Berliner Neutralitätsgesetz

Gutachten: „Kopftuch fördert Konflikte in der Schule“

Kein Kopftuch, keine Kippa, kein Kreuz. Das Berliner Neutralitätsgesetz hatte zuletzt immer wieder für Debatten gesorgt. Nun liegt ein Gutachten vor.

05
09
2019
Symbolbild: Lehrerin mit Kopftuch in der Schule, CDU © Shutterstock, bearbeitet by iQ.
Symbolbild: Lehrerin mit Kopftuch © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Mit einem neuen Rechtsgutachten zum Berliner Neutralitätsgesetz will die Senatsbildungsverwaltung ihre Position im anstehenden „Kopftuch-Prozess“ gegen eine muslimische Lehrerin vor dem Bundesarbeitsgericht stärken. Das Gesetz verstoße „weder gegen das Grundgesetz noch gegen Normen des Rechts der Europäischen Union noch gegen Vorschriften des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes“, erklärte der Verfasser der Studie, der Gießener Rechtswissenschaftler Wolfgang Bock, am Donnerstag in Berlin.

Bei der Vorstellung der 122-seitigen Studie erklärte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) zur Begründung ihres Auftrags zu dem Gutachten, das Land Berlin wolle „für künftige Prozesse rechtlich auf der sicheren Seite sein“. Bock betonte, das im Gesetz festgeschriebene „Verbot religiös ausdrucksstarker Kleidung wie des islamischen Kopftuchs“ einer Lehrerin sei „rechtmäßig und verhältnismäßig“. Das Neutralitätsgesetz verbietet Grundschullehrern und anderen staatlichen Bediensteten, bei der Arbeit sichtbare religiöse oder weltanschauliche Symbole und Kleidungsstücke zu tragen.

„Kopftuch fördert Konflikte in der Schule“

Das Land Berlin musste in mehreren Fällen durch Gerichtsbeschluss Schadensersatz an abgelehnte Lehramtsbewerberinnen zahlen, die nur mit Kopftuch unterrichten wollten. In einem der Fälle ging das Land beim Bundesarbeitsgericht in Revision, wie die Prozessbevollmächtigte der Bildungsverwaltung bestätigte. Im kommenden Jahr sei mit mehreren Verhandlungen zu rechnen

In seinem Gutachten vertritt Bock die Auffassung, ein Kopftuch fördere „unabhängig von den Motiven seiner Trägerin“ die aus einer „islamischen Religionskultur“ entstehenden Konflikte an der Schule. Unter Berufung auf internationale Studien gibt er an, dass 40 bis 60 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime durch eine Kultur geprägt seien, die eine Unterordnung der Frau propagiere. Nach ihrer Religionskultur müssten sie dafür auch in ihrem sozialen Umfeld eintreten. Davon seien auch die mehr als 25 Prozent muslimischen Schüler in Berlin beeinflusst.

Gutachten kritisiert „widersprüchliche Rechtsprechung“

Das Neutralitätsgesetz sichere das Recht der muslimischen Schülerinnen „auf ungehindertes Lernen und religiöse Selbstbestimmung“, so der Gutachter. Er kritisiert in seiner Studie die „widersprüchliche Rechtsprechung“ des Bundesverfassungsgerichts in der Frage. Während dessen Zweiter Senat 2003 ein weitgehendes Verbot religiöser Symbole in Landesgesetzen ermöglicht habe, habe der Erste Senat 2015 das Tragen des islamischen Kopftuchs in der Schule in der Regel gestattet. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Nicht das Kopftuch fördert Konflikte in der Schule, sondern intolerante Schüler und Lehrer, die aus diesem Tuch ein (permanentes) Problem machen. Und Politiker und "Gutachter", die die anti-islamische Stimmung anfeuern. Das Kopftuch ist nur ein billiger Aufhänger für Populisten, um auf dem anti-islamischen Zug auf Stimmenfang zu gehen. Alle, die aus dem Kopftuch in der Schule ein Problem machen, sollten mal einige Schulen in den USA besuchen. Dort sind Schülerinnen mit Kopftuch alltäglich. Und keiner macht daraus ein Problem-- vielleicht mit Ausnahme einiger Trump-Fans.
25.09.19
10:18
Eddy sagt:
Hallo Ute, meine Frau ist moslemisch und sie hat in Teheran Islam studiert. Du bist falsch mit deiner Meinung: Der Islam ist die Religion die sich selbst anzweifelt. Sie möchte als einzige Religion genau diese nicht sein. Im Koran kommt kein einziges Mal das Wort Religion vor. Menschen zweiter Klasse ist eher eine Idee des weißen Mannes und nicht eines Gottes, weil er alle gleich erschaffen hat. Im Islam sind alle Menschen gleich, auch die Nazis. Die müssen nur später in die Hölle und dem Teufel als Frau dienen. Oder einfach verbrennen und wieder zurückkommen und wieder verbrennen. So wie einer der klaut und ins Gefängnis muss. Verstehst du das? Du bist nicht klug, wenn du Unsinn redest. Saudi Arabien hat viel Geld und Öl. Wir fahren jeden Tag damit. Wenn du nicht willst, dann fahr Fahrrad. Plastik wird auch aus Öl gemacht. Islamisches Recht haben Menschen gemacht und nicht der Islam. Genauso haben nicht die Österreicher gekokst, aber der Stacher. Nicht Österreich wurde abgesetzt, aber Kurz. Nicht alle Deutschen sind Nazis aber AfD. Verstehst du das?
25.09.19
14:27
Ute Fabel sagt:
@ Ethiker, Eddy: „Alle Menschen sind in allen Weltreligionen, ausser dem Judentum grundsätzlich gleich.“ Das genaue Gegenteil ist der Fall! In Bibel und Koran wird ebenso wie in den Fünf Büchern Mose feinsäuberlich zwischen den erlösungswürdigen Rechtgläubigen und den Schlechtgläubigen unterschieden, denen bittere Verdammnis prophezeit wird: Im Markusevangelium 16,16 werden folgende Jesusworte zitiert: Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Weit Sadistischeres wird Nichtschristen dann noch in der Offenbarung Johannes verkündet, die Bestandteil des Neuen Testaments ist. Hier ist eine Kostprobe jener zahlreichen Nettigkeiten, die man im Koran für die Ungläubigen übrighat: Sure 4-56: „Wer da Unsere Zeichen verleugnet, den werden Wir im Feuer brennen lassen. Sooft ihre Haut gar ist, geben Wir ihnen eine andere Haut, damit sie die Strafe schmecken.“ Sure 8-12: „In die Herzen der Ungläubigen werfe Ich Schrecken. So haut ein auf ihre Hälse und haut ihnen jeden Finger ab.“ 22-19ff: „Für die Ungläubigen sind Kleider aus Feuer geschnitten, gegossen wird siedendes Wasser über ihre Häupter, das ihre Eingeweide und ihre Haut schmilzt, und eiserne Keulen sind für sie bestimmt.“ Wie gesagt, dies ist nur ein kleiner Teil der Freundlichkeiten, die der Koran für uns Ungläubige vorgesehen hat.
26.09.19
17:38
Johannes Disch sagt:
So, das Kopftuch fördert Konflikte?? Meine Güte, das ganze Leben besteht aus Konflikten. Entscheidend ist, wie man damit umgeht. Und wo sollte man besser lernen, mit Konflikten konstruktiv und lösungsorientiert umzugehen als in der Schule??
27.09.19
11:24
Johannes Disch sagt:
@Eddy (25.09.19, 14:27) -- "Der Islam ist die Religion, die sich selbst anzweifelt" (Eddy) Na, da zeichnen sie aber ein sehr idealisiertes Bild des Islam, das mit der Wirklichkeit nicht viel zu tun hat. Selbstverständlich gibt es Stellen im Koran, die intolerant gegenüber Andersgläubigen sind. Und wenn sie sich die Realität in islamischen Ländern ansehen, dann ist nicht weit her mit der Religionsfreiheit für Andersgläubige. Und "Riddah"-- der Abfall vom islamischen Glauben-- wird noch immer drastisch bestraft, in der Regel mit dem Tod. Es ist noch immer nicht möglich, sich als Muslim von seiner Religion loszusagen, ohne dass es drastische Konsequenzen hat. Das alles ist mit den Werten der Moderne und mit einem aufgeklärten Verständnis von Religion nicht zu vereinbaren.
27.09.19
11:42
Ethiker sagt:
Ute Fabel, ich sprach von grundsätzlichen Dingen. Im Islam werden allen Menschen sündenfrei geboren, unabhängig was ihre Vorfahren angestellt haben. Im Christentum werden alle Menschen mit der Erbsünde geboren und auch das unabhängig was ihre Vorfahren angestellt haben. Im Judentum sind Menschen Jüdischen Glaubens und ihre Kinder grundsätzlich höherwertig. Bitte infomieren sie sich, sonst zeigen sie nur peinliche Inkompetenz ! Bitte zitieren sie die Bibel und den Koran nicht aus dem Kontext und nicht aus Übersetzungen ohne Tafsir oder Exegese! Sie untergraben ihre Glaubwürdigkeit und reihen sich unter den fanatischen Islamhassern ein, sollten sie wie jene auch Zitate aus dem Kontext reißen und instrumentalisieren. Islamhasser haben nicht selten einen Hang zur gruppenbezogenen Menschfeindlichkeit, den sie durch Worte kundtun, ich hoffe sie sind keine Islamhasserin.
27.09.19
17:03
Eddy sagt:
Hallo Johannes, mir geht es nicht um das von Menschenhand geschaffene Übel in der Auslegung koranischer Verse. Es sollte doch immer nur um die Intention des Rezipienten gegenüber eindeutiger und mehrdeutiger koranischer Verse gehen, deren vollkommenen Wahrheitsgehalt nur Allah kennt und Menschen mit der Hilfe der Ratio höchstens erahnen können. Ausgenommen sind die sogenannten Kafirs oder Bedecker, , Verleugner (nicht zu übersetzen mit Ungläubige) , Verschleierer. Sure 3 Vers 7
27.09.19
21:38
Johannes Disch sagt:
@Eddy (29´7.09.19, 21:38) Da bin ich mit Ihnen einer Meinung: Man muss unterscheiden, wie sich eine Religion real unterschiedlich manifestiert (Islam in Saudi-Arabien, in Indonesien, in der Türkei, etc.) und ihrem spirituellen Kern. Auch ist eine Religion nicht starr, sondern steht in Wechselwirkung mit dem sozialen Umfeld und der Zeitgeschichte. So hat die Kairoer Al-Azhar-Universität--- die entscheidende Instanz für den sunnitischen Islam-- in einer wegweisenden und bis heute gültigen Fetwa bereits 1988 (!) deutlich gemacht, dass man nicht mehr von "Ungläubigen" spricht, sondern von "Andersgläubigen." Davon abgesehen, dass Juden und Christen nie als "Ungläubige" galten, sondern als "Schriftbesitzer." Und auch über den Begriff "Djihad" lässt sich diese Fetwa aus. Sie macht deutlich, dass "Djihad" heute nur noch im Sinne von "individueller Anstrengung" zu deuten ist und nicht als "Heiliger Krieg" Al Azhar kann nix dafür, dass theologische Analphabeten wie die Terroristen des IS und andere Islamisten sich nicht an die Auslegung von Al Azhar halten. Schlimm daran ist, dass viele westliche Banal-Kritiker den unislamischen Terror des IS mit dem Islam gleich setzen.
29.09.19
14:17
Johannes Disch sagt:
@Eddy (27.09.19, 21:38) Ganz kurz: Jetzt verstehe ich besser, was sie meinen. Danke.
30.09.19
13:34
Kritika sagt:
Johannes Disch: " Alle, die aus dem Kopftuch in der Schule ein Problem machen, sollten mal einige Schulen in den USA besuchen. Dort sind Schülerinnen mit Kopftuch alltäglich. Und keiner macht daraus ein Problem-- vielleicht mit Ausnahme einiger Trump-Fans." ----------- Unsere Kinder sind in der US zur Highschool und College gegangen. Weit und breit war dort kein einziges KopftuchWesen zu sehen. Keine Schülerin, keine Lehrerin, nicht einmal Eltern wenn Elternabend war. Wenn dort Muslims waren, so haben die aus Rücksicht auf Normalmenschen sich wie Normalmenschen verhalten und gekleidet.. Solche Rücksichtnahme auf Normalmenschen würde den Muslims in Deutschland auch gut zur Gesicht stehen. Dann gäbe es wahrscheinlich weniger Feindschaft gegenüber Muslims. Gruss, Kritika
02.10.19
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