Ramadan

Ramadan – spirituelle Nahrung für Muslime

Der Ramadan ist einer der schönsten Monate für Muslime weltweit. Viele versuchen deshalb, die Zeit so effektiv wie möglich zu nutzen. Ein Gastbeitrag.

24
04
2021
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Symbolbild: Ramadan - Monat des Korans
Symbolbild: Ramadan - Monat des Korans © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Das Fasten im Ramadan gehört zu den fünf Säulen des Islams und ist verpflichtend für jeden gesunden und erwachsenen Muslim. Doch den Ramadan zeichnet mehr aus, als nur das Fasten im Sinne von Verzicht auf das Essen. Er ist vielmehr eine Zeit der spirituellen Besinnung und inneren Reinigung.

Dieser Monat ist für Muslime eine immer wiederkehrende Gelegenheit, an sich zu arbeiten, um ein noch besserer Mensch zu werden, indem er seine guten Eigenschaften stärkt, sich von seinen schlechten Gewohnheiten abwendet und versucht, seinem Schöpfer näherzukommen. So ist der Alltag im Ramadan geprägt von Selbstreflexion und einer bedachteren Beziehung zum Weltlichen, welche auch nach dem Ramadan fortgeführt werden sollte.

Abgesehen von allen Vorzügen, die der Körper in diesem Monat erlebt, gibt es im Ramadan viele Möglichkeiten, die eigene Spiritualität zu stärken.

Monat des Korans

Seien wir ehrlich: Wie oft kommen wir im Jahr ohne besonderen Anlass dazu, tatsächlich im Koran zu lesen und über einzelne Verse nachzudenken? Wohl nicht so oft. Da in diesem Monat die Herabsendung des Korans begann, gilt der Ramadan als der Monat des Korans. Darum ist er die Gelegenheit, die Beziehung zum Koran zu stärken. Ein schönes Angebot speziell im Ramadan sind Lesezirkel in Moscheen, an denen täglich 20 Seiten rezitiert werden, sodass man am Ende des Ramadan den Koran, der in 30 Kapitel unterteilt ist, einmal in Gänze gelesen hat. Diese Tradition wird „Mukâbala“ genannt.

Mit der Zeit, die man sich nun täglich für den Koran nimmt, hat man die Möglichkeit generell zu überdenken, wofür man seine tägliche Zeit eigentlich nutzt: Man könnte unwichtigere Angewohnheiten unterlassen und die schöne Angewohnheit, den Koran zu lesen, am besten über den Ramadan hinaus beibehalten.

Tarâwîh – eine spirituelle Reise

Nachdem Muslime den ganzen Tag gefastet haben und zu Iftar gegessen haben, gehen sie nicht sofort ins Bett, sondern suchen Ruhe im Tarâwîh-Gebet. Das arabische Wort „Tarâwîh“ bedeutet „sich beruhigen, entspannen“. Hierbei handelt es sich um ein Gemeinschaftsgebet, welches aus 20 Einheiten besteht und nach dem Nachtgebet verrichtet wird. Pandemiebedingt wird das Gebet aktuell auf acht Einheiten verkürzt und aufgrund der Ausgangssperren zu Hause verrichtet. Das Tarâwîh-Gebet ist ein Sinnbild dafür, dass Muslime ihr Wohlbefinden und die innere Ruhe nicht mit etwas Weltlichem erhalten, sondern durch die Zuwendung zu Allah.

Îtikâf – die innere Rückkehr

Mit „Îtikâf“ ist der Rückzug einer Person an einen bestimmten Ort gemeint. So hat der Prophet Muhammad (s) die letzten zehn Tage im Ramadan in der Moschee verbracht. Auch wenn dies aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich ist, können Muslime sich zu Hause zurückziehen und die letzten zehn Tage mit individuellen Gebeten verbringen. In der heutigen Zeit würde man von einer Art meditativem Rückzug sprechen, doch es ist viel mehr: All die Dinge, auf die man all die 20 Tage vorher geachtet hat, kann man hier noch einmal intensivieren. Als würde man sein „High-Intensity Interval Training“ zum nächsten Level ziehen. In dieser Phase wird Weltliches einmal mehr minimiert, das Herz und alle Sinne werden mit der Hingabe zu Allah gefüllt.

Es wird in der Sure Kadr erwähnt, dass der Koran in der „Nacht der Bestimmung“ herabgesandt wurde. Diese Nacht ist segensreicher als tausend Monate. Sie ist voller Liebe, Barmherzigkeit und Segen. Innerhalb der zehn Tage, die man sich also zurückzieht, gibt es diese eine Nacht, von der man nicht weiß, auf welchen Tag sie genau fällt, in der alles Gute, das Allah den Menschen täglich verheißt, zu einem Vielfachen zu erreichen ist. Allein der Gedanke daran, dieses Glück genießen zu können, genau in dieser Nacht besondere Gebete gesprochen zu haben und sich mit seinem ganzen Sein Allah gewidmet zu haben, lässt das Herz in Freude und Sehnsucht aufgehen.

Spirituelle Vorbereitung auf die Zeit danach

Im Koran verspricht Allah den Menschen viel Segen und Belohnung. Der Eifer danach ist etwas, dass den Menschen erfüllt und wahrhaftig glücklich macht. Anders als eine Beförderung oder ein Geldgewinn ist hier die Rede von wahrhaftiger Belohnung und immerwährendem Glück.

Irgendwann ist auch der Ramadan vorbei. Gerade in der heutigen turbulenten Zeit kommt man im Ramadan zur Ruhe und die Seele erholt sich. Der Ramadan ist eine Kur. Eine Chance. Ein Segen. Er stärkt mit Fürsorge, Liebe. Muslime regenerieren ihre Seele und begehen den Alltag mit weniger weltlichen Sorgen und mehr Zuversicht und Zufriedenheit.

Weitere Ratschläge und Anregungen für den Monat Ramadan findet ihr im „Mein Ramadanbegleiter“, welcher von der Frauenjugendorganisation der IGMG erstellt wurde.