Islamische Bekleidung

Wissenschaftlerin: Über westliche Geschlechterordnung nachdenken

Die Debatte um die Burka hält an. Eine Kulturwissenschaftlerin rät, die eigenen Geschlechterrollen bezüglich der Kleidung kritisch zu hinterfragen.

21
08
2016
Symbolfoto: Das Tuch. © flickr/CC 2.0/montillon.a

Die Kulturwissenschaftlerin Barbara Vinken wirbt angesichts der Debatte um ein mögliches Burkaverbot dafür, den Blick auf die westliche Geschlechterordnung zu richten. Auch hier gebe es „keine Gleichheit der Geschlechter“, sagte sie am Sonntag im Deutschlandfunk: Auch in der deutschen Gesellschaft seien Frauen „Objekte des Blickes“ und die Männer eben die, die blicken.

Die Männermode verweigere, irgendetwas vom Körper zu zeigen, so Vinken, Frauenkörper würden im Gegensatz dazu erotisch inszeniert. Die Debatte über die Burka tauge dazu, diesen Unterschied zu begreifen. Zudem zeigte sich Vinken davon überzeugt, dass die Mode die Burka in ihren „Bann ziehen“ und sie zu einem modischen Gegenstand machen werde. Damit, so die Kulturwissenschaftlerin, fiele das Verschleierungsargument weg.

