Terrorismus

Immer mehr Deutsche bei extremistischen Gruppen

Erschreckende Zahlen des Bundesamtes für Verfassungsschutz. In den vergangenen Monaten sind allein in den Irak und nach Syrien mehr als 400 gewaltbereite Extremisten aus Deutschland ausgereist. Sorge bereiten auch mögliche Rückkehrer und die geplanten Waffenlieferungen an Kurden.

01
09
2014

Extremistischen Terrorgruppen im Nahen und Mittleren Osten schließen sich laut Bundesamt für Verfassungsschutz immer mehr Deutsche an. Allein in den Irak und nach Syrien seien inzwischen über 400 gewaltbereite Extremisten aus der Bundesrepublik ausgereist, sagte der Leiter der Behörde, Hans-Georg Maaßen am Sonntag (31.08.2014) dem Deutschlandfunk. Darunter befinden sich nach Recherchen des Spiegel (Montag) auch 20 ehemalige Angehörige der Bundeswehr.

Maaßen zufolge werben Organisationen wie der „Islamische Staat“ (IS) offensiv im Internet um neue Mitglieder und das auch in deutscher Sprache. Je erfolgreicher die Terroristen agierten, desto attraktiver seien sie für die entsprechenden Kreise. „Was die Leute anzieht, ist die hohe Brutalität, die Radikalität, die Rigorosität.“

Deutsche Extremisten werden Kanonenfutter

Der Leiter des Verfassungsschutzes Nordrhein-Westfalen, Burkhard Freier, sagte der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, der IS missbrauche deutsche Extremisten als Kanonenfutter. „Nach einer dreiwöchigen Grundausbildung kommen sie an die Front, so dass sie dort kaum eine Überlebenschance haben.“ Gleichwohl genieße der IS in der deutschen Extremisten-Szene ein hohes Ansehen. Die Ausrufung des Kalifats gelte unter diesen als historisches Ereignis.

Unterschiedliche Einschätzungen gibt es zu der Frage, welche Gefahr IS-Sympathisanten in Deutschland oder zurückkehrende Kämpfer für die Bundesrepublik darstellen. Mit Blick auf Ex-„Dschihadisten“ sprach Maaßen im Deutschlandfunk von einer „erhöhten abstrakten Gefahr“. Konkrete Hinweise gebe es noch nicht.

BKA: Deutschland könnte Ziel von Anschlägen werden

Die Berliner Morgenpost (Sonntag) zitierte hingegen aus einer internen Gefährdungsanalyse des Bundeskriminalamts. Demnach könnte die Bundesrepublik durch die geplanten Waffenlieferungen an die kurdische Peschmerga ins Visier des IS geraten.

Zwar verfüge die Terrorgruppe noch nicht über eigene Strukturen in Deutschland, heißt es in dem Papier. Aber isolierte Einzeltäter könnten ebenso zuschlagen wie westlich sozialisierte Personen, die sich „nach einer ideologischen und paramilitärischen Schulung beim IS bereiterklären, in ihr Herkunftsland zurückzukehren und operativ tätig zu werden“. Auch könne es vermehrt zu gewalttätigen Auseinandersetzungen bei Demonstrationen kommen. (KNA)

Leserkommentare

Perihan sagt:
Sicher ist es sinnvoll, jetzt schon einmal darüber nachzudenken, was man mit den Rückkehrern aus Syrien und Irak macht, falls die überhaupt zurückkommen. Hauptsächlich dürften die doch Kanonenfutter für ISIS sein. Dagegen haben wir in Deutschland doch jetzt schon ganz konkret rechtsextreme Terroristen. Über die sollten wir uns viel mehr Gedanken machen. Immerhin zünden die offenbar zur Zeit munter Moscheen an. Das ist eine viel konkretere Bedrohung als etwaige Rückkehrer.
04.09.14
12:02