"Die letzte Instanz"

Nach Rassismus-Kritik: WDR entschuldigt sich für Talk-Sendung

Nach Rassismus-Vorwürfen hat der Westdeutsche Rundfunk Fehler in der jüngsten Ausgabe der Fernsehsendung „Die letzte Instanz“ eingeräumt.

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2021
WDR entschuldigt sich für Talk-Sendung ©Facebook, bearbeitet by iQ
WDR entschuldigt sich für Talk-Sendung ©Facebook, bearbeitet by iQ

Nach Rassismus-Vorwürfen hat der Westdeutsche Rundfunk (WDR) Fehler in der jüngsten Ausgabe der Fernsehsendung „Die letzte Instanz“ eingeräumt. Der WDR schrieb am Sonntag bei Twitter, die Sendung sei nicht so gelaufen, „wie wir es geplant und uns vorgestellt hatten“. In der Talkrunde bei Moderator Steffen Hallaschka hatten am Freitagabend die Gäste Micky Beisenherz, Thomas Gottschalk, Janine Kunze und Jürgen Milski aktuelle gesellschaftliche Themen diskutiert, darunter auch die Frage: „Das Ende der Zigeunersauce: Ist das ein notwendiger Schritt?“

Auf Twitter empörten sich im Anschluss viele Zuschauer darüber, dass die Gäste „empathielos“, „unkritisch“ und „naiv“ mit dem Thema Alltagsrassismus umgegangen seien und rassistische Begriffe verteidigt hätten. Auch der Umstand, dass zu einer Diskussion über Rassismus ausschließlich weiße Gäste in die Talkrunde eingeladen waren, wurde heftig kritisiert.

WDR: „Daraus haben wir in jedem Fall gelernt“

Der WDR schrieb bei Twitter, in der „letzten Instanz“ sollten kontroverse Themen auf unterhaltsame Weise diskutiert werden, und dabei dürfe natürlich jeder Gast seine Meinung äußern. „Aber rückblickend ist uns klar: Bei so einem sensiblen Thema hätten unbedingt auch Menschen mitdiskutieren sollen, die andere Perspektiven mitbringen und/oder direkt betroffen sind“, hieß es in der Stellungnahme. „Daraus haben wir in jedem Fall gelernt“, sagte eine WDR-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur.

Auf Twitter waren am Wochenende unter dem Hashtag #DieLetzteInstanz zahlreiche Tweets zu der Sendung im WDR-Fernsehen abgesetzt worden. Besonders im Fokus stand eine Aussage von Schauspielerin Janine Kunze (46), die sagte, sie habe sich „über viele Worte nie Gedanken gemacht“. „Haltet mich für naiv, nein, sie gehören dazu“, führte sie weiter aus. Scharfe Kritik gab es auch an Thomas Gottschalk (70), der angab, bei einer Kostümparty in Los Angeles mit Jimi-Hendrix-Verkleidung das erste Mal erfahren zu haben, „wie sich ein Schwarzer fühlt“.

„Die letzte Instanz“ ist eine Talk-Show, in der prominente Gäste in vier Diskussionsrunden ihre Meinung zu kontroversen Fragen erörtern. Die Fragen werden schon vor der Sendung veröffentlicht, das Publikum kann sie vorab online mit Ja oder Nein beantworten. Die weiteren Fragen am Freitagabend lauteten: „Zehn Jahre Instagram: Sind soziale Medien ein Fortschritt?“, „Good Cop, Bad Cop: Können wir der Polizei noch vertrauen?“ und „Extrem gepiercte und tätowierte Erzieher und Lehrer: Können wir das unseren Kindern zumuten?“ (dpa/iQ)

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
So, die Vokabel "Zigeunersauce" ist laut WDR ein sensibles Thema?? Und auch die Äußerungen von Janine Kunze und Thomas Gottschalk sind nicht den Hype wert, der darum gemacht wird. Das ganze ist nur ein weiteres Beispiel für eine inzwischen hyperventilierende Gesellschaft, die hinter jedem saloppen Statement Rassismus und Diskriminierung wittert. Man denke nur an die jüngste Aufregung über Marcel Reifs Begriff "Jungtürken." Wenn man keine Probleme hat, dann macht man sich eben welche.
01.02.21
15:06
Johannes Disch sagt:
Das ganze kann man nur als Posse bezeichnen. Die Autorin und Verlegerin Getrude Stein prägte wider dem Interpretationswahn in der Literatur den berühmten Satz: "Rose is a rose, is a rose, is a rose." Eine Rose ist eine Rose und sonst nichts. Und so verhält es sich hier. Eine Sauce ist eine Sauce und sonst nichts. Mit Zigeunersauce ist genau das gemeint, was da steht, nämlich eine Sauce und kein Sinti oder Roma. "Zigeunersauce" ("sauce zingara") ist eine Tomaten-Champignon-Sauce und leitet sich ab von der "Garnitur a la Zingara" (englisch: "gypsy style"). Gemeint ist damit eine seit dem 19. Jahrhundert gebräuchliche Garnitur der klassischen Küche bei der Zubereitung von Speisen. Und nichts weiter. Der Clou bei der ganzen Posse ist aber der Kotau, den der WDR umgehend bei der Political-Correctness-Stasi 2.0 gemacht hat.
01.02.21
19:50
stratmann sagt:
Wer am 3. Oktober, Tag der Offenen Moschee, 2018 oder 2019 in Köln-Ehrenfeld die Kölner Zentralmoschee verließ, stieß auf dem Marktplatz auf das ZIGEUNER- FESTIVAL. Unsere rassistischen Antirassisten würden am liebsten den Sinti und Roma solches Festival verbieten. In Rumänien gab es in den 90er Jahren zwei Zigeunerparteien! Zum Glück hatten damals die faschistischen Antifaschisten auch dort nichts mehr zu sagen. Schlimm ist es, dass und wie oft auf Schulhöfen als Schimpfwort „ Du Jude ! „ benutzt wird. Will man deshalb Juden raten, sich umzubenennen? In einem Restaurant ließ sich ein Restaurantbesitzer von den Gästen „Mohrenkopf“ nennen, weil sein afrikanischer Name viel zu kompli- ziert war. Fremde Gäste beschwerten sich und forderten von ihm, er solle den Chef rufen. Seine Antwort: „Ich bin der Chef.“ Die fremden Gäste fühlten sich verarscht und regten sich auf. Rassisten waren sie selber, die einem Mohren- kopf nicht zutrauten, dass er der Chef des Restaurants ist. Verkrampfte sprach- liche Regulierung erinnert im Ansatz an sprachliche Gleichschaltung in NS-Zeit und DDR.
01.02.21
20:01
Ethiker sagt:
Lesen sie was Paternalismus bedeutet, um ihre pro-rassistische Haltung zu reflektieren.
02.02.21
14:35
stratmann sagt:
PATERNALISTISCH + BEVORMUNDEND ist es zum Beispiel, wenn man einem farbigen Restaurantbesitzer es verbieten will, sich auf e i g e n e n Wunsch Herr "Mohrenkopf" nennen zu lassen, weil er sonst namenslos bliebe - weil nach seiner eigenen Aussage sein afrikanischer Name viel zu kompliziert sei. Dagegen ist es Pflicht von Müttern, Vätern, Erziehern und Lehrern, vielen UNMÜNDIGEN muslimischen Schülern ihre Unsitte auszutreiben, auf dem Schulhof und sogar im Unterricht mit dem Schimpfwort "Du Jude" zu belei- digen oder mit Sprüchen wie " Ich fick deine Schwester, Mutter, .. "
02.02.21
18:58
Johannes Disch sagt:
@stratmann (01.02.2001) Perfekt auf den Punkt gebracht!
02.02.21
21:32
Johannes Disch sagt:
Was machen wir eigentlich mit der legendären Sängerin Alexandra und ihrem nicht weniger legendären Chanson "Zigeunerjunge"? Oder mit Udo Jürgens´ frühem Erfolgstitel "Spiel, Zigan, spiel"? Oder mit Fleetwood Macs Welthit "Gypsy"?
02.02.21
21:37
Johannes Disch sagt:
@Ethiker -- Betrifft: Paternalismus. Man sollte einen Begriff nur verwenden, wenn man seine Bedeutung kennt und ihn auch richtig anwenden kann. Hier ist er jedenfalls denkbar unpassend.
02.02.21
21:55
Vera Praunheim sagt:
Soll das schöne Lied "Zigeunerjunge" der verstorbenen Sängerin Alexandra von 1967 verboten werden? Soll es dann neu besungen werden als "Sinti-Roma-Junge"? Wäre das schöner und besser und herrlich korrekt? Die Umbenennung der "Zigeunersauce" in "Paprikasauce Ungarische Art" ist kein Problem. Man kann natürlich auch das "Zigeunerschnitzel" nunmehr "Ungarisches Paprikaschnitzel" nennen. Die Nürnberger "Mohrenapotheke zu St. Lorenz" gibt es seit 1422 und ist die älteste Apotheke in Nürnberg. Eine sinnvolle Umbenennung fällt da weitaus schwieriger. Aus dem "Sarotti-Mohr" wurde der "Sarotti-Magier" als Logo dieser Schokoladenmarke. Ist nun die Benennung von Menschen als "Ungläubige" nicht auch diskriminierend? Wann entschuldigen sich dafür die Verantwortlichen im Islam?
03.02.21
2:26
Johannes Disch sagt:
Man stelle sich vor, man bestellt in einer Gaststätte ein "Romaschnitzel"...
03.02.21
8:40
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