Zunächst erscheine die Burka „sehr extrem“, räumte die Münchner Wissenschaftlerin ein. „Die Augen sind immer als das Fenster zur Seele begriffen worden und das Gesicht als das, was unseren Charakter ausmacht.“ Wenn man das verstecke, dann komme das schon einer extremem Ausradierung des öffentlichen Raumes und auch des Gegenübers gleich. Ursprünglich sei die Burka in den islamischen Gesellschaften jedoch nicht unbedingt mit der Unterdrückung von Frauen verbunden gewesen. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Marius sagt:
Warum sollen wir uns in unserem Land von den Muslimen vorschreiben lassen, worüber wir nachdenken sollen? Wer eine strenge islamische Ordnung wünscht kann in den neu gegründeten Islamischen Staat auswandern oder in sein Herkunftsland zurückgehen. Uns soll er aber bitte in Ruhe lassen.
21.08.16
22:26
Ute Fabel sagt:
Was die Businessmode betrifft, ist die Einschätzung von Frau Vinken richtig. Anwältinnen mit ärmellosen Tops und kurzen Röcken findet man im Sommer schon fast überall, ein Anwalt mit Shorts wäre hingegen noch immer undenkbar. Festzustellen ist, dass in vergangen Jahrhunderten, als Frauen bodenlange Kleider tragen mussen (selbst Verschleierung des Haars war bei Frauen im 15. Jahrhundert noch Usus) deren Stellungweit schlechter war als im 21. Jahrhundert. Der Minirock in den 1960er wurde ja als freches Befreiungssymbol verstanden. Zwischen Verhüllung von Frauen und Unterdrückung besteht folglich ein klarerer Zusammenhang als zwischen Enthüllung und Unterdrückun gIn der Freizeitmode wird alledings ohnedies auch der männliche Körper immer mehr mit muskelbetonten Shirts und Shorts inszeniert. Männer quälen sich in Fitnesscentern genauso ab wie Frauen, um ihrer Körper zu stählen.
22.08.16
7:59
Manuel sagt:
Alles schön gut, aber JETZT ist sie damit verbunden und außerdem auch noch ein Symbol des Islamismus!
22.08.16
11:15
Johannes Disch sagt:
Man bewegt sich da auf einem schmalen Grat. Wir tun so, als wäre unsere Liberalität vom Himmel gefallen und werfen anderen Kulturen Unterdrückung vor. Wir (Heiko) Maasen uns an, festzustellen, wann eine Frau unterdrückt ist und wann nicht und glauben, das an gewissen Symbolen festmachen zu können. Gleichzeitig hält wieder eine Prüderie Einzug, die an das viktorianische Zeitalter erinnert. Justizminister Heiko Maas will "diskriminierende sexistische Werbung" verbieten lassen. Dazu zählt "Keuschheitsminister" Heiko Maas auch Werbung im Bikini. (Frage: Darf dann noch Werbung FÜR den Bikini gemacht werden? Und wie wird die aussehen?) Dabei gibt es nur ein Problem: Normen-- auch sexuelle-- unterliegen dem Wandel. Was gestern noch als züchtig galt, das ist heute reaktionär. Und was dem einen Ausdruck von Liberalität ist, das ist dem Anderen ein Zeichen von moralischer Dekadenz. So kontern beispielsweise oft Muslime/Musliminnen den Vorwurf, das Kopftuch wäre ein Symbol der Unterdrückung. Bei diesem Kampf um die Deutungshoheit, wann jemand als unterdrückt zu gelten hat, wann als frei, aber wann diese Freiheit wieder in "Diskriminierung" umschlägt, kommt es zu seltsamen Kapriolen, die jeder Logik entbehren. Spitzenreiterin ist da zweifelsohne die Feminismus-Ikone Alice Schwarzer. Sie kämpft an der "Wir-befreien-die-muslimische-Frau-vom-Kopftuch"-Front, will aber gleichzeitig Pornografie (wieder) verbieten lassen, weil diese (angeblich) frauenverachtend ist. Das Kopftuch ist Alice zu reaktionär und sie deutet es als Zeichen der Unterdrückung. Wird auf der Leinwand aber fröhlich ge***, dann ist es ihr zu viel der Freiheit. Das ist dann sexistisch und frauenverachtend, und somit irgendwie auch wieder unterdrückend. Ist doch schön, wenn man jemandem im Land hat, der allen Frauen-- egal, aus welchem Kulturkreis-- sagen kann, wann genau sie unterdrückt und wann sie frei sind. Und wann die Darstellung und Ausübung von Sexualität noch erotisch ist, und ab wann diskriminierend.... lg Johannes Disch
22.08.16
19:41
Johannes Disch sagt:
-- Nachtrag: "Keuschheitsminister Heiko Maas findet Werbung im Bikini "sexistisch", und will sie deshalb verbieten lassen. Kann Werbung FÜR BIKINIS künftig noch gemacht werden??? Und wenn ja, wie?? Eventuell im Burkini? Vielleicht ist das Heiko Maas dann keusch genug??? *lol* lg Johannes Disch
22.08.16
20:32
Andreas sagt:
Die Enthüllung von Frauen in den 1960er war von diesen selbst gewählt, niemand hat sie dazu gezwungen. Insofern war das damals sicherlich eine Befreiung. Wenn aber heute Frauen zwangsenthüllt werden sollen gegen ihren Willen, dann hat das eher mit Unterdrückung als mit Befreiung zu tun. In diesem Fall ist die Unterdrückung das Verbot der Verhüllung, so dass die Befreiung in der selbst gewählten Verhüllung besteht. Und zum Symbol des Islamismus machen nicht Muslime die Verhüllung, sonder Islamgegner.
22.08.16
21:32
Johannes Disch sagt:
@Andreas -- "Und zum Symbol des Islamismus machen nicht Muslime die Verhüllung, sndern Islamggener." (Andreas) Korrekt. Auf "bento" erschien vor 2 Tagen ein Artikel: "Warum wir uns verhüllen." Vielleicht sollten wir uns einmal mit den betroffenen Frauen unterhalten, bevor wir über ihre Burka hinweg Verbote aussprechen??? lg Johannes Disch
24.08.16
1:52
Manuel sagt:
@Andreas: Achso, nur komisch, dass in islamistischen Staaten, in denen die Scharia Gesetz ist, entweder Kopftuch- oder Totalverschleieungspflicht herrscht. Ihre Beschwichtungs- und Verschleierungsversuche gehen daher leider in Leere. Die Totalverhüllung IST ein Zeichen des Islamismus, noch in den 1990er waren totalverhüllte Frauen in den nordafrikanischen Metropolen gar nicht anzutreffen, also betreiben Sie hier keine Umkehrung der Tatsachen, nur um den Islamismus salonfähig zu machen-
24.08.16
11:32