Heiner Bielefeldt hat die gesetzlichen Kopftuchverbote in mehreren Bundesländern scharf kritisiert. Eine ganze Generation von jüngeren Musliminnen per Gesetz vom Schuldienst fernzuhalten sei „fatal“. In Deutschland fehle es an „Respekt vor den religiösen Orientierungen anderer.“
Der UN-Sonderberichterstatter für die Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Heiner Bielefeldt, übt Kritik an den per Gesetz erlassenen Kopftuchverboten einzelner deutscher Bundesländer. Die Vorschriften, nach denen muslimischen Frauen – etwa in Baden-Württemberg – der Zugang zum staatlichen Schuldienst zum Teil verweigert wird, ließen sich „langfristig nicht halten“, sagte Bielefeldt im Interview der Stuttgarter Zeitung (Donnerstag). Das Zeigen christlicher Symbole im Unterricht bleibe dagegen unbeanstandet. „Eine ganze Generation von jüngeren Muslima auf diese Weise aus dem Schuldienst fernzuhalten, ist fatal.“
Bielefeldt zeigte sich besorgt über das gesellschaftliche Klima in Deutschland. Mit Blick auf die Religionsfreiheit drohe das „Fundament einer ansonsten relativ gut entwickelten Rechtsprechung wegzubrechen“. Das Verständnis für den Glauben schwinde. Es fehle zum Teil an „Respekt vor den religiösen Orientierungen anderer“ und „an der Anerkennung, dass der Glaube identitätsbildend“ sein könne.
Der Erlanger Theologe warnte zudem davor, den Islam pauschal als gewaltfördernd einzustufen. Beim Kampf von Extremisten wie dem Islamischen Staat (IS) gehe es nicht einfach um einen Religionskrieg. Vielmehr sei eine wesentliche Ursache für den Terror die Tatsache, dass öffentliche Institutionen das Vertrauen der Menschen in der Region verspielt hätten. In der Folge sei ein Klima politischer Hysterie entstanden, so der UN-Experte. (KNA)