Köln

NRW-Regierungschef Wüst kritisiert Muezzinruf-Projekt in Köln

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kritisiert das Muezzinruf-Projekt der Stadt Köln.

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04
2022
Muezzinruf muss nicht fremd erscheinen © by Evangelisches Schuldekanat Schorndorf/Waiblingen auf Flicker (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ
Symbolbild: Minarett © by Evangelisches Schuldekanat Schorndorf/Waiblingen auf Flicker (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) kritisiert das Muezzinruf-Projekt der Stadt Köln. „Ich habe die Sorge, dass damit möglicherweise mehr Streit in die Gesellschaft getragen als der Integration gedient wird“, sagte der Politiker am Dienstag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Düsseldorf. Seit dem Herbst können muslimische Gemeinden in Köln im Rahmen eines zweijährigen Modellprojekts den öffentlichen Ruf zum Freitagsgebet bei der Stadt beantragen. Unter anderem hat die Zentralmoschee dies getan.

Muezzinruf fällt unter die Religionsfreiheit

Zweifelsohne falle der Muezzinruf unter die Religionsfreiheit, führte Wüst aus. Als Ergebnis einer Abwägung mit anderen Grundrechten werde aktuell jedoch nur sehr reduziert an einzelnen Orten von Moscheen zum Gebet gerufen. „Das hat in den vergangenen Jahren zu einer hohen gesellschaftlichen Befriedung dieses Themas geführt“, betonte der Regierungschef. „Ohne Not und Anlass, wie mir scheint, wird nun in Köln in diesen Frieden eingegriffen.“ Denn die Ankündigung der Stadt komme ja quasi einem Aufruf an alle Moscheegemeinden gleich, Anträge auf Einführung des Muezzinrufs zu stellen.

Die Vorgaben der Stadt Köln sehen vor, dass der Mueezinruf nur an Freitagen für maximal fünf Minuten erklingen darf. Die Lautstärke ist zu regulieren und die Nachbarschaft vorab zu informieren. Für Fragen und Beschwerde muss es in den Gemeinden eine Ansprechperson geben. Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sprach von einem Zeichen gegenseitiger Akzeptanz: „Wenn wir in unserer Stadt neben dem Kirchengeläut auch den Ruf des Muezzins hören, zeigt das, dass in Köln Vielfalt geschätzt und gelebt wird.“

„Der Islam gehört zu Deutschland“

Nach den Worten von Wüst sind die Muslime „ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft“. Gerade in NRW lebten viele von ihnen seit mehreren Generationen. „Diese Realität gilt es anzuerkennen.“ Der von Ex-Bundespräsident Christian Wulff zitierte Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ habe schon 2010 eine Selbstverständlichkeit ausgedrückt, die bis dahin selten ausgesprochen worden sei. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Kudsi sagt:
Wer sich den Gebetsruf in Köln jetzt schon draußen anhören will, der kann gerne bei unserer Moschee in Köln-Chorweiler vorbeikommen: DITIB-Zentralmoschee Chorweiler Morsestr. 9a 50769 Köln Unsere Moschee in Köln-Chorweiler ist die erste Moschee in Köln, bei der der Gebetsruf seit 12 Jahren fünfmal täglich über einen Außenlautsprecher nach draußen übertragen wird. Spaziergänger sowie Hobbyreiter hinter unserer Moschee hören den Gebetsruf, wenn sie daran vorbeigehen. Unsere Nachbarn im Firmengebäude nebenan bekommen den Gebetsruf mehrmals täglich mit. In den vergangenen 12 Jahren hat unsere Moschee keinen Ärger bekommen wegen dem Gebetsruf. Es gab deswegen nie Streit und auch keine Proteste. Unsere Moscheegemeinde hat, als er 2010 damit angefangen hat, den Gebetsruf fünfmal täglich nach draußen zu übertragen, dafür weder einen Antrag gestellt, noch die Nachbarn informiert. Wir haben den Gebetsruf auch nie der Öffentlichkeit vorgestellt oder ein großes Thema daraus gemacht. Wir haben den Außenlautsprecher installiert und einfach losgelegt. Und wir haben wegen dem öffentlichen Gebetsruf nie Probleme gehabt. Weder mit Nachbarn noch mit sonst wem. Beschwert hat sich bislang nur einmal ein Anwohner in größerer Entfernung vor einigen Jahren - und das nur, weil wir nach dem Gemeindefest es versäumt hatten, den Regler wieder leiser zu drehen. Je nach Einstellung der Lautstärke schwankt bei unserer Moschee der öffentliche Gebetsruf heute zwischen 50 und 65 Dezibel, was gemäß Lärmschutzbestimmungen auch vertretbar ist. Die anderen Moscheen in Köln werden in Zukunft einmal wöchentlich das machen, was unsere Moschee in Köln-Chorweiler schon seit 12 Jahren ohne Probleme fünfmal täglich macht. Deshalb erachte ich die Sorgen des Herrn Ministerpräsidenten für unbegründet. Auch in Anbetracht dessen dass zu Corona die Moscheen in Köln jeden Abend öffentlich zum Gebet gerufen haben, ohne dass es deswegen nennenswerten Ärger mit Anwohnern gegeben hat. Köln ist eine weltoffene und tolerante Stadt. Hier leben sehr viele Muslime sowie Menschen unterschiedlichster Herkunft friedlich zusammen. Anscheinend ist das dem Herrn Ministerpräsidenten unbekannt. Zudem möchte ich den Ministerpräsidenten dazu einladen, bei unserer Moschee vorbeizuschauen und sich den Gebetsruf draußen anzuhören, um selbst einen Eindruck davon zu bekommen.
19.04.22
15:53
Stefan sagt:
Der Muezzin-Ruf hat in Deutschland schlichtweg nichts verloren. Es ist ein Schlachtruf, der den Sieg über die "Ungläubigen" vorgibt und in aggressiver Art und Weise die Landnahme und die Unterdrückung von Nicht-Moslems symbolisiert. Der Islam gehört nicht zu Deutschland. Wollen Moslems zu Deutschland gehören, dann haben sie sich entsprechend zu verhalten und anzupassen.
25.04.22
21:09