Myanmar

Amnesty fordert von Facebook Entschädigung für Rohingya

Amnesty International zufolge hat Facebook die Verbreitung von Hassbotschaften gegenüber der muslimischen Rohingya vorangetrieben und trägt somit Mitverantwortung für die eskalierende Gewalt.

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09
2022
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Rohingya
Ein junges Rohingya-Mädchen auf der Flucht. © shutterstock

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sieht beim Facebook-Konzern Meta eine Mitverantwortung für Gewalt an muslimischen Rohingya aus Myanmar. „Meta hat durch seine Untätigkeit und sein unerbittliches Gewinnstreben maßgeblich zu den schweren Menschenrechtsverletzungen an den Rohingya in Myanmar beigetragen“, sagte die Expertin für Menschenrechte im digitalen Zeitalter bei Amnesty International in Deutschland, Kristina Hatas, am Donnerstag in Berlin. Das Unternehmen müsse für diese Versäumnisse zur Rechenschaft gezogen werden und all diejenigen entschädigen, die unter den gewaltsamen Folgen dieses fahrlässigen Handelns gelitten haben.

Im August 2017 flohen mehr als 700.000 muslimische Rohingya aus Myanmar, als Sicherheitskräfte in einer großangelegten Offensive systematisch Angehörige der Minderheit verfolgten. „In den Monaten und Jahren vor dem gewaltsamen Vorgehen der Streitkräfte war Facebook in Myanmar zu einem Verstärker für Rohingya-feindliche Inhalte geworden“, so die Menschenrechtler. Akteure mit Verbindungen zum myanmarischen Militär und zu radikalen nationalistischen buddhistischen Gruppen hätten Facebook mit antimuslimischen Beiträgen geflutet. Sie hätten Falschinformationen zu einer bevorstehenden Machtübernahme durch Muslime verbreiteten und die Angehörigen der Rohingya als Eindringlinge dargestellt.

Algorithmen von Facebook haben die Verbreitung von Hassbotschaften stark vorangetrieben

Ein Amnesty-Bericht zeige, dass Meta wusste, dass die Algorithmen von Facebook die Verbreitung von solchen Hassbotschaften in Myanmar stark vorangetrieben haben. Trotzdem sei das Unternehmen untätig geblieben. „Meta muss dringend weitreichende Änderungen an seinem Geschäftsmodell und seinen Algorithmen vornehmen, um weitere Menschenrechtsverletzungen zu verhindern“, forderte Hatas. Die von den Vereinten Nationen entsandte unabhängige internationale Untersuchungskommission zu Myanmar ist laut Amnesty zu dem Schluss gekommen, dass die Sozialen Medien in Myanmar eine „signifikante Rolle“ in Bezug auf die Gräueltaten gespielt haben.

Bei Facebook werden Newsfeeds, Platzierungen, Empfehlungen und Gruppen-Funktionen durch interaktionsbasierte Algorithmen gesteuert. Aufhetzende Inhalte seien ein wirksames Mittel, um Menschen dazu zu bewegen, mehr Zeit auf Facebook zu verbringen, so Amnesty. Das Bewerben und Weiterverbreiten solcher Inhalte sei essenziell für das Geschäftsmodell von Facebook, denn wenn Nutzer lange in dem Netzwerk verweilten, könne Konzern mehr Gewinn aus personalisierten Werbeanzeigen erzielen. (KNA, iQ)