Pegida

Der harte Kern bleibt übrig

Pegida brachte am Montagabend etwa 2 000 Menschen auf die Straße. Vor zwei Wochen waren es 17 000. Übrig bleibt der harte Kern, der dem rechten Spektrum zugeordnet wird. Gleichzeitig wird der Ton auf den Kundgebungen schärfer.

10
02
2015

Mit der Rückkehr von Pegida-Gründer Lutz Bachmann rückt die islamkritische Dresdner Bewegung weiter nach rechts, kann aber längst nicht mehr so viele Menschen mobilisieren. Zur ersten Kundgebung seit Abspaltung der Gruppe um Ex-Sprecherin Kathrin Oertel versammelten sich am Montagabend nach Angaben der Polizei rund 2000 Demonstranten vor der Dresdner Frauenkirche. Bei der letzten Kundgebung vor dem Führungsstreit waren es am 25. Januar noch mehr als 17 000 Menschen gewesen.

Bachmann, der vor drei Wochen wegen eines „Hitler-Selfies“ und ausländerfeindlicher Äußerungen als Vereinsvorsitzender zurückgetreten war, trat erstmals wieder ins Rampenlicht – und verteidigte seine umstrittenen Bemerkungen. Sie seien verkürzt wiedergegeben worden, außerdem habe er Worte gewählt, von denen er sicher sei, „dass jeder, wirklich jeder von uns sie schon einmal am Stammtisch benutzt hat“. Bachmann hatte Asylbewerber unter anderem als „Gelumpe“ und „Dreckspack“ beschimpft.

Der Ton wird schärfer

Dass mit der Abspaltung des halben Organisationsteams ein Rechtsruck bei Pegida einhergehe, wies Bachmann zurück. Auch die frühere Hamburger AfD-Politikerin Tatjana Festerling diagnostizierte eine „Nazi-Paranoia“ in weiten Teilen von Politik und Medien. „Lügenpresse, Lügenpresse“, skandierte daraufhin die Menge. Festerling hatte im vergangenen Jahr mit Sympathiebekundungen für die Kölner „Hooligans gegen Salafisten“ für Schlagzeilen gesorgt.

In der Menge machten Pegida-Anhänger mit Plakaten wie „Verrat ist Schwäche“ deutlich, was sie von der Abspaltung der Gruppe um Oertel halten. Politikern wurde als „feigen Gestalten da oben“ offen gedroht: Eines Tages werde Gerechtigkeit herrschen, stand auf einem Transparent neben der Rednerbühne zu lesen. „Dann richtet das Volk, dann gnade euch Gott.“ Über den scharfen Ton freuen sich die Pegida-Fans auf der Facebook-Seite der Bewegung. Die Zahl der Teilnehmer schätzen sie deutlich höher ein.

Pegida-Ableger ohne großen Erfolg

Nach der Spaltung der islamkritischen Pegida-Bewegung findet der neu entstandene Verein „Direkte Demokratie für Europa“ (DDFE) nur wenig Zuspruch. Bei seiner ersten Kundgebung versammelten sich am Sonntagnachmittag in Dresden nur einige hundert Menschen. Angemeldet hatte der Verein 5000. Er war von ehemaligen Pegida-Organisatoren um deren Sprecherin Kathrin Oertel gegründet worden, nachdem es in der Pegida-Führung zum Streit gekommen war

Oertel kündigte am Sonntag auf der Kundgebung vor der Frauenkirche an, aus einer Protestbewegung eine Reformbewegung machen zu wollen. Zuvor ging sie deutlich auf Distanz zu den früheren Pegida-Mitstreitern um Cheforganisator Lutz Bachmann. Sie bedauerte, dass Anhänger der rechtsextremen NPD durch die Veranstaltungen von Pegida – der Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes – eine Plattform erhalten hätten. Sie sei auch von jenen enttäuscht, die auf Pegida-Demos „Lügenpresse“ skandierten, sagte Oertel. „Wir fangen wieder ganz von vorne an.“(dpa,iQ)

Leserkommentare

Andreas sagt:
Ich finde es ungeheuerlich, dass Lutz Bachmann versucht seine Kommentare damit zu rechtfertigen, dass er mir und dem Rest der Bevölkerung einfach mal unterstellt, wir alle hätten auch schon sein Vokabular benutzt. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal Zuwanderer und Flüchtlinge als "Gelumpe" und "Dreckspack" bezeichnet zu haben. Abgesehen davon wäre es dann immer noch etwas anderes, solche Begriffe in einem Kommentar, bei dem man genau überlegen kann, was man schreibt, zu verwenden. Zudem ist mir nicht klar, in welchem Zusammenhang diese Begriffe nicht negativ zu bewerten wären. Wie kann Bachmann also damit kommen, dass diese Begriffe aus dem Zusammenhang gerissen wurden? Zumindest ist nun deutlich geworden, dass es offenbar bei und um PEGIDA herum einen harten Kern gibt, der als rechtsextrem einzustufen ist, während die Masse der Mitmarschierer wohl erfreulicherweise eher als Mitläufer einzustufen sind, die ihrem Ärger Luft machen wollten und bei den PEGIDA-Märschen die Gelegenheit dafür gesehen haben. Hoffentlich haben die inzwischen erkannt, mit wem sie da mitgelaufen sind und lassen das künftig sein.
10.02.15
13:55