NSU-Terror

Maas beklagt Versäumnisse der Behörden, Gauck zeigt Solidarität mit Opfern

Köln hat heute erneut an den Nagelbomben-Anschlag vor zehn Jahren in der beliebten Keupstraße erinnert. Justizminister Heiko Maas kritisierte bei einer Podiumsdiskussion die Behörden, während Bundespräsident Joachim Gauck bei der zentralen Gedenkkundgebung Solidarität mit den Opfern demonstrierte.

09
06
2014

In Köln wurde heute im Rahmen der Veranstaltung „Birlikte“ (Türkisch: Zusammenstehen) erneut an den zehnten Jahrestag des Nagelbomben-Anschlags des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) in der Kölner Keupstraße erinnert.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) beklagte sich auf einer Podiumsdiskussion über die Versäumnisse der Behörden in der Aufklärung des NSU-Terrors. „Ich schäme mich dafür, dass der deutsche Staat es über so viele Jahre nicht geschafft hat, dafür zu sorgen, dass unbescholtene Bürger besser geschützt wurden“, sagte Maas. Es sei für ihn unverständlich, dass die Opfer des Anschlags zudem kriminalisiert wurden. Bis heute habe es keine abschließende Aufklärung darüber gegeben.

Am 9. Juni 2014 explodierte eine Nagelbombe vor einem Friseursalon in der Kölner Keupstraße. Die mit 700 Nägeln präparierte Bombe verletzte insgesamt 22 Menschen, vier davon schwer. Die Sicherheitsbehörden und auch die verantwortlichen Politiker schlossen über Jahre hinweg einen rechtsextremen Hintergrund des Anschlags aus. Stattdessen wurden die Täter im „Milieu“ vermutet. Erst mit dem Auffliegen des NSU vor zwei Jahren und dem Auftauchen eines Bekennervideos, kam die Wahrheit ans Licht.

Gauck zeigt Solidarität mit Opfern

Auch Bundespräsident Joachim Gauck hat sich im Rahmen der Veranstaltung „Birlikte“ solidarisch mit den Opfern gezeigt. Zum Auftakt der Großkundgebung in der Nähe des Anschlagsortes rief Gauck in einer Rede vor Zehntausenden Menschen dazu auf, gemeinsam gegen fremdenfeindliche Gewalt einzustehen. Im Vorfeld hatte er dem Besitzer des Friseursalons, vor dem die Nagelbombe explodiert war, dafür gedankt, dass er und seine Familie in Deutschland geblieben sind und nicht weggezogen sind.

Man fühle mit den Opfern, Familien und Freunden erklärte der Bundespräsident zu Beginn seiner Rede. Es erfülle ihn mit Freude zu sehen, wie zahlreich die Menschen bei „Birlikte“ zusammengekommen seien. „Wir sind die Vielen! Wir zeigen, wie wir in unserem Land leben wollen: respektvoll und friedlich. Wir sind verschieden. Aber wir gehören zusammen. Und wir stehen zusammen, um allen, die von fremdenfeindlicher Gewalt bedroht sind, zu sagen: Ihr seid nicht allein“, sagte Gauck.

Leserkommentare

Ute Diri-Dost sagt:
Warum fordert man nicht nach den Tätern und den wahren Hintergründen der Verbrechen,auch bei den Behörden zu recherchieren?Sollen durch die ganzen Solidaritäts - und Beileidsbezeugungen der Gerechtigkeit Sand in die Augen gestreut werden? -Es ist ja alles schon solange her-- und nichts hat sich getan.
09.06.14
20:27