"Unterstütze die Vielfalt"

Bundesweite Straßenaktion gegen Diskriminierung

Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) rief gestern zur bundesweiten Straßenaktion „Unterstütze die Vielfalt“ auf. Muslimische Frauen machten mit Infoständen auf ihre gesellschaftliche Diskriminierung aufmerksam.

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09
2019
Straßenaktion "Unterstütze die Vielfalt" © Facebook, bearbeitet by iQ.

Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) rief gestern zu einer Straßenaktion gegen Diskriminierung auf. Unter dem Motto „Unterstütze die Vielfalt“ organisierten die Frauen und die Frauenjugend der islamischen Religionsgemeinschaft Begegnungsstände auf öffentlichen Plätzen in 25 Städten in Deutschland und den Niederlanden.

Musliminnen sind sehr oft Opfer von alltäglicher Diskriminierung und Islamfeindlichkeit, vor allem wenn sie ein Kopftuch tragen. Sie werden verbal und tätlich angegriffen. Von gesellschaftlicher Solidarität fehlt jede Spur“, heißt es in der Pressemitteilung der IGMG. Auf diesen gesellschaftlichen Missstand wolle man mit dieser Aktion aufmerksam machen.

Musliminnen gehören laut dem europäischen Netzwerk gegen Rassismus (ENAR) zu den ungeschütztesten Personen Europas. Fast täglich erscheinen Nachrichten über Frauen, die verbal und physisch angegangen werden, weil sie ein Kopftuch tragen. Die wachsende Islamfeindlichkeit in der Mitte der Gesellschaft führt immer stärker zur Ausgrenzung muslimischer Frauen. Musliminnen mit Kopftuch finden nachweislich keine angemessene Arbeitsstelle. Sie werden aufgrund ihrer Bekleidung, insbesondere wegen dem Kopftuch, diskriminiert“, erklärt die Religionsgemeinschaft weiter.

Gesamtgesellschaftliches Anliegen

„Was wir tun können, ist es aufzuklären“, erklärt die Projektleiterin, Ilknur Küçük, zuständig für die Verbandskommunikation der IGMG Frauenorganisation. „Wir haben oft die Erfahrung gemacht, dass der persönliche Kontakt, sei er auch ganz kurz, positiv aufgenommen wird.  Wichtig ist es deutlich zu machen, dass die Diskriminierung von Frauen, vor allem muslimischen Frauen, ein Problem der gesamten Gesellschaft ist.“

Die Straßenaktion fand u.a. in den Städten Frankfurt, Stuttgart, Mainz, Berlin, Bremen und Nürnberg statt. Hierfür wurden Poster angefertigt, die Musliminnen an einer Bushaltestelle, im Supermarkt, beim Arzt, an der Universität und bei einem Bewerbungsgespräch zeigen. Also alltägliche Situationen, in denen muslimische Frauen diskriminiert werden. Darin sei ein Appell an muslimische Frauen enthalten sich „selbstbewusst zu zeigen und sich durch Diskriminierungserfahrungen nicht einschüchtern zu lassen“, so die Veranstalter weiter.

Angriff während Aktion

Laut den Veranstaltern lief die Aktion reibungslos ab und wurde vom allergrößten Teil der Standbesucher positiv aufgenommen. Indes kam es in Ulm zu einem tätliche Angriff auf Musliminnen, die den Stand betreuten. Die Polizei habe ihre Ermittlungen aufgenommen und den Angreifer festgenommen. Es sei niemand verletzt worden.

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
In welchem Land, in dem der Islam mehr Einfluss auf Gesellschaft und Politik gewonnen hat, ist die Gesellschaft dadurch vielfältiger geworden? Richtige Antwort: In keinem! Ein Bedeutungsverlust des Islams ist daher der beste Garant für die Wahrung und Weiterentwicklung der Vielfalt. Der Islam ist nur dann tolerant, wenn er keine Macht hat. Kämpfen wir dafür, dass es dabei bleibt! Auch durch den Bedeutungsverlust des Christentums im Großteil Westeuropas ist die Gesellschaft offener geworden und nicht durch die Renaissance des christlichen Glaubens in vielen Ländern Osteuropas.
29.09.19
14:24
grege sagt:
Interessant ist immer, wie muslimische Funktionäre gerne mit zweierlei Maß messen. Unrecht gegenüber Muslimen hat immer die ganze Gesellschaft anzugehen, während von Muslimen begangenes Unrecht immer nur Einzelfälle darstellt, wie z.B. die Reaktionen der Islamverbände auf antisemitische oder terroristische Vorfälle zeigen.
01.10.19
21:48
grege sagt:
"Unterstütze die Vielfalt" Schön und gut, aber das aus dem der IGMG. Einer Organisation, die sich als Handlanger Erdogans und der AKP bisher immer zu erkennen gab. Und die sind in der Türkei im Umgang mit Andersdenkenden wahrlich nicht als Vertreter von Vielfalt aufgefallen.
01.10.19
21:53
Ethiker sagt:
Ute Fabel sie wissen doch, dass das was sie sagen nicht stimmen kann. Oder etwa nicht? Kein Problem. "In welchem Land, in dem der Islam mehr Einfluss auf Gesellschaft und Politik gewonnen hat, ist die Gesellschaft dadurch vielfältiger geworden? Richtige Antwort: In keinem!" Erst war der Islam da, dann wurden die Länder gegründet. Das heißt, dass die Länder oder Staaten größtenteils auf Grundlage einer Homogenität geschaffen wurden. In den Ländern die mehrheitlich den Islam praktizieren, ist die vorgebliche Grundlage, der Islam gewesen. Die Vielfalt die sie meinen, ist eine neoliberale Freiheit, eine Emanzipation von der Ständegesellschaft, eine Schaffung des Bürgertums mit eigener Verfassungsordnung und selbst gewählten ökonomischen Freiheiten, die erst durch massive Restriktionen in die wirtschaftliche Freiheit anderer Staaten gewährleistet werden kann. Die islamische geprägten Länder, konnten nicht diese Vielfalt entwickeln, weil die neoliberale Freiheit durch Eingreifen in diesen Ländern einen ökonomischen Progress und militärische Stabilität, die die Bedingung für Vielfalt sind, verhindert haben. Die Verhältnisse bestehen bis heute. Sie Unterstellen den besagten Ländern ein Mangel an Vielfalt. Da liegen sie falsch. Etliche Institute, Universitäten und andere Institutionen sind in jenen Ländern beheimatet und machen ihre Arbeit. Und nur weil man aus jenen Ländern kein Kolumbien, Namibia oder Brasilien machen kann, heißt es nicht das es an Vielfalt mangelt. Oder meinen sie mit Vielfalt eben diese Verhältnisse in Thailand,Burma, Philippinen, Süd und Nord-Amerika, Südafrika oder England? Dann erliegen sie einer oberflächlichen Vielfaltsbegriff auf. Diese Vielfalt ist mit der ökonomischen Bedingungen unweigerlich geknüpft. Das sind verfassungsgebende gebildete Freiheiten, die sich aus einem ökonomischen Grund ergeben und eben nicht aus genuin weltanschaulichen Freiheiten resultieren. Die Vielfalt wird nur solange gewährt, sofern sie nützt. Eine aufgezwunge Vielfalt nach neoliberalen Prinzipien.
02.10.19
15:11
Sabine Schonfeld sagt:
Darf ich es ehrlich sagen: Mir sind die meisten jungen Frauen mit Kopftuch total unsympathisch, weil ich merke, dass sie alles gleichzeitig wollen: "Reiner" und "moralischer" sein als die anderen Frauen und gleichzeitig modern und attraktiv mit Skinny-Jeans und Nike. Nur mal zur Info, kann ja erhellend sein: Alle, mit denen ich jemals über das Thema sprach, glauben euch weder das eine noch das andere.
03.10.19
16:12