Neuen deutschen Medienmacher

Studie: Wenig Diversität in Abendnachrichten

Die Neuen deutschen MedienmacherInnen haben die Diversität in Abendnachrichten vor den Bundestagswahlen ausgewertet.

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2021
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Diversität im Fernsehen © Shutterstock, bearbeitet by iQ.
Diversität im Fernsehen © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Die Neuen deutschen MedienmacherInnen (NdM) haben vor der Bundestagswahl die Abendnachrichten auf ARD, ZDF, RTL ausgewertet. Aus der Untersuchung geht hervor, dass migrantisch wahrgenommene Menschen noch immer stark unterrepräsentiert sind. Menschen mit Behinderung sind fast gar nicht zu erkennen und Frauen selten in Expertinnenrollen.

Wer kommt zu Wort, wenn es im Wahlkampf um die Politik von morgen geht? Um das zu analysieren, haben wir ARD-Tagesthemen, ZDF-Heute Journal und RTL Aktuell vom 1. August 2021 bis 30. September 2021 mit DatenjournalistInnen beobachtet und erhoben, wie es um die Sichtbarkeit verschiedener Gruppen steht.

Abendnachrichten wenig divers

Laut der Studie sind nur  10 Prozent der Menschen, die etwas zu Deutschland sagen, sind migrantisch wahrgenommene Personen. Vor allem bei innenpolitischen Themen (7%) und als Experten (9%) kommen sie nur am Rande zu Wort. Bei wichtigen Themen wie Arbeitsmarkt und Bildung sprechen sogar gar keine migrantisch wahrgenommenen Experten. Auch unter Politiker sind sie kaum vertreten: Sie machten lediglich 4 Prozent der ParteivertreterInnen aus, die sich in den Nachrichten äußerten. Zum Vergleich: Im neuen Bundestag stammen über 11 Prozent der ParlamentarierInnen aus Einwandererfamilien, also fast drei Mal so viele (obwohl sie auch dort unterrepräsentiert sind)

Verglichen mit dem Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in der Bevölkerung (27%) sind Eingewanderte und ihre Nachkommen also deutlich unterrepräsentiert. Auch dann, wenn man berücksichtigt, dass unter den statistisch erfassten 22 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund Personen sind, die nicht migrantisch wahrgenommen werden.

Frauen sind unterrepräsentiert

Weitere weißt die Studie auf, dass Frauen unterrepräsentiert und nicht-binärgeschlechtliche Menschen unsichtbar bleiben. Auf eine Frau kommen in den Nachrichten durchschnittlich zwei Männer (Frauenanteil: knapp 35 Prozent). Unter den Experten, die sich in Nachrichten äußern, sinkt der Frauenanteil sogar auf 21 Prozent. Menschen mit Behinderung sind kaum wahrnehmbar. Nur bei 0,7 Prozent aller auftretenden Menschen (30 Personen unter 4.175 Auftritten) war eine Behinderung erkennbar. Kaum erkennbar religiöse Menschen. Weniger als 0,5 Prozent aller Personen in Deutschland waren erkennbar religiös.