Projekt "Kicking Girls"

Muslimische Mädchen spielen Fußball

Flanke, Kopftuch: Tor! Das Integrationsprojekt „Kicking Girls“ bringt junge Migrantinnen und Fußballvereine zusammen. Bei Fußball-AGs in Grundschulen werden die Trainer dabei von besonderen Assistenz-Coaches unterstützt

04
04
2016
football
Fußball begeistert groß und klein auf der ganzen Welt. © by Awaya Legends auf Flickr (CC BY-SA 2.0), bearbeitet islamiQ

Der Fußballboom bei Mädchen macht vor niemandem halt. Damit dies so bleibt, will das Integrationsprojekt „Kicking Girls“ Mädchen aus sozialen Brennpunkten bereits im Grundschulalter an den Vereinssport heranführen. Trainerinnen aus den gleichen Kulturkreisen sollen den Eltern dabei die Bedenken nehmen.

Als die Duisburgerin Nadia Taheri 16 Jahre alt war, wollten ihre aus Marokko stammenden Eltern nicht länger, dass sie Fußball spielt. Zwei Jahre lang hatte ihr Bruder sie trainiert. Als er aufhörte, sollte auch sie aufhören: „Das ist nichts für Frauen“, hätten sie gesagt. Doch an ihrer Schule konnte sie weiterspielen. Eine Lehrerin wurde auf sie aufmerksam und meldete sie für ein „Kicking Girls“-Assistenztrainer-Seminar an. Die Jugendliche hängte sich anschließend die Trainerpfeife um und leitete an einer Grundschule eine Fußball-AG. „Ein Kompromiss mit meinen Eltern“, sagt die mittlerweile 25-Jährige, die derzeit eine Ausbildung zur Erzieherin macht.

Die Grundidee des Projekts ist simpel: Junge Mädchen und örtliche Sportvereine werden zusammen gebracht. Denn Kinder mit Migrationshintergrund sind häufig in Sport-AGs ihrer Schule, nicht aber in Vereinen.

„Das gilt noch mehr für Mädchen. Ist die Schule noch ein geschützter Raum, sind die Eltern dann gegen den Eintritt in einen Verein“, sagt Katharina Althoff vom Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften der Universität Duisburg-Essen. Sie ist „Kicking Girls“-Projektleiterin. Von hier aus werden 220 Grundschulen an 21 Standorten in NRW und 40 weiteren bundesweit mit Materialen für eine Frauenfußball-AG versorgt, Vereine als Paten organisiert und Trainer bezahlt. Diese werden vor Ort bei der Betreuung der wöchentlich etwa 3000 fußballbegeisterten Mädchen durch Assistentinnen unterstützt.

Taheri ist mit dem runden Leder groß geworden: Drei ältere Brüder hat sie und einen fußballbegeisterten Vater. Gebolzt wurde auf der Straße in Duisburg-Marxloh, auch mit den Jungs in der Schule. „Fußball ist in Familien mit Migrationsgeschichte immer gut – solange es die Männer sind, die spielen“, sagt Taheri.

Mädchen werden belächelt, Mütter sind dagegen, argumentieren mit den kurzen Hosen der Spielerinnen oder den vielen Männern auf dem Sportplatz. „Sobald junge Migrantinnen erwachsen werden, sind sie nur schwer beim Fußball zu halten“, berichtet auch Marianne Vinke-Holz, Frauenbeauftragte des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes.

Mittlerweile koordiniert Taheri in Duisburg seit zwei Jahren Fußball-AGs an vier Schulen und führt neue Assistenztrainerinnen an den Schulen ein. Über ihre Zeit als Trainerin sagt sie: „Ich war eine Verbindungsperson zu den Eltern. Ich habe deren Ängste ja am eigenen Leib gespürt. Meine Aufgabe war es dann zu vermitteln.“

Später trat sie beim SV Rhenania Hamborn ein und erwarb eine Trainerlizenz für Breitensport – als eine von ganz wenigen Frauen in Nordrhein-Westfalen. Die Probleme, die sie noch mit ihren eigenen Eltern hatte, kann sie den jungen Mädchen dort nehmen. Immer mehr junge Migrantinnen sind mittlerweile auch nach der Schulzeit in dem Verein aktiv. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Düsselbarsch sagt:
Wirklich eine gute Initiative.
04.04.16
15:53
Marianne sagt:
Integration wäre, wenn die Frauen, die in unsere Länder kommen, unsere Sitten und Gebräuche akzeptieren und auf ihr Kopftuch verzichten. Es ist in Deutschland nämlich nicht unanständig, kein Kopftuch zu tragen. Auch ist ein Verzicht auf das Kopftuch hierzulande auch keine Einladung an die Männerwelt, über eine Frau herzufallen. Wozu also dieses Beharren auf Kopftücher?
05.04.16
16:00
Düsselbarsch sagt:
@ Marianne Beziehen Sie sich mit Ihrem Kommentar auf den Untertitel? Der ist sicherlich humorig gemeint. Oder ist Ihr Kommentar wie so viele auf dieser Seite? Nach dem Motto: Ich habe zwar nichts zum Artikel zu sagen, aber ich bin gegen Kopftücher.
06.04.16
15:01
Anjy sagt:
Wenn sie überhaupt spielen können, sollen sie ruhig ein Kopftuch tragen. Ich habe vor kurzem eine Mädchen-Mannschaft in Frankreich gesehen. Einige der Mädchen trugen Kopftücher, farblich passend zum Trikot, und feuerten gemeinsam mit ihren un-bekopftuchten Mannschaftskameradinnen frenetisch die erste Herrenmannschaft ihres Vereins an. Das sah mir sehr nach Integration aus.
23.05.16
23:36
Enail sagt:
Das ist das eigenartige an dieser Religion. Selbstverständlichkeiten wie Fußball spielende Mädchen, muss bei Muslimen schon was besonderes sein. Was hat Fußball mit Religion zu tun. Warum muss ich beim Sport ein Kopftuch tragen. Fußball ist doch keine religiöse Veranstaltung. Alles was bei Nicht Muslimen ganz normal ist, hört sich bei Muslimen an, als wenn sie irgendwelche bedeutende Erfindungen gemacht haben. Vielleicht ist es ja für sie das auch, denn in manchen muslimischen Ländern dürfen Frauen nicht mal ins Fußballstadion, geschweige denn selber spielen.
26.05.16
0:31
Holger Berger sagt:
Beim Thema 'Fussball & Islam' erinnere ich mich daran, dass in einem islamischen Land eine Islam-Prediger-Autorität allen Ernstes behauptet hat, dass Allah Naturkatastrophen als Strafe in dieses Land geschickt hat, weil dort Männer in kurzen Hosen Fußball gespielt haben. Allah soll erzürnt gewesen sein, weil Männer es gewagt hatten mit nackten Beinen öffentlich Fußball als Sport zu betreiben. Frauen durften bei diesem sportlichen Ereignis sowieso nicht zuschauen. Der Anblick nackter Männerbeine wäre wohl auch zu schockierend gewesen. Ist er im Islam überhaupt erlaubt?
17.09.16
19:00
Niemnd sagt:
Fragen sie lieber einmal ob Ozil ein Deutscher ist oder Türke. Der hat doch bis heute noch niemals die Nationalhymne mitgesungen. Also nur Paß - Deutscher - sonstg Türke .
13.11.17
17:40