WDR

Kontroverse Debatte im Rundfunkrat über El-Hassan

Die Moderatorin Nemi El-Hassan sollte eigentlich die WDR-Sendung „Quarks“ moderieren. Nach den Antisemitismus-Vorwürfen hatte sich der Sender dagegen entschieden. Der Rundfunkrat zeigt sich gespalten.

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10
2021
Moderatorin Nemi El-Hassan © WDR/Tilman Schenk, bearbeitet by iQ.
Moderatorin Nemi El-Hassan © WDR/Tilman Schenk, bearbeitet by iQ.

Der Rundfunkrat des Westdeutschen Rundfunks (WDR) hat am Freitag zum zweiten Mal über den Antisemitismus-Vorwurf gegen die Journalistin Nemi El-Hassan diskutiert. Die 28-Jährige sollte ursprünglich die Wissenschaftssendung „Quarks“ moderieren, doch nach Bekanntwerden und Prüfung der Vorwürfe hatte sich der Sender vorerst dagegen entschieden. „Es ist eine schwierige, schwierige Abwägung“, wiederholte Intendant Tom Buhrow am Freitag.

In der ersten Diskussion Ende September hatten sich zahlreiche Rundfunkratsmitglieder zu Wort gemeldet und ganz überwiegend gegen eine Beschäftigung von El-Hassan beim WDR in welcher Form auch immer ausgesprochen. Dieses Mal gingen die geäußerten Meinungen stärker auseinander.

„Kontext beachten“

Einigkeit herrschte nach wie vor darüber, dass Antisemitismus im WDR weder vor noch hinter der Kamera einen Platz haben dürfe. Unterschiedlich bewertet wurde jedoch die Frage, ob die Meinungsbekundungen der palästinesisch-stämmigen Journalistin wirklich als antisemitisch eingestuft werden können.

Jürgen Bremer von der Deutschen Initiative für den Nahen Osten führte aus, er habe zu dem Thema den ehemaligen israelischen Botschafter in Deutschland, Avi Primor, und den Historiker und Antisemitismusforscher Moshe Zimmermann befragt. „Sie kommen im Ergebnis zu dem Schluss: Man muss wirklich den Kontext beachten, in dem diese Posts von Frau El-Hassan gemacht worden sind“, sagte Bremer. Die Posts, die ihr vorgehalten würden, seien auch von jüdischen Israelis geteilt worden.

Kein Platz im WDR für „antisemitische Gesinnung“

Ganz anders äußerte sich Isabella Farkas, die für jüdische Gemeinden im Rundfunkrat sitzt. Sie verwies darauf, dass El-Hassan unter anderem einen Post über den Ausbruch verurteilter Terroristen aus einem israelischen Gefängnis gelikt habe. „Ich war zu dem Zeitpunkt in Israel, das Land war in Schockstarre“, berichtete sie. Mit Blick auf El-Hassan sagte sie: „Personen mit einer derartigen Gesinnung dürfen in keinem Format des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einen Platz haben geschweige denn das Gesicht des WDR werden.“

Der Rundfunkratsvorsitzende Andreas Meyer-Lauber rief in Erinnerung, dass der Rundfunkrat in Personalangelegenheiten keine Befugnisse habe. „Wir haben hier nix zu entscheiden“, stellte er klar. Er gehe aber davon aus, dass Intendant Buhrow das Aufsichtsgremium weiter informieren werde.

Solidarität mit Nemi El-Hassan

Nemi El-Hassan steht unter anderem in der Kritik, weil sie vor Jahren an einer Al-Kuds-Demonstration in Berlin teilgenommen hatte. Bei diesen Kundgebungen sind in der Vergangenheit immer wieder antisemitische Parolen gerufen und Symbole der pro-iranischen libanesischen Hisbollah-Bewegung gezeigt worden. El-Hassan hat sich mittlerweile von der Demonstration distanziert.

In einem offenen Brief solidarisieren sich Stimmen aus Wissenschaft, Forschung und Medien mit der Journalistin Nemi El-Hassan. „Wir sind entsetzt über die diffamierende und denunziatorische Art, in der diese Diskussion geführt wird“, heißt es im offenen Brief. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Vera sagt:
Nemi El-Hassans muslimische Eltern sind palästinensische Araber und aus dem Westjordanland über den Libanon nach Deutschland geflüchtet. Schon als Jugendliche besuchte sie gerne und häufig die Blaue Moschee in Hamburg, die damals bereits unter Beobachtung des Hamburger Landesamtes für Verfassungsschutz stand, der diese Moschee als Außenposten der islamistischen Hisbollah im Iran bezeichnete. Als junge Erwachsene verkehrte sie noch häufiger in dieser & ihrer Lieblings-Moschee. Schon als 17-jährige trug sie als junge Frau El-Hassan im Alltag überall einen Hidschab und zeigte sich gerne im konservativ verhüllenden Frauenkleid-Ornat islamischer Prägung. Als Journalistin und politische Aktivistin äußerte sie sich später regelmäßig zu Islam-Themen, Islamfeindlichkeit und muslimischer Identität und engagierte sich auch gegen Rechtsextremismus. Ein Engagement gegen Islamextremismus kommt bei ihr aber so gut wie nicht vor. Der Vorwurf der Relativierung islamischer Gewalt ist keineswegs ausgeräumt. Wenn nun Nemi El-Hassan als ein auffälliges Moderatorinnen-Gesicht des WDR in einer öffentlich-rechtlichen TV-Wissenschaftssendung zu sehen sein will, dann muß das ein Rundfunkrat selbstverständlich sehr gut bedenken, prüfen und hinterfragen dürfen. Vielleicht könnte es der islamisch orientierten Polit-Aktivistin bald wieder einfallen, in strenger islamischer Glaubens-Kopftuch-Montur vor deutsche Fernseh-Kameras treten zu wollen. Um damit auch dem WDR zumindest einen gewissen konservativen Islam-Touch zu verpassen und ein Zeichen islamischer Präsenz setzen zu wollen. So nach dem Motto "Der Islam ist auch hier...im WDR vertreten. Und wir sind stark." - Und solches aber kann der WDR garantiert nicht wollen.
01.11.21
18:24
Johannes Disch sagt:
Die Likes von Nemi El-Hassan sind eindeutig antisemitisch. Und zu den Zeiten als sie bei der antisemitischen Al-Kuds-Demo teilnahm, da war sie alt genug, um zu wissen, was sie tut. Die heutige Distanzierung ist unglaubwürdig, da sie nach wie vor auch heute aktuell antisemitische Inhalte in sozialen Netzwerken liked. Die Dame hat sich selbst ins Aus geschossen!
01.11.21
18:46