Pegida

Islamwissenschaftler Bülent Uçar besorgt über Entwicklung

Der Islamwissenschaftler Bülent Ucar teilt seine Sorgen im Hinblick auf die PEGIDA-Proteste mit. Fremdenfeindliches Gedankengut finde sich zunehmend auch in der gesellschaftlichen Mitte. Durch die Anschläge in Paris fühlt sich die Pegida-Bewegung nun auch noch gestärkt.

08
01
2015
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Nach Einschätzung des Islamwissenschaftlers Bülent Uçar sind viele Muslime in Deutschland angesichts der anhaltenden Pegida-Proteste (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) stark beunruhigt. „Die Demonstrationen verunsichern, irritieren und verängstigen viele Muslime“, sagte der Direktor des Instituts für Islamische Theologie an der Universität Osnabrück der Neuen Osnabrücker Zeitung am Mittwoch (07.01.2015).

Bisher, so Uçar, hätten sich fremdenfeindliche Proteste klar der Nazi-Szene zuordnen lassen und seien deutlich verurteilt worden. „Doch die Zusammensetzung der Pegida-Bewegung erweckt den Eindruck, dass dort Teile der Mittelschicht auf die Straße gehen“, sagte Ucar. Deshalb hätten viele Muslime Angst, „dass sich diese islamfeindliche Einstellung etabliert“.

Der Islamwissenschaftler fordert Politiker auf, sich klar gegen Pegida zu positionieren. „Auf keinen Fall sollten sie Verständnis bekunden für die Befindlichkeiten der Anhänger“, warnte er. Sie müssten Pegida als das darstellen, was es sei: fremdenfeindlich. „Daher muss diese Bewegung im öffentlichen Diskurs marginalisiert werden“, so Uçar.

Pegida durch Pariser Anschläge bestärkt?

Nach dem gestrigen Anschlag auf das Pariser Satire-Magazin „Charlie Hebdo“, fühlt sich die Dresdner Pegida-Bewegung in ihrer These vor einer angeblich drohenden Islamisierung Europas bestätigt. „Die Islamisten, vor denen Pegida seit nunmehr 12 Wochen warnt, haben heute in Frankreich gezeigt, dass sie eben nicht demokratiefähig sind, sondern auf Gewalt und Tod als Lösung setzen! Unsere Politiker wollen uns aber das Gegenteil glauben machen“, hieß es am Mittwochabend auf deren Facebook-Seite. Weiter fragten sie, ob „eine solche Tragödie etwa erst in Deutschland passieren“ müsse. Nach einer knappen Stunde hatte der Eintrag bereits 1.700 Likes.

CDU-Generalsekretär Peter Tauber warnte dagegen auf Twitter: „Und alle, die jetzt im Kontext von #CharlieHebdo #Pegida bemühen, haben schlichtweg das, was das #Abendland ausmacht, nicht verstanden.“ Tauber dankte zugleich dem Zentralrat der Muslime für seine klare Verurteilung der Tat.

Für kommenden Montag hat Pegida erneut zu einer Demonstration in Dresden aufgerufen. Am vergangenen Montag hatten sich 18.000 Menschen an der Dresdner Pegida-Kundgebung beteiligt. Gleichzeitig finden jedoch deutschlandweit diverse Gegendemonstrationen- und Kundgebungen statt, bei denen sich mehrere Tausend Menschen versammeln und sich für Vielfalt und Toleranz einsetzen. (KNA/dpa/iQ)