LANDTAGSWAHLEN HESSEN

„Moscheeangriffe müssen als kriminelle Akte verfolgt werden“

Am 28. Oktober finden die Landtagswahlen in Hessen statt. Was steht in den Parteiprogrammen zu Islam und Muslimen? IslamiQ liefert die Antworten. Heute die Linke. Wähl mit iQ!

23
10
2018
0
Die Linke Hessen
Die Linke Hessen

IslamiQ: Seit dem Schuljahr 2013/14 wird bekenntnisorientierter islamischer Religionsunterricht an mehreren Schulen in Hessen angeboten. Welche Pläne verfolgt ihre Partei dieses Angebot auszuweiten?

DIE LINKE: Wir stehen zur Religionsfreiheit. Wenn bekenntnisorientierter Religionsunterricht in den Schulen angeboten wird, sollten alle Regligionsgemeinschaften dazu das Recht haben. Wir möchten aber, dass die Relligionslehrerinnen und -lehrer an einer staatlichen Universität mit Lehrplänen des Kultusministeriums ausgebildet werden. Als grundsätzliches Ziel befürworten wir Ethikunterricht an den Schulen.

IslamiQ: Kooperationspartner für den Islamischen Religionsunterricht ist der aktuell kontrovers diskutierte DITIB. Gefährdet das die Fortsetzung des Projektes „Islamischer Religionsunterricht“?

IslamiQ führte das Interview auch mit anderen Parteien:
Bündnis90/die Grünen: „Vorurteile abbauen, miteinander ins Gespräch kommen

DIE LINKE: Ja. Wir stehen DITIB sehr kritisch gegenüber, denn der Verband hält eine enge Kooperation mit Diyanet und dem türkischen Staat. Religion ist ein persönliches Recht und keine Einflusszone eines Staates. Generell sehen wir den islamischen Religionsunterricht mit nur zwei Kooperationspartnern in Hessen als viel zu eng gefasst.

IslamiQ: In Niedersachsen, Hamburg oder Bremen gibt es bereits Staatsverträge mit islamischen Religionsgemeinschaften oder werden welche ausgehandelt, um die Kooperation mit den islamischen Religionsgemeinschaften zu stärken. Wie wollen Sie die Zusammenarbeit mit den Muslimen stärken?

DIE LINKE: Da der Islam nicht hirarchisch verfasst ist, sehen wir in einer Art Schura am ehesten eine Möglichkeit, die verschiedenen Strömungen am Religionsunterricht zu beteiligen. Kooperationen aus verschiedenen muslimischen Gemeinden unter einem Dach einer Religionsgemeinschaft oder eines Verbandes könnten wir uns als Partner für das Kultusministerium vorstellen.

IslamiQ: Mehrere Studien attestieren eine zunehmende Islamfeindlichkeit in Deutschland. Wie möchte Ihre Partei dieser Entwicklung entgegenwirken?

DIE LINKE: Wir setzen uns außerparlamentarisch und in Parlamenten auf allen Ebenen gegen jeden Rassismus und gegen Diskriminierung ein. Es bedarf einer Stärkung der Zivilgesellschaft, um die Stigmatisierung gesellschaftlicher Gruppen zurückzudrängen. In den Schulen sollen interkulturelle Konzepte verbindlich sein.

IslamiQ: In den letzten Jahren kommt es immer häufiger zu Angriffen auf Moscheen und muslimische Einrichtungen. Was kann und sollte unternommen werden, um diese zukünftig besser zu schützen?

DIE LINKE: Erstens muss die Polizei ihre Arbeit machen. Es ist eine grundlegende Frage in einer demokratischen Gesellschaft, dass Übergriffe dieser Art nicht geduldet, sondern als kriminelle Akte verfolgt werden. Aber es müssen auch Menschen, Organisationen und Parteien Zivilcourage zeigen! Laut und unüberhörbar! Das gesellschaftliche Klima muss sich diesbezüglich ändern.

IslamiQ: Die islam- und fremdenfeindliche AfD ist in eine Reihe von Landesparlamenten und nun sogar in den Bundestag gewählt worden. Welche Chancen malen sie der AfD in Hessen aus und welcher Umgang mit dieser Partei ist von Ihnen im Landtag zu erwarten?

DIE LINKE: Es wird momentan nicht zu verhindern sein, dass eine Fraktion der AfD in den Landtag einzieht. Wir werden natürlich in keiner Weise mit dieser Fraktion zusammenarbeiten. Aber auch Versuche der bürgerlichen Parteien, mit der AfD zusammenzuarbeiten, werden wir öffentlich bekannt machen und keinesfalls schweigend zusehen.

IslamiQ: Die Deutsche Islamkonferenz befasste sich mit dem Thema islamische Wohlfahrtspflege und Seelsorge aufgrund der steigenden Nachfrage – auch in Hessen. Wird Ihre Parte die Etablierung einer islamischen Wohlfahrtspflege unterstützen? (bitte begründen)

DIE LINKE: Diese Pläne sind zu begrüßen! Gerade in einer schwierigen persönlichen Situation spielen Religion und kulturelle Identität eine besonders wichtige Rolle