Gesellschaft hat sich Frankreichs künftiger Präsident Emmanuel Macron in einer ersten Ansprache nach seiner Wahl präsentiert. Er wisse um die Gräben innerhalb der Nation, sagte Macron am Sonntagabend. „Ich weiß um den Zorn, die Angst, den Zweifel.“ Seine Aufgabe sei es, die Sorgen der Menschen wahrzunehmen und im Namen des Volkes Frankreich zu dienen – „mit Demut, mit Hingabe, mit Entschlossenheit“, so Macron.

Laut vorläufigem Endergebnis entfielen 66 Prozent der Stimmen in der Stichwahl am Sonntag auf den Mitte-Links-Kandidaten. Seine Kontrahentin Marine Le Pen vom rechtspopulistischen Front National kam auf 34,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 74,62 Prozent.

Viele Politiker Europas zeigten sich erfreut über den Wahlsieg Macrons. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gratulierte am Sonntagabend telefonisch. EU-Kommisionspräsident Jean-Claude Juncker zeigte sich auf Twitter glücklich, dass die Franzosen sich mehrheitlich für eine „europäische Zukunft“ entschieden hätten.

Positiv fielen auch die ersten Reaktionen von Religionsvertretern aus. Der Europäische Jüdische Kongresses (EJC) in Brüssel sprach von einem „Sieg über Hass und Extremismus“. Es handle sich um ein Votum „für Frankreich, für die Europäische Union und für die Demokratie“, erklärte EJC-Präsident Moshe Kantor.

Der Oberrabbiner von Frankreich, Haim Korsia, erinnerte an die Tatsache, dass der Front National gleichwohl viele Stimmen auf sich vereinen konnte. Er rief die übrigen Parteien auf, den „Schrei der Verzweiflung und Wut der Wähler“ ernst zu nehmen und ihren Sorgen zu begegnen.

„Ergebnis mahnt zu Wachsamkeit und Vorsicht“

Der Vorsitzenden des französischen Islamrates, Anouar Kbibech, beglückwünschte auf Twitter Emmanuel Macron zu seinem Wahlerfolg, „der unserem Land den Weg zu einer brüderlichen und solidarischen Zukunft öffnet“.

„Die Nicht-Wahl von Marine Le Pen hingegen ist ein sehr guter Tag für Frankreich und Europa. Die Wählerinnen und Wähler sind Le Pens Populismus nicht reingefallen, haben Weitsicht bewiesen und Verantwortung übernommen“, erklärt Bekir Altaş, Generalsekretär der europaweit aktiven Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Dennoch mahne das Ergebnis zu Wachsamkeit und Vorsicht. Immerhin habe jeder Dritte in Frankreich mit Le Pen eine Rechtspopulistin gewählt, die gezielt auf dem Rücken von ethnischen und religiösen Minderheiten eine Politik der Ausgrenzung betreibt. „Auch hier obliegt uns allen die Verantwortung, Überzeugungsarbeit zu leisten, Vorurteile abzubauen und Vertrauen zu stiften“, so Altaş weiter.

Auch der Sprecher der katholischen Französischen Bischofskonferenz, Olivier Ribadeau Dumas, äußerte sich auf Twitter zu Macron: „Unsere Wünsche und Gebete begleiten ihn auf seiner schweren Mission im Dienste Frankreichs und zum Wohl der Gemeinschaft.“ Vor dem zweiten Wahlgang hatten Protestanten, Muslime und Juden zur Wahl Macrons aufgerufen; die Bischofskonferenz vermied eine Festlegung.

Macron und Religion

Und wie hält es der neue Polit-Star, der von manchen schon ironisch „Messias“ genannt wird, mit der Religion? Über seinen Glauben spricht er nicht. Macron gibt das Motto aus: „Die Freiheit ist die Regel und das Verbot die Ausnahme.“ Er ist etwa dagegen, das Tragen des religiösen Kopftuchs in Hochschulen zu verbieten. Im Gegensatz zu Marine Le Pen, die den Islam zu gern aus der Gesellschaft verbannen würde, gesteht er der Religion einen gewissen Raum zu. In der Republik seien Staat und Religion streng getrennt, nicht jedoch in der Gesellschaft. (KNA, iQ